Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 03/2001  
Januar 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Geschichten aus dem Müggelwald

Bobbi wünscht sich eine Hundearmbanduhr

Gibt es eigentlich eine Hundearmbanduhr? Bobbi dachte schon sehr lange darüber nach und fand keine Antwort.

Ob er wohl Kira, seine große Freundin fragen konnte, die wusste das bestimmt.

Als sie sich bei einer Hunderunde im Wald trafen, fasste er sich ein Herz. „Kira, du musst mir helfen. Mich quält seit Wochen eine Frage: Gibt es eine Hundearmbanduhr, oder gibt es keine?”

Kira sah ihn mit großen Augen an. „Was willst du wissen, ob es eine Armbanduhr für uns Hunde gibt? Nein, die gibt es nicht. Glaube ich jedenfalls. Nein, ich weiß es genau, eine Hundearmbanduhr gibt es nicht. Bist du jetzt total durchgeknallt Bobbi? Reicht dir dein Halsband nicht aus? Wozu brauchst du eine Uhr?”

„Das sage ich dir nicht, du verstehst mich sowieso nicht.” Er drehte sich um und ließ seine Freundin Kira einfach im Wald stehen.

Es gab keine Hundearmbanduhr. Nun wusste er es und das machte ihn sehr traurig. Er hatte sich alles so schön vorgestellt. Er wollte unabhängig von seinem Herrchen sein und selber bestimmen oder selber wissen, was wann passierte.

Zum Beispiel wusste Herrchen immer, wann die Hunderunde gedreht wurde. Herrchen wusste immer, wann Lisa aus dem Kindergarten abgeholt werden musste. Herrchen wusste immer, wann der Bus am Nachmittag mit Frauchen ankam. Herrchen wusste alles. Und das konnte er nur wissen, weil er immer auf dieses kleine runde Ding an seinem Arm guckte. Armbanduhr hieß dieses Ding. So nannten es jedenfalls die Menschen.

Wenn es also keine Hundearmbanduhr gab, dann konnte es auch eine Menschenarmbanduhr sein. Bobbi war alles egal. Er wollte unbedingt so ein Ding haben.

Erst einmal Ruhe bewahren, nachdenken und dann weitersehen. Und dann hatte er die Idee.

„Ich weiß, dass Herrchen seine Armbanduhr abends immer auf den Nachttisch neben seinem Bett legt. Ich werde sie einfach wegnehmen. Was soll ich denn machen? Das hat doch nichts mit Klauen zu tun, wenn das jetzt einer denken sollte. Ich will mein Herrchen nicht beklauen. Ich will nur selbstständig sein und selber bestimmen, was die Stunde geschlagen hat.”

Bobbi überlegte tagelang. Es war unheimlich schwierig. Mal gefiel ihm seine Idee. Dann fand er sie wieder schrecklich. Aber irgendwann hatte er genug.

An einem frühen Morgen, als Herrchen im Badezimmer war, nahm er die Armbanduhr vom Nachttisch und schleppte sie in den Schuppen. Dort versteckte er sie.

Er hatte sich alles so schön vorgestellt. Aber es kam ganz anders.

Herrchen lief tagelang wie wild durch das Haus. Immer auf der Suche nach seiner Armbanduhr. „Das Ding kann doch nicht weg sein. Ich habe sie doch auf meinen Nachttisch gelegt. Es gibt doch keine Diebe in unserem Haus.”

Solche Sprüche hörte Bobbi vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Und dann kam eines Tages die Frage: „Bobbi, hast du die Armbanduhr?” Bobbi stand wie versteinert. Herrchen guckte ihn mit großen, fragenden Augen an.

„Was soll ich nur machen, ich kann Herrchen nicht belügen, also gebe ich ihm die Uhr zurück”, dachte er. Dann stupste er Herrchen mit der Schnauze ans Bein und führte ihn aus dem Haus zum Schuppen.

Schweren Herzens holte er die Uhr aus seinem Versteck und legte sie Herrchen vor die Füße. „Braver Hund”, sagte Herrchen und gab ihm einen liebevollen Klaps. Ingrid Zweiniger

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