7. Jahrgang, Ausgabe 03/2001 | |
Januar 2001 | Home | Archiv | Impressum |
Irene Kruschke mit einem ihrer kuscheligen „Stubentiger”. Foto: privat |
Obwohl die Katze als eigenwilliges Wesen bekannt ist und sich nie wie ein Hund bedingungslos dem Menschen unterwirft, passt sie sich dem Leben „ihres” Halters in Haus und Wohnung an. Natürlich hat sie davon Lebensvorteile - regelmäßige Nahrung, Wärme, Zuwendung, Versorgung bei Krankheit und viele Streicheleinheiten. Deshalb ist sie sehr anhänglich und weiß Herrchens oder Frauchens Zuwendung zu schätzen. Ferner sind es besonders die Feinheiten der Stimmlage, die die Katze „ihre” Menschen erkennen lassen. Katzen sind in der Lage Töne in wesentlich höherem Frequenzbereich (65KHz) wahrzunehmen, beim Menschen sind es nur 20 KHz. Der Geruchssinn spielt ebenfalls eine große Rolle, er ist zehn Mal präziser ausgebildet als beim Menschen. Ebenso das Sehen. Die Augen der Katze können den letzten Lichtschein noch nutzen, wo wir Menschen schon nichts mehr sehen. In völliger Dunkelheit sehen aber auch Katzen nichts mehr.
Vor 5000 Jahren wurden im alten Ägypten, am fruchtbaren Ufer des Nils, Menschen sesshaft und bauten Getreide an. Ihre großen Vorräte wurden von Mäusen und Ratten bedroht, die den Kornkammern erhebliche Verluste zufügten. Nun schufen Katzen Abhilfe. Die Falbkatze (Felis Lybica), eine gute Jägerin von gelbbrauner Farbe und schlanker Form, nahm es sogar mit den Schlangen auf. Sie siedelte sich aufgrund des reichhaltigen Fressens in der Nähe der Menschen an. Die alten Ägypter sahen in ihr eine Sendbotin der Götter, da sie ihre Vorräte beschützte. Von etwa 1500 v.Chr. an begann eine ausgesprochene Verehrung der Katze. Sie galt als leibhaftige Erscheinung der Göttin Bastet, einer Tochter des Sonnengottes.
Sie wurde durch Künstler unzählige Male in Plastiken und Bildern verewigt - als schlanke Frau mit Katzenkopf. Viele der kleinen Raubkatzen wurden in die Häuser gelockt, um auch dort gegen Schlangen, Mäuse und Ratten vorzugehen. Sie wurden liebevoll umsorgt und verwöhnt. Das gefiel den Katzen - sie blieben am Ort. Auch in Tempeln lebten unzählig viele Katzen, für deren Betreuung ein spezieller Katzenpriester zuständig war. Die Katze genoss höchste Ehre, wer sie misshandelte oder gar tötete konnte mit schwersten Strafen rechnen, bis hin zur Todesstrafe. Brach ein Brand aus, wurde zuerst die Katze des Hauses gerettet. Starb sie nach 14 bis 20 Jahren eines natürlichen Todes, trauerte die ganze Familie. Die Katze wurde einbalsamiert, mit kostbaren Leinenbinden umwickelt und würdevoll als Katzenmumie auf einem Friedhof beigesetzt. Man glaubte an die Unsterblichkeit ihrer Seele.
Nicht immer war die Geschichte der Katze so glanzvoll. Im Europa zur Zeit des Mittelalters galten sie als Vertraute des Teufels und der Hexen. Noch bis zum 17. Jahrhundert hat man Katzen entsetzliche Qualen zugefügt, sie bei lebendigem Leib verbrannt, sogar lebendig eingemauert (später verwendete Edgar Alan Poe solche Details in seinen Gruselromanen). Zu dieser Zeit gab es fast keine Katzen mehr in Europa. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Katze wieder als nützliches Haustier anerkannt. Trotzdem spukt noch heute in manchen Köpfen der Irr- und Aberglaube, Katzen hätten etwas mit Glück und Unglück zu tun.
Zu allen Zeiten hatten Seeleute eine gute Beziehung zu den samtigen Vierbeinern. Mindestens eine Katze gehörte zur Schiffsbesatzung, als Mäusefänger, als Glück bringendes Maskottchen und auch als Streicheltier spendete es den Matrosen auf langen Fahrten Trost. Überhaupt konnten sich erst durch die Seefahrt Katzen, Hunde und viele andere Haustiere auf allen Kontinenten verbreiten.
Allein in Deutschland leben mehr als 60 Katzenarten und -rassen. Die Katzenhaltung hat zahlenmäßig bald die Hundehaltung überflügelt. Katzen sind ausgesprochen saubere und liebenswerte Haustiere. Sie ersetzen vielen älteren, einsamen und kranken Menschen den Freund. „Daher kommt es nicht darauf an, ob es eine Haus- oder eine Rassekatze ist, die man aufnimmt. Liebe und Freude geben beide gleichermaßen zurück“, weiß Frau Kruschke.
Eine Bedrohung für artengeschützte Singvögel stellen Katzen nicht dar. Zwar sind sie von allem was sich bewegt fasziniert (Fische, Insekten, Wollknäuel), doch erwischen können sie nur kranke oder schwache Lebewesen. Der Rückgang der Artenvielfalt von Kleinvögeln in manchen Gegenden ist vielmehr auf die Zerstörung ihrer Lebensräume zurückzuführen. Da sind beispielsweise der Entzug oder die Zerstörung der Nahrungsgrundlagen und Fortpflanzungsmöglichkeiten oder die Umweltgifte in der Nahrungskette, die unsere heimischen Singvögel bedrohen.
Die Streitfloskel „wie Hund und Katze” stimmt so auch nicht. Denn in der Regel verstehen sich Katzen und Hunde ausgezeichnet, vorausgesetzt, sie haben ihre unterschiedlichen Sprachen kennengelernt. So äußert der Hund durch Schwanzwedeln freundliche Gefühle, während das bei der Katze Verärgerung oder gar Zorn bedeutet. Der Hund hebt die Pfote als freundschaftliche Geste, für die Katze ist dies eine ernst zu nehmende Drohung. Katzen und Hunde leben am ehesten friedlich zusammen, wenn sie gemeinsam aufwachsen. Jedenfalls sollten ihre Persönlichkeiten miteinander harmonieren.
In den 80er-Jahren lebten Samtpfoten in Berlin recht gefährlich. Ihr schönes Fell war begehrt. Geschäftemacher stellten daraus „heilende Decken” her. Glücklicherweise konnten Tierschutzvereine diesem Frevel ein Ende bereiten.
Übrigens: Männer, die ihre vier Wände mit einem schnurrenden Vierbeiner teilen, sollen angeblich die besseren Liebhaber sein, war vor kurzem in einer Illustrierten zu lesen. wi./IK
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