Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 03/2001  
Januar 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Serie für den Natur- und Gartenfreund

Klimawandel dramatisch?

Der diesjährige Winter war viel zu milde und er scheint schon in einen vorzeitigen Frühling über zu gehen. Die niedrigste Temperatur hab ich bei –8° C, in diesem Winter abgelesen. Es gab wenig Schnee oder Regen. Seit Mitte Februar blühten schon die Haseln, auch die Zaubernuss und die Erlen. Schneeglöckchen, Krokus und Winterlinge erfreuen die Gartenbesitzer.

Wetterkundler und Klimaforscher sagen, die Klimaerwärmung sei nachweislich in vollem Gange. Seit Beginn des Industriezeitalters hat sich die durchschnittliche Temperatur der Erde um 0,6°C erhöht. Noch in diesem Jahrhundert wird sich die Durchschnittstemperatur um 1,4°C bis 5,6°C erhöhen. Das ist viel rasanter und katastrophaler als die Wissenschaftler prognostiziert hatten (die zehn wärmsten Jahre des 20. Jahrhunderts lagen alle in den vergangenen 17 Jahren, am wärmsten war es 1998).

Was wird besonders auffällig sein? Die Klima-Zonen rücken langsam vom Äquator weg in Richtung der Pole. Große Veränderungen sind in den Polarzonen zu erwarten, wie ein besorgniserregender Gletscherschwund. Die Trockengebiete der Subtropen wie die Sahara dehnen sich bereits jetzt aus. Auch der Süden Spaniens leidet schon jetzt gebietsweise unter Wassermangel. Landschaften am Mittelmeer, auch der mittlere Westen der USA, die große Kornkammer Amerikas, werden versteppen.

Im gemäßigten Klima sind wir nicht so stark betroffen. Die Wettertendenz geht zu feuchteren Wintern und trockeneren Sommern. Es wird längere Perioden gleichartigen Wetters geben. An unseren Küsten kommt es zu stärkeren Sturmfluten. In den Alpen werden besonders schwere Niederschläge niedergehen. Mehr Schnee nur über 1500 Meter Höhe. Frühjahrsüberschwemmungen häufen sich. Der Meeresspiegel wird in diesem Jahrhundert langsam steigen, zwischenelf und 88 Zentimeter.

Aber bei uns wird das Wasser knapp. Mittels Grundwasser Gärten und Felder zu bewässern, wird irgendwann verboten sein. Es müssten Wasserspeicher angelegt werden.

Alle höheren Lebewesen, dazu zählen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Bäume, werden unter Klimastress leiden. Das bedeutet, das Immunsystem wird beeinträchtigt, die Anfälligkeit für Krankheiten steigt. Artensterben wird die Folge sein. Einige Arten werden sich in für sie klimatisch günstigeren Gebieten neu ansiedeln.

Da in unseren Breiten die Sommer wesentlich heißer als jetzt werden, wachsen die Pflanzen schneller. Frostempfindliche Arten überstehen die Winter besser. So wird es möglich sein, Kiwis und Feigen im Garten erfolgreich anzubauen. Andere Pflanzen, die feuchte und kühle Klimaverhältnisse lieben, werden verschwinden.

Schädlinge und Krankheiten werden sich bei geänderten Temperaturen rasant vermehren. Auch bei uns bisher unbekannte Insekten, wie zum Beispiel die Malariamücken, werden bei uns heimisch.

Wie ist es möglich geworden, dass die Prognosen für die Klimaveränderungen sich so dramatisch schnell vollziehen werden?

Fakt ist, der rasante Klimawandel ist durch uns Menschen verursacht! Wetter und Klima sind globale Geschehen.

Aber betrachten wir nur mal einige deutsche Ursachen. Von internationalen Experten wurde mangelnde Bereitschaft von Politik und Wirtschaft, bei all ihren Entscheidungen Umweltbelange zu berücksichtigen, festgestellt. Die Politik hat sich zu sehr auf die Selbstverpflichtungen der Industrie verlassen und so sind zum ersten Mal seit Jahren die Kohlendioxid-Emissionen wieder gestiegen. Dabei gehört die Bundesrepublik zu den wenigen Ländern, so die OECD, die vermutlich die Emissionen der Klimarahmenkonvention und des Kyoto-Protokolls erreichen könnten.

Aber die Situation beim Umwelt- und Naturschutz in Deutschland ist trotz verstärkter Bemühungen alles andere als rosig. Nach einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, entließ die BRD im vergangenen Jahr erstmals wieder mehr Kohlendioxid ( CO2) in die Atmosphäre.

(Kohlendioxid + Methan+ andere = Treibhausgas) Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von Gas, Öl oder Kohle. Besonders durch den wachsenden Verkehr stiegen die CO2 - Emissionen um 11,1 %, die Abgase aus Kraftwerken dagegen nehmen ab. Von der geplanten CO2 Reduzierung sind 60 % erreicht. Die gröbsten Schadstoffe werden aus der Luft heraus gefiltert. Dioxin und Ozon bleiben. Schwefeldioxid ging von 1990 bis 1999 deutlich zurück (85 %). Ergebnis durch Produktionsstillegung in Ostdeutschland, aber auch durch Rauchgasentstickungs-Anlagen und Katalysatoren. Ein Problem bleibt Dioxin. Luftverschmutzung greift Bäume an (Saurer Regen, übersäuerte Böden und Stickstoffübersättigung). 23 % der Waldflächen sind schwer geschädigt. Nadelbäume und Eichen haben sich leicht erholt, zunehmend leiden die Buchen unter Stickoxiden, Ammoniak und Ozon. Letzteres entsteht durch die Wechselwirkung schädlicher Abgase mit Sonneneinstrahlung (Sommersmog) und baut sich in Grüngebieten schwer ab.

Die Technik wird besser, aber erneuerbare Energien kommen trotzdem kaum zur Anwendung. Bis heute wird die Nachfrage nach Primärenergie zu 85% aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Erdgas gedeckt. Der Anteil der Atomenergie liegt bei 13%. Neue Technologien wie Windkraft und Solartechnik deckten im Jahr 2000 nur 1,3% des Bedarfs an Primärenergie. In Deutschland ist nach dem Atomkonsens der Ausstieg erst in 31 Jahren geplant. Das Erneuerbare-Energie-Gesetz erhöht die Vergütung für eingespeisten Öko-Strom und soll den Technologiewandel fördern.

Während Deutschland seine weltweite Spitzenstellung in der Windkraft weiter ausbaut, sind von den Fotovoltaik-Anlagen des 100 000-Dächer-Programms bisher nur 10 % realisiert.

Der größte Teil der Ressourcen wird sinnlos verschwendet, Industrie und Politik tun so, als wären diese unerschöpflich.

Eine erfreuliche Nachricht: Die drastische Reduktion von ozonschädlichem FCKW seit 1987 zeigt Erfolg. Wie australische Wissenschaftler berichten, beginnt sich das Ozonloch über der südlichen Erdhalbkugel wieder zu verkleinern.

Was kann jeder einzelne Mensch tun, damit der Klimawandel nicht so dramatisch wird? Ganz wichtig ist, dass wir viel mehr Toleranz gegenüber jeglichem Lebewesen walten lassen. Wir müssen die Natur besser schützen und uns in unseren Ansprüchen mäßigen. Für kurze Wege eher das Fahrrad als das Auto nutzen; Weniger Wasser verbrauchen. Gut eingewachsene Bäume und die Rasenflächen müssen nicht, oder fast nicht gegossen werden; Weniger Strom verbrauchen, in unbenutzten Räumen Licht aus; Getränke in Mehrwegflaschen kaufen. MS

Quellen: Dieter Walch, Interview in „Kraut u. Rüben”; P. Thorbitz, C. Schöps, A. Ringleb, in „Bitteres Fazit”, Die Woche.

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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