Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 11/2000  
November 2000 Home  |  Archiv  |  Impressum


Ein idyllischer Waldweg, mitten ins Grüne hinein, denken Sie. Stopp, Irrtum. Das ist der Zugang zur Straße 41 in den Spreewiesen. Kein Wunder, dass kaum ein Mensch diese Straße kennt und erst Recht nicht findet, liegt sie doch jwd und ist eigentlich offiziell nicht zugängig - es sei denn, wir ignorieren die Forstschilder oder haben für die Durchfahrt bezahlt. Also doch nicht alles Idylle, wo es drauf steht? Foto: Jacobius

Notarzt irrte umher: Straße nicht beschildert

Runder Tisch soll Chaos in Spreewiesen beseitigen

„Das gibt's doch gar nicht. Eine halbe Stunde habe ich gesucht, bis ich diese Straße endlich gefunden habe.” Dem Fernmeldemechaniker der Telekom spricht die Erleichterung deutlich aus dem Gesicht, als er schließlich hört, dass er endlich richtig sei. Die Straße 41 gehört zur Siedlung Spreewiesen in Müggelheim. Eine Straße, die auf dem Stadtplan eingezeichnet ist, die aber kaum jemand findet. Auch Notarztwagen und Feuerwehr irrten schon herum. Grund: Die Straße ist nicht beschildert und der Weg dorthin führt über Forstwege, die von Autos nur mit Sondergenehmigung befahren werden dürfen.

Idyllisch im Landschaftsschutzgebiet gelegen, führt die Sandstraße, etwas erhöht gelegen, zwischen sumpfigen Wiesen und Erlenbruch hindurch. Den Anfang bildet eine Tierkoppel mit dem Hinweisschild: Achtung Wildruhezone. Erst nach einigen hundert Metern beginnen die Häuser. In erster Linie Wochenendlauben, die zur „Kleingartenanlage Spreewiesen/Drygalski-Insel e.V.” gehören. Bis zur Müggelspree hinunter erstrecken sich die etwa 100 Datschen. Die fehlende Ausschilderung kann verheerende Auswirkungen haben. „Wir haben eine dreiviertel Stunde auf den Notarztwagen warten müssen. Es wäre fast zu spät gewesen”, ist Anwohner Ludwig Miklau empört. Er fordert, ebenso wie der Telekom-Mechaniker, vernünftige Hinweisschilder, die den Weg zu der Siedlung beschreiben.

Auch die Feuerwehr hat sich schon häufiger über die unmögliche Straßensituation beim Köpenicker Bauamt beschwert. Das Problem ist, dass die Straße nicht öffentlich gewidmet wurde, also nach wie vor eine Privatstraße ist. „Die Straße gehört den Berliner Forsten. Die wären auch für die Ausschilderungen zuständig”, sagt Wilfried Mundus, Leiter des Köpenicker Tiefbauamtes. „Die Siedlung ist einfach sehr schlecht erschlossen”, räumt Forstamtsleiter Karl-Heinz Marx ein. Er sähe es am liebsten, wenn die Straße öffentlich gewidmet würde, er sie also der Obhut des Bezirksamtes überträgt.

Hans Grashof, rechte Hand des Baustadtrates, sieht die Situation als sehr vertrackt. Allein mit Schildern ist die Sache, seiner Meinung nach, nicht zu lösen. „In der Ecke sind viele Privatstraßen, weil irgendwann zur besseren Erschließung Wege durch die Grundstücke gezogen wurden. Jetzt wurden manche einfach zugemacht, weil die Menschen bei den Grundstückspreisen lieber jeden Quadratmeter für sich behalten”, sagt er. Beleuchtung, Beschilderung, Zustand der Straßen, einfach alles sei katastrophal. Alle Jahre wieder gebe es Beschwerden von der Feuerwehr über die unmöglichen Zustände. Er plädiert für einen Runden Tisch mit allen betroffenen Ämtern, um endlich eine endgültige Lösung für das Gebiet zu finden.

„Es gibt nur wenige Straßen in Berlin, die nicht leicht zu finden sind, aber die in Spreewiesen gehören dazu. Wir haben zwar alle Straßen in unserem Computer drin, aber wenn Wagen aus anderen Ausrückebereichen kommen, wissen die häufig nicht Bescheid”, sagt Feuerwehrsprecher Matthias Waligora. Normalerweise dürfe ein Notarztwagen höchstens 20 Minuten zum Einsatzort brauchen, nicht eine Dreiviertel Stunde wie in Spreewiesen.

Mundus sieht die öffentliche Widmung der Straße noch als Problem. Nur wenn öffentliches Interesse vorläge, könne dieser Schritt gemacht werden. Dazu gehöre nicht der Einsatz des Notarztwagens. Außerdem würde das Bezirksamt nur Straßen übernehmen, die in einem einigermaßen guten Zustand seien, um nicht gleich Geld hineinstecken zu müssen. Dass heißt, dass der Sandweg wenigstens eine drei Meter breite dünne Asphaltdecke haben müsste. Jetzt bleibt abzuwarten, ob der Runde Tisch zu einer Lösung führt. sip

Diese Seite drucken  |  Seitenanfang