Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 05/2001  
Mai 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Serie für den Natur- und Gartenfreund

Unser Garten gehört der Natur

Wie selbstverständlich finden sich Pflanzen und Tiere in unserem Garten ein deren Eintritt wir nicht bemerken. Plötzlich blüht eine lila Taubnessel oder gelb das Schöllkraut. Ganze Beete stehen voll Vogelmiere. Schnecken ziehen ihre Silberspur über die Wege, ganze Kellerassel-Familien kuscheln sich unter alten Blumentöpfen, scheuen das Licht. Amsel, Fink und Meise suchen nach geeigneten Nistmöglichkeiten, Zuckmücken und Libellenlarven beleben den Gartenteich.

Aber, das sind längst nicht alle. Klar, Bienen, Schmetterlinge, Wespen , Spinnen und Ameisen sind jedem Gartenbesitzer vertraut.

Waschbär-Spuren im Müggelheimer Schnee. Foto: Schäfer
Aber, wer achtet auf die kleinen Hinweise der nächtliche Besucher, welche gar nicht so kribbel- krabbel klein sind? Richtig, die überhaupt nicht so leisen und heimlichen Schwarzkittel, welche grunzend und schmatzend ihr gefundenes Fressen verspeisen. Ja und dann kann es passieren, dass da von den Gartenschuhen vor der Haustür plötzlich einer fehlt. Wer macht denn so was? Manchmal findet ein Nachbar in seinem Sandhaufen den Schuh, welcher dort verbuddelt war. Nun, das macht Reinicke Fuchs sehr gerne. Auch er ist gar nicht mehr so scheu, weiß dass in der Siedlung wunderbares Hundefutter hier und da bereit steht—was ja nicht sein sollte!

Im frischen Schnee lassen sich besonders gut Spuren der heimlichen Besucher feststellen. Wer hat schon eine Riesenkatze gesehen, deren Tatzen deutliche Abdrücke mit Krallen im Schnee hinterlassen? Sie war am Komposthaufen und schlich dann zu dem Loch im Zaun und sicher zum Nachbar unter dem Schuppen. Aber nun mal ohne Spaß, Riesenkatzen gibt es nicht und jede Katze geht auf „Samtpfoten”, also ohne Krallen. Wer da nachts durch den Schnee stapfte, das war ein Waschbär. Diese Einwanderer sind Allesfresser und finden auch unsere Gärten sehr interessant.

Jetzt im Frühling, in einem Garten in Waldnähe staunte ein Gartenbesitzer über die tiefen Löcher in seinem Komposthaufen. Schweine - war sein erster Gedanke. Aber die katastrophale Verwüstung in Rabatten oder Rasenflächen war nicht eingetreten. Wer wollte da was im Komposthaufen? Ja, das war ein ganz besonderer und seltener Gast, das war „Meister Grimbart”. Ein Dachs suchte dort nach Engerlingen. Staunen und Freude über so einen seltenen Gast im nächtlichen Garten. Zwar sind die Engerlinge der Nashornkäfer auch etwas Besonderes und wurden schon viele Jahre im Komposthaufen gehütet, aber nun . . .

Das ist Natur pur!

Kleine verschleppte Kotwürstchen, mitten auf den Wegen oder Rasen, sind die Hinterlassenschaft von Igeln, den Meckis. Schmatzend vertilgen sie Regenwürmer und Schnecken. Marder setzen ihre Würstchen immer markant auf einen hervorspringenden Stein oder an eine Ecke. Behende klettern sie im Geäst oder durch berankte Hausbegrünung, um nach Vogelnestern zu suchen. Eier oder die Jungvögel werden ihre Beute.

Verärgert sind Gartenbesitzer, wenn am hellen Tag ein Fischreiher aus der Luft den Gartenteich inspiziert. Besonders große Teiche mit prächtigen Goldfischen wurden total leer gefischt. Völlig unvermutet und bisher einmalig ist ebenfalls der Besuch eines Kranichs am Gartenteich. Dieser war vielleicht erschöpft oder durstig?

Ja und dann gibt es noch Tiere, denen in Märchen oder Geschichten kein liebevoller Name gegeben wurde: Ratte. Allein das Wort genügt, um bei jedem Ekel und Abscheu hervor zu rufen. Auch sie finden sich leider zunehmend häufiger und sehr heimlich in unseren Gärten, Schuppen, Ställen, ja sogar in Wohnhäusern ein.

In Berlin kommt hauptsächlich die Wanderratte vor. Sie gehört zu den Nagern und ihr Körper kann 19-27 cm groß sein. Der Schwanz wird 13-20 cm lang, aber deutlich kürzer als der Körper.

Sie ist sehr anpassungsfähig, frisst Pflanzen und Tiere, verschmäht praktisch nichts. Sie gräbt weitverzweigte, flache Erdbauten. Wanderratten werden nach zwei bis drei Monaten geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit von 23 Tagen werden zwischen acht und zwölf Junge, noch unbehaart und ziemlich hilflos geboren. Für einige Wochen bleiben die Jungen im Nest, welches das Weibchen an einem sicheren, trockenen und verborgenen Ort eingerichtet hat. In einem Jahr kann das Weibchen bis zu sieben Würfe haben. Populationsdichte und Umgebungstemperatur beeinflussen die Zahl der Nachkommen. Entscheidend für die Entwicklung der Rattenpopulation sind das vorhandene Nahrungsangebot und geeignete Nistmöglichkeiten.

Nicht verschlossene Mülltonnen, Küchenabfälle, Speisereste, Brot usw. auf dem Komposthaufen, auch zugängliches Futter für Haustiere, alles wird kontrolliert und gefressen.

Vermüllte Grundstücke, überfüllte Schuppen auch Wege durch die Kanalisation, über Müllhalden und ungepflegte Grünanlagen, überall können die Ratten sich bewegen, aufhalten und enorm vermehren.

Auf Grund ihrer Lebensweise ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, vorhandene Krankheiserreger im Fell mit zu schleppen. Aus dem Mittelalter sind verheerende Pestepidemien überliefert, deren Ursache vor allem die Überträgerkette: Ratte – Rattenfloh – Mensch war. Auch heute können noch verschiedene Krankheitserreger vor allem auf Lebensmittel des Menschen übertragen werden. Beispiel: Salmonellen (Durchfallerkrankungen), Leptospieren (Weilche Krankheit) und Toxoplasmen (Toxoplasmose). Auch die Ausbreitung von Tierseuchen (Schweinepest, Maul- und Klauenseuche) wird von Ratten häufig übertragen. Die Haltung von Zuchtratten stellt jedoch keine solcher Gefahr dar.

Ratten dürfen sich nicht ungehindert ausbreiten! Das Eindringen von Ratten in Wohnungen und deren Umgebung muss verhindert werden! Sicherungsmängel an Gebäuden, Fenstern, Kellerfenstern, Löcher in Wänden, auch in Fußböden und nicht verschlossene oder defekte Abwasserrohre sind solche Mängel. Wanderratten können gut schwimmen, tauchen und klettern. Speisereste in der Kanalisation, durch Entsorgung von Resten in der Toilette, locken an vielen Stellen in der Stadt Ratten an. Alle Müllbehältnisse sollten geschlossen gehalten, Müllbeutel den Ratten unzugänglich gelagert werden. Höfe, Keller, Schuppen regelmäßig entrümpeln.

Jeder Haus- oder Grundstückseigentümer hat das Rattenvorkommen der zuständigen Behörde zu melden und die Bekämpfung der Ratten durch Schädlingsbekämpfer/-innen mit Sachkundeausweis auf eigene Kosten zu veranlassen.

Zu einer ordnungsgemäßen Bekämpfung gehört auch das Kontrollieren der Giftköder und das Einsammeln der restlichen Köder und der Tierkadaver als Abschlussmaßnahme.

Bei Fragen wenden Sie sich an das örtliche Gesundheitsamt, Friedrichshagener Straße 8, 12619 Berlin, Tel.: 65 84-0. MS

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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