Böses Erwachen

Neubau für Feuerwache ist gestrichen worden

Von Simone Jacobius

Bis vor einer Woche war die Welt noch in Ordnung, die Freiwillige Feuerwehr hoffte, dass im kommenden Jahr der Bau der geplanten Feuerwache wenigstens beginnen kann. Querelen gab es ja genügend im Vorfeld – zuerst die Grundstückssuche, dann die Eigentumsverhältnisse des Grundstücks, der Naturschutz und letztlich die Zuwegung zu dem Areal, das sich hinter dem Spielplatz an der Odernheimer Straße befinden soll. Nun kam das Aus. 

Anfang August wurde den Kameraden per Mail mitgeteilt, das kein Geld mehr vorhanden sei. Auf unbestimmte Zeit gibt es keinen Neubau. Und das, obwohl die Wache am Krampenburger Weg aus allen Nähten platzt. Auch ein Rettungswagen sollte im Neubau fest stationiert werden, damit die Müggelheimer schnelle Erste-Hilfe bekommen und nicht immer der Rettungshubschrauber ausrücken muss. Für die Kameraden, die ein Großteil ihrer Freizeit ins Gemeinwohl stecken, kommt das einem Schlag ins Gesicht gleich. Die große Frage: Wird ihre Arbeit überhaupt gewürdigt? Und wie können sie diese überhaupt weiterhin ausüben, wenn der Platz hinten und vorne nicht reicht?

Wehrleiter Sören Vieth und sein Stellvertreter André Beckmann sind jedenfalls hochgradig frustriert, die Kameraden sauer. „Wir hatten über die Berufsfeuerwehr nachgefragt, wie der Stand der Dinge ist. Wir wollten endlich Klarheit haben“, sagt Vieth. Die haben sie jetzt bekommen. Der ebenfalls dringend benötigte Bau der Feuerwache Wilhelmshagen wird auf 2025 geschoben, Müggelheim fällt erst einmal komplett raus.

„Wir werden uns das nicht gefallen lassen und Maßnahmen besprechen“, sagt er. Schon 2017 erwogen die Wachen rings um den Müggelsee per Wehrbeschluss den Dienst einzustellen. Dann kam Bewegung in die Bauvorhaben. Während Grünau und Schmöckwitz bereits im Bau oder fast fertig sind, tut sich in Müggelheim und Wilhelms-

hagen nichts. „Wir haben schon selber Hand angelegt und die Fahrzeughalle etwas umgebaut, damit wir unsere Ausrüstung dort hineinbekommen“, erläutert der Wehrleiter. 

Er hatte mit dem SPD-Abgeordneten Tom Schreiber über die Problematik gesprochen, der daraufhin am 31. Mai einen Brief an Finanzsenator Kollatz und den Landesbranddirektor schrieb. Darin hieß es: „Trost und warme Worte helfen den Engagierten nicht. Sie warten seit Jahren auf den Neubau. Durch die fortgesetzte Verzögerung gehen das Vertrauen in die Politik und die Verwaltung verloren.” Er brachte verschiedene Aspekte ins Spiel:

  1. Es gibt ein Rettungsdienstgutachten, welches besagt, dass gerade Müggelheim einen zusätzlichen RTW-Standort bekommen muss.
  2. Eine weitere Nichtfinanzierung des Bauvorhabens führe dazu, dass es einen neuen Wehrbeschluss geben wird, womit die Freiwillige Feuerwehr Müggelheim, aber auch die Freiwillige Feuerwehr Wilhelmshagen ihr Ende einläuten und aufgeben werden.
  3. Dieses Vorgehen hätte schwerwiegende finanzielle Folgen für das Land Berlin, denn in Müggelheim müsste dann eine Berufs-Feuerwache gebaut und alle finanziellen Folgen (Infrastruktur und Personal) getragen werden. 
  4. Nicht nur die Corona-Pandemie und der Katastrophenschutz (z.B. Blackout in Köpenick; Unglück in der Pohlestraße) haben gezeigt, wie essentiell das Ehrenamt insbesondere für die Außenbezirke des Landes Berlins ist.

Jetzt, am 27. Juli, kam die Antwort von Staatssekretär Torsten Akmann, die nichts Gutes verheißt: „Trotz der angespannten Haushaltslage ist es gelungen, für Wilhelms- hagen einen ersten Teilbetrag in Höhe von 500.000 Euro in die Investitionsplanung einzustellen.“ Eine Zustimmung des Senats dafür stünde jedoch noch aus. Zumindest könnte mit dieser Summe die planerische Arbeit vorangetrieben werden. Weitere Anmeldung von Investitionsprojekten aus dem Sondersanierungsprogramm seien derzeit nicht möglich.

Hintergrund werden unter anderem die anstehenden Wahlen sein. Das jetzige Parlament stellt den Haushaltsplan auf, das neue Parlament wird ihn Ende des Jahres verabschieden. „Die Gelder werden häufig umge-

switcht, wenn andere Bauvorhaben schneller mit der Planung sind“, weiß Schreiber. Und in Köpenick kamen sie mit der Planung nicht voran – jetzt hat eine Reinickendorfer Wache davon profitiert.  „Dabei sind die Freiwilligen Feuerwehren für Treptow-Köpenick lebenswichtig. Wenn die den Dienst quittieren, hätten wir ein ernsthaftes Problem“, ergänzt er. Seine Forderung: Schnellere Bearbeitung im Bezirk und im Berliner Immobilien Management (BIM). Er will dran bleiben an dem Thema, weiß aber auch, dass die Problematik von allen anderen Parteien ähnlich gesehen wird. Die BIM wollte sich zu der Problematik übrigens nicht äußern und verwies auf „laufende Gespräche”.