Kein anderer Standort möglich

Neuer Funkmast muss mitten im Ort stehen, um ihn abzudecken

Von Simone Jacobius

Manchmal ist die Sache mit der modernen Technik schwierig. Auf der einen Seite wollen die meisten funktionierendes Internet und einen vernünftigen Handyempfang, auf der anderen Seite stoßen Sendemasten bei immer mehr Menschen auf gesundheitliche Bedenken. Der neue Sendemast an der Odernheimer Straße (siehe auch MüBo 10/21) steht bereits und soll für eine bessere Leistung unseres Mobilnetzes sorgen.

Baustadtrat Rainer Hölmer hat nun ausführlich dazu geantwortet. Bereits am 29. November 2019 wurde die Baugenehmigung für diesen 5G-Mast von der bezirklichen Bauaufsicht erteilt.

Auch Standortalternativen wurden im Vorfeld geprüft. Doch die Bauherren teilten dem Bauamt im August 2019 mit: 

„Das Land Berlin fordert den Ausbau der digitalen Versorgung. Dazu gehört auch die schnelle Datenübertragung via Funk mit LTE und vorbereitend 5G. Des Weiteren gibt es Kundenbeschwerden aus dem nachfolgend beschriebenen Gebiet bezüglich der schlechten Qualität der Datenübertragung. Der Forderung und den Beschwerden werden wir mit dem Sender an dem hier beantragten Bauwerk annähernd entgegenkommen.”

Derzeit betreibt die Telekom AG, vom beantragten Standort aus betrachtet, nordöstlich in Rahnsdorf, östlich in Erkner, südwestlich in Karolinenhof, westlich an und auf den Müggelbergen und direkt am Müggelheimer Damm Sendeanlagen. Die Abstände zwischen den genannten Sendern und dem zuvor beschriebenen Versorgungsziel/-Gebiet sind zu groß. Die topografischen Verhältnisse und Baumbestände mindern ebenfalls die vorhandene Funkversorgung.

Die schwächsten Glieder in der Funkkette sind die mobilen Endgeräte der Mobilfunknutzer. Deren Sendeleistungen sind gering, dazu begrenzt und können nicht erhöht werden, heißt es von Telekom-Seite. Gespräche und Datenübertragungen im geforderten modernen Niveau kämen nicht zu Stande. Aus diesem Grund ist mittig im Siedlungsgebiet Müggelheim, eine neue Sendeanlage erforderlich um das gesamte Siedlungsgebiet versorgen zu können.

Um das zu erreichen, müssen die Antennen weitaus höher sein als die vorhandene Bebauung und Bewaldung, heißt es von der Telekom. Da es mittig im Ort kein geeignetes bauliches Objekt zur Anbringung der Antennen (Bauhöhe, Statik, Bereitschaft der Eigentümer zur Vermietung usw.) gibt, blieb nur der Bau eines Antennenmastes. Ein Antennenträger am Müggelheimer Damm, den die Telekom bereits mit nutzt, steht zu weit südwestlich, als dass von ihm ganz Müggelheim versorgt werden könnte.

„Das Zusammenspiel zwischen den funktechnischen, baulichen, baurechtlichen und zivilrechtlichen Möglichkeiten und Gegebenheiten grenzt die Alternativen auf die hier beantragte Stelle ein und zeigt auf, dass es keine anderen Alternativen gibt”, teilt die Telekom über den Baustadtrat mit. Der Mast soll bereits so geplant sein, dass ihn weitere Funknetzbetreiber mit nutzen können, heißt es.

Mobilfunkanlagen sind im Außenbereich grundsätzlich zulässig. Die Prüfung der Außenbereichsverträglichkeit des Vorhabens, auch unter dem Aspekt der natur- und artenschutzrechtlichen Belange, wurden vom Umwelt- und Naturschutzamt und Berliner Forsten, die im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens beteiligt wurden, bestätigt. Berliner Forsten erteilte eine Waldumwandlungsgenehmigung. Mit Vorlage der Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur sind gesundheitliche und immissionsschutzfachliche Aspekte abgeklärt, meint Rainer Hölmer.

Auf die Frage, ob nicht auch hier die Müggelheimer Bevölkerung im Vorfeld informiert hätte werden müssen, antwortet Hölmer: „Diese Frage ist an die Bauherrenschaft zu richten. Was das Bezirksamt bereits im Fall der Ortsdruckregelstation erläutert hat, gilt auch hier: Die Bauaufsicht führt grundsätzlich keine Bürgerbeteiligungsverfahren in einem Baugenehmigungsverfahren durch. Bauantragsteller und Bauantragstellerinnen haben Anspruch auf Erteilung einer Baugenehmigung, wenn die zu prüfenden öffentlich-rechtlichen Vorschriften eingehalten sind. Eine Beteiligung würde eine nicht bestehende Ergebnisoffenheit suggerieren. Das wäre sicherlich noch frustrierender für die Öffentlichkeit.” Eine solche Information obliegt aber der Bauherrenschaft, nicht aber der Bauaufsicht oder einem im Verfahren beteiligten Fachamt.

Der im vergangenen Jahr aufgestellte Mast an der Müggellandstraße geht im Übrigen auf eine Baugenehmingung aus der Senatsverwaltung zurück. Hier hatte das Bezirksamt kein Mitspracherecht, wurde nur im Jahr 2018 informiert. Denn bei dem Mast handelt es sich um einen Funkmast mit Antennenanlage und Versorgungseinheit für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Bauantragsteller ist daher auch die Senats-

innenverwaltung. Und das wiederum erklärt auch die Sicherung mit dicken Stacheldrahtrollen wie bei einem Hochsicherheitstrakt.    


Protest gegen 5G-Mast

Anwohner sprechen von Gesundheitsgefahr

Da sich für uns die Frage stellte, wieso wir Müggelheimer nicht vor dem weiteren Ausbau bzw. Bau eines Funkmastes/an der Odernheimer Straße informiert und gefragt wurden, haben wir dem Bürgermeister einen Brief mit unseren Fragen geschrieben. Er antwortet fast gleichlautend wie Baustadtrat Hölmer auf die Redaktionsanfrage.

Zum Gesundheitsschutz wurde wie folgt geantwortet: „Nicht das Bezirksamt, sondern die Bundesnetzagentur prüft, ob von Funkanlagen die Grenzwerte zum Schutz von Personen in elektromagnetischen Feldern eingehalten werden. Die Bundesnetzagentur ist ausführende Behörde der Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder (BEMFV)…“

Aber welche Grenzwerte werden zum Schutz der Gesundheit vor der hochfrequenten Strahlenbelastung durch die 5 G-Funkanlagen angewendet? Werden auch die biologischen Faktoren, wie z.B. neurologische Störungen, genetische Schäden, Krebsrisiko durch die Strahlen berücksichtigt und nicht nur die Wärmeentwicklung im Körper? Wollen wir nun beim Ausbau von 5G-Funkmasten in unserem Ort tatenlos zusehen? Gab es eine Abstimmung in Müggelheim? Jedenfalls ist uns keine bekannt.

So wächst hier im Ort der Protest und das nicht unberechtigt, wie in einem offenen Brief an die Bundesregierung vom 19. April 2020 der umweltmedizinisch orientierten Ärzte und Psychotherapeuten zu lesen ist: „Zu den genannten mit Funk betriebenen Geräten und den bisherigen Mobilfunkstandards 2G (GSM), 3G (UMTS), 4G (LTE) gibt es bereits eine Fülle von Forschungsergebnissen, die großenteils beunruhigend ausfielen. Nach Einschätzung sehr vieler Industrie unabhängiger Experten wird mittlerweile die gepulste Hochfrequenztechnologie als mitursächlich angesehen bei heute zahlreich anzutreffenden Gesundheitsproblemen (z.B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Depression und Erschöpfung, Verhaltensstörungen).

Weiterhin liegen wissenschaftliche Forschungen vor zu Veränderung des Herzrhythmus, Veränderung der Gen-Expression, Veränderung des Stoffwechsels, der Entwicklung der Stammzellen, der Entstehung von Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kognitiven Beeinträchtigungen, DNA-Schäden, Auswirkungen auf das allgemeine Befinden, einer erhöhten Anzahl freier Radikale, Lern- und Gedächtnisdefiziten, beeinträchtigter Spermienfunktion und -qualität (s.Internationaler Wissenschaftler-Appell 2015, Appell: Stopp von 5G und Arthur Firstenberg 2018).

„Wie ist es möglich, dass bis heute neue Funktechniken ohne eine Gesundheitsprüfung eingeführt werden können, obwohl Gesundheitsschäden erstmalig seit 1932 wissenschaftlich nachgewiesen sind und in Deutschland ansonsten so strenge Gesetze gelten?“ (Bürgerinformation 5G, von Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Karl Hecht)

Und nun ein 5G-Mast direkt in Schulnähe!? Was können wir tun? Als erstes sich selbst gut informieren, sich ein eigenständiges, unabhängiges Urteil bilden. Es gibt bereits Bürgermeister und Kommunen, die stellen sich aufgrund der fehlenden Gesundheitsprüfung gegen den Ausbau der 5G-Netze.

In den nächsten Tagen werden wir in Müggelheim Flyer zu diesem Thema verteilen. Wir hoffen, den weiteren Ausbau stoppen zu können, um so Schäden an uns, unseren Familien, den Tieren, Pflanzen und dem Klima zu vermeiden.

Es gibt Alternativen, die unsere Gesundheit nicht belasten. Zum Beispiel Glasfaserkabel, die unterirdisch verlegt werden!

Wer uns unterstützen möchte: Es gibt eine Unterschriftensammlung, ausgelegt in der Tankstelle, bei Getränke-Hoffmann, in der Postfiliale... und wer Fragen hat und mit uns ins Gespräch kommen möchte:  Wir treffen uns jeden Samstag von 13  bis 14 Uhr am Funkmast an der Odernheimer Straße.

Für die „Initiative 5G-Mast“ (im Umweltkreis) Thomas Jacobi, Pamela Hauth