Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 02/2001  
Februar 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Ein trostloses Bild, so trostlos, wie die Gewerbesituation im Ort. Es ist Sinnbild für immer mehr Gewerbeleerstand am Ortskern. In diesem Fall handelt es sich um einen Laden im Müggelhof. Foto: Jacobius

Müggelheims Ladensterben geht weiter

Gewerbeleerstand am Ortskern wächst

Ist Müggelheim auf dem Weg zur Schlafstadt? Immer mehr Geschäfte stehen leer, stetig wächst die Zahl. Die Anzahl der gewerblichen Neuvermietungen ist dagegen verschwindend gering. Zurzeit stehen allein am Dorfanger sechs Geschäfte leer, plus einiger Büroräume. Ein weiteres Geschäft wird zum Sommer hin aufgegeben. Ist die Gewerbelandschaft in unserem Ortsteil noch zu retten?

Lutz Masche versucht seit Monaten zwei Läden und ein Büro an den Mann zu bringen. Es sind, nach Sanierung und Neubau, auf seinem Gehöft Alt-Müggelheim 16, attraktive Gewerberäume entstanden. Den Traum einer dauerhaften Vermietung seiner Scheune an der Odernheimer Straße hat der als Hausverwalter tätige Lutz Masche erst einmal aufgegeben. Stattdessen vermietet er das attraktive, zweigeschossige Gebäude mit einer Galerie kurzzeitig für Veranstaltungen. „Es melden sich zwar immer wieder Interessenten, die am Dorfanger ein Geschäft oder Büro eröffnen wollen, aber bis es zum Abschluss kommt, ist es ein langer Weg. Die Eigeninitiative der Leute lässt oft zu wünschen übrig”, so Masche.

Doch er weiß aus eigener Erfahrung, dass Müggelheim nicht allein mit seinen Problemen steht. Auch in anderen Bezirken gäbe es solche Vermietungsschwierigkeiten. So sei man in Adlershof teilweise schon mit den Gewerbemieten unter die Mieten für Wohnraum gegangen. „Es gibt Läden, die bereits für 10 Mark den Quadratmeter zu bekommen sind. Das könnte ich mir mit meinen Geschäften nicht erlauben, unter 20 Mark läuft bei mir nichts”, wundert sich Masche.

Immer wieder bekommt er von Geschäftsleuten aus der Innenstadt zu hören, dass Müggelheim zu weit draußen liege. Das schrecke viele ab. Gleichzeitig habe sich das Verhalten der Käufer geändert. Heutzutage ist zentrales Einkaufen angesagt. Alles strebe in die Zentren, Tante Emma Läden seien nicht mehr gefragt.

Müggelheim, in der Zange zwischen Forum Köpenick und Müggelpark Gosen. „Ich hoffe nur, dass es nicht irgendwann mal gar keine Läden mehr in Müggelheim gibt. Vielleicht denken ja die Käufer noch rechtzeitig um”, so Masche.

Davon ist Pascal Harder, Müggelheim-Kenner bei der Hausverwaltung Brumm & Rott überzeugt. „Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend zu den Zentren wieder zurückwandeln wird”, sagt er. Er setzt auf den „Gemeindestolz” der Müggelheimer, die dann doch irgendwann lieber wieder „Zuhause” einkaufen. Denn es sei ja durchaus etwas da, und man könne stolz darauf sein, dieses zu unterstützen, so der Mitarbeiter.

Im September 1996 eröffnete Brumm & Rott den von ihnen konzipierten Müggelhof, die kleine Einkaufsmeile Alt-Müggelheim 1. Seitdem gab es ein ständiges Kommen und Gehen bei den Gewerbetreibenden. Vor allem die Remise und ein kleiner Laden auf der Rückseite des Baus seien problematisch bei der Vermietung. So gab es beispielsweise schon eine Buchhandlung, ein Sanitärfachgeschäft, einen Naturkostladen, einen Schuster, einen Süßwarenladen, einen Geschenkartikelladen, einen Pizza-Imbiss und ein Trockenblumengeschäft. Während der Bauphase des Supermarktes wurde ein kleiner „Notverkauf“ eingerichtet, um die Versorgung der Müggelheimer mit dem täglichen Bedarf zu sichern.

„Allerdings müssen sich die Gewerbetreibenden auch den Bedürfnissen ihrer Kundschaft anpassen, das war nicht immer der Fall bei unseren Mietern”, zieht er Bilanz. Immer wieder bekomme er von Interessenten zu hören, dass Müggelheim und somit das Käuferpotenzial zu klein seien, was vor allem für Gastronomen ausschlaggebend sei. „Wir wollen aber auch nicht irgendetwas in die Läden setzen, es sollte schon zum Ort und zu seiner Infrastruktur passen”, sagt Harder. Von einem Copy-Shop ist er überzeugt, dass er laufen würde.

Generell guckt Harder optimistisch in die Zukunft. Jetzt wo Superspar fertig sei und somit die Baustelle weg, wäre der Anreiz für viele größer. Der nächste Pluspunkt würde die Fertigstellung der „Müggelgärten” sein, der kleinen Siedlung hinter dem Müggelhof. Dann wären Gewerbetreibende auch wieder bereit, die 25-30,- DM Kaltmiete pro Quadratmeter zu zahlen. sip

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