7. Jahrgang, Ausgabe 02/2001 | |
Februar 2001 | Home | Archiv | Impressum |
Heute ist der Tod immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Er wird aus dem Leben verdrängt. Vielfach herrscht die Meinung, wer sich mit dem Thema Sterben und Tod beschäftigt, der ist nicht ganz dicht oder macht dies aus beruflichen Gründen.
Bereits vor einigen Jahren setzte ich mich intensiver mit dem Sterben auseinander. Erstens hatte ich Angst, alleine sterben zu müssen. Mit dem neuen Wissen ausgerüstet weiß ich, dass dies nicht so sein muß. Zweitens gab es auch berufliche Gründe. Ich arbeitete in einem Heim, in dem geistigbehinderte Erwachsene wohnen. Es ist ihr zu Hause. Leider wurde die Diskussion um das Sterben im Heim von den Mitarbeitern nicht angenommen, da die Meinung sich durchgesetzt hatte, wer stirbt muss ins Krankenhaus oder ins Pflegeheim. Das tat mir weh, aber ich stand mit meiner Meinung allein da, dass die Bewohner das Recht haben, in ihrem Heim sterben zu dürfen.
Eines Tages vor fast einem Jahr stand ein kleiner Artikel über die Hospizinitiative der Stephanus-Stiftung in der Zeitung. Dort war die Rede von der Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizhelferin. Das fand mein Interesse. Ich rief an, stellte mich vor und am 18. März 2000 fand das erste Seminar statt. Es waren viele Teilnehmer anwesend. Doch schon zum zweiten Seminar kamen weniger, die dann aber bis zum Schluss blieben.
Während der Ausbildung überwog natürlich die Theorie. Das Material, das wir zu jedem Seminar erhielten, wurde von mal zu mal weniger. Die Einstimmung auf jeden Seminartag war anders. Ich war schon gespannt, was kommen würde: ein Gespräch zu zweit, ein Portrait zeichnen, eine Visitenkarte anfertigen . . . Dabei lernten wir uns immer besser gegenseitig kennen. Aber auch unseren eigenen Körper spürten wir immer besser. Wir erfuhren beispielsweise, wie Geräusche auf uns wirken, wenn wir ganz still liegen und nur auf einen Punkt an der Decke starren.
Ganz besonders beeindruckt hat mich der persönliche Lebensbogen. Er stellt eine Bilanz dar und weist auch in die Zukunft, das heißt, wir sprachen über den eigenen Sterbeprozess. Jeder berichtete ohne Scheu, das von großem Vertrauen innerhalb der Gruppe zeugt.
Schon während der Ausbildung konnte ich Erfahrungen in der Hospizhilfe sammeln. Interessant war die Frage, die dabei auftauchte: „Darf eine Hospizhelferin weinen?“ Ja, sie darf.
Die Seminartage waren meist sehr anstrengend. Es wurde viel gelacht, doch flossen auch Tränen. Und dann fieberte ich schon wieder dem kommenden Zusammensein entgegen. So ging es auch den anderen Teilnehmern.
Die Praxis wird zeigen, wie wir unser Wissen umsetzen können. Wir werden unsere Grenzen erkennen müssen. Die Gruppe wird weiter helfen, Probleme zu lösen und Fragen zu beantworten. Ich freue mich auf die neue Herausforderung.
Ehrenamtliche Hospizhelferin Monika Burock
Am Dienstag, dem 6. März um 18 Uhr, findet ein Informationsabend über die Ausbildung zum ehrenamtliche Hospizhelfer im Ev. Altenpflegeheim „Daniel Vergara” der Stephanus-Stiftung; Salvador-Allende-Straße 91 statt.
Der nächste einjährige Lehrgang beginnt am 17. März. Hauptbestandteil der Ausbildung sind die monatlichen Treffen am Samstag. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat als „Ehrenamtlicher Hospizhelfer”.
Sterben soll wieder zum Leben gehören – das ist das Anliegen der Hospizinitiative der Stephanus-Stiftung. Die ehrenamtlichen Hospizhelfer besuchen Kranke, Sterbende und Angehörige und stehen ihnen zur Seite. Für diese Tätigkeit bedarf es Männer und Frauen, die sich für ein menschenwürdiges Sterben einsetzen wollen und es auf sich nehmen, die Lebensqualität Sterbender zu erhöhen.
Nähere Informationen erhalten Sie bei Schwester Kathrin Schuster oder Schwester Elke Gartenschläger unter Tel: 654 50 26.