Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 05/2001  
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Kirchenseite

Reisebilder einer Studienreise nach Äthiopien - Teil 2

von Siegfried Menthel

Die Straße nach Chanka ist holprig - eine planierte, unbefestigte Piste. Im Landrover, mit dem wir während unserer Reise täglich und über weite Distanzen unterwegs sind, fahren wir an vielen, vielen Menschen vorbei, die zu Fuß unterwegs sind. Manche winken, um mitgenommen zu werden. Das Auto fährt vorbei. Die Winkenden lassen die Arme sinken und bleiben in einer Staubwolke zurück.

Oft sind die Fußgänger schwer beladen. Frauen und Kinder schleppen Wasser in Tonkrügen oder Plastikkanistern. Frauen schleppen, tief gebeugt, riesige Bündel Feuerholz. Frauen und Männer tragen ihre Waren zum Markt und vom Markt nach Hause. Fußwege zum Markt von einer oder zwei Stunden sind keine Seltenheit. Wer es sich leisten kann, hält sich einen Esel.

Ausdrucksstarke Gesichter bei den Kindern der Schule in Chanka. Foto: Menthel
Esel, Rinder, Schafherden - manchmal auch nur einzelne Tiere - werden zur Seite getrieben, wenn ein Auto naht. In der Gegend um Chanka haben wir nie Wagen oder Karren gesehen - alle Lasten haben Menschen oder Tiere getragen. Es gibt dort ganz wenige Autos, fast gar keine Fahrräder.

In Chanka wurden wir unerwartet festlich empfangen. Ein scheinbar endlos langes Spalier von singenden und klatschenden Schulkindern begrüßte uns. Es war uns unangenehm, aber nicht zu ändern.

Auf dem großen Schulhof gab es ein Fest mit feierlichen Reden hin und her. Die 800 Schüler der Schule standen im Karree um die Festveranstaltung drum herum. Die Distanz zwischen Kindern und Erwachsenen habe ich als viel größer empfunden, als bei uns. Wir haben anschließend die Schüler im Unterricht besuchen können. Ich glaube, ich habe noch nie in so viele strahlende Kindergesichter geschaut, wie dort in Äthiopien. Aber auch nicht in so ernste, so traurige Kindergesichter. Überraschend, dass ein Lächeln, eine freundliche Geste genügen, um traurige Kinderaugen zum Strahlen zu bringen.

Dicht gedrängt sitzen die Kinder auf rohen Holzbänken in der Schulklasse. 60 Schüler, 80 Schüler, 120 Schüler in einer Klasse. So haben wir es fast überall angetroffen. Wir hörten, dass in Äthiopien trotz dieser enormen Klassenstärken nur jedes zweite Kind zur Schule gehen kann. Es gibt einfach nicht mehr Schulen. Wir haben beobachtet, dass höchstens ein Drittel der Schüler Mädchen sind. Die Mädchen, so hörten wir, sind bei der Hausarbeit weniger entbehrlich als die Jungen. Das springt einem, wenn man im Land unterwegs ist, auch überall ins Auge. Die körperlich schweren Arbeiten verrichten meist die Frauen. Dazu werden sie anscheinend schon sehr früh herangezogen.

In Chanka haben wir sowohl die neu erbauten massiven Klassenräume als auch die alten, aus Lehm gebauten besucht. Der Unterschied ist enorm. Hier helle, freundliche, wenn auch sehr schlichte, karge Räume - dort dunkle Klassenzimmer mit zum Teil zerfallenen Wänden. Die Menschen dort sind aber so arm, dass unsere Hilfe nötig war, um Zement und Mauerziegel für die massiven Häuser kaufen zu können. Ich konnte mich davon überzeugen, wie gut das Geld, das wir durch unsere Kirchenkonzerte gesammelt haben, angelegt ist.

Es fehlten nicht nur Schulgebäude und Geld für Lehrergehälter im Land. Es fehlen Unterrichtsmaterialien, sowohl für Lehrer, als auch für Schüler. In einer Studie las ich, dass nur jedes fünfte Kind auch Schulbücher hat. Ganz zu schweigen von Schultaschen. Wir sahen die Kinder auf dem Schulweg mit ihren Utensilien unter dem Arm. Aber dann wieder die Lebensfreude: Singend und klatschend waren die Kinder in den Schulklassen bei unserem Besuch außer Rand und Band. Von sich aus hätten sie mit dem Singen nicht aufgehört . . .

Da sie schon vom ersten Schuljahr an Englisch lernen, könnten Kinder in Müggelheim , die das möchten, mit Kindern aus Chanka einen Briefwechsel beginnen.

Als wir 1994 begannen, das „Dorfentwicklungsprojekt Chanka” zu unterstützen, haben wir zunächst mitgeholfen, Quellen einzufassen. Eine solche eingefasste Quelle konnten wir besuchen. Schon auf dem Weg dorthin begegneten uns Wasser schleppende Frauen, Mädchen, Kinder. Als wir zur Wasserstelle kamen, sahen wir einen Betonquader aus dem zwei Rohre herausführten, aus denen das Wasser sprudelte. Davor standen die Wasserholerinnen mit ihren Kanistern.

Im Augenblick wusste ich nicht, ob ich über diese Mühsal der Wasserversorgung traurig sein, oder mich darüber freuen sollte, dass das Wasser durch diese Einfassung der Quelle wenigstens sauber ist. Solche widerstreitenden Gefühle kehrten immer wieder. Das, was die Menschen dort realisieren und wozu sie unsere Hilfe erbitten, ist aus unserer Perspektive immer noch sehr bescheiden - und dennoch eine Verbesserung ihres Lebensniveaus.

Sich auf die Menschen dort einlassen, heißt auch die eigenen Maßstäbe beiseite zu lassen - so schwer das fällt.

Am Nachmittag des selben Tages wurde der mit unserer Hilfe neu erbaute Kindergarten eingeweiht. Wieder festliche Gesänge und festlicher Einzug. Wieder feierliche Reden und ein Festessen. Die Reste des Essens wurden später den Kindern angeboten, auch eine Erfahrung, die einem ans Herz geht.

Von dem Kindergarten ist nur das Gebäude fertig. Die Einrichtung muss noch erfolgen. Wir haben eine Spende unserer Kirchengemeinde übergeben und hoffen, dass sich bald die ersten Kinder in dem hellen, schönen Gebäude tummeln werden.

Schulbau, Quelleneinfassung, Kindergartenbau: Ich war froh, mit eigenen Augen sehen zu können, was mit dem Geld aus Müggelheim getan wurde. Dafür wurde uns herzlich gedankt und ich gebe diesen Dank gerne weiter an alle, die ihr Geld dafür zusammengelegt haben.

Kirchentermine im Mai

Gottesdienste

Sonntag, 6.5., 10 Uhr Gottesdienst - Pfarrer Dr. Winter
Sonntag, 13.5., 10 Uhr Familiengottesdienst mit Abendmahl - Pfarrer Menthel
Sonntag, 20.5., 10 Uhr Gottesdienst - Herr Vierock
Donnerstag, 24.5., 10 Uhr Gottesdienst, gestaltet von den diesjährigen Konfirmanden - Predigt Pfarrer Menthel
Sonntag, 27.5., 10 Uhr Gottesdienst - Pfarrer Richter (Generalsuperintendent i. R.)

Gemeindekirchenrat

Dienstag, 8. Mai 19.30 Uhr

Konfirmandenkurs

18.-20.5. Wahlkurs "Freund/Freundin" in Schmöckwitz

Umweltkreis

Montag, 14.5., 20 Uhr bei Familie Jacobius, Darsteiner Weg 36a

Äthiopienkreis

Freitag, 11.5., 19 Uhr Pfarrhaus, Alt-Schmöckwitz 3

Treffpunkt der älteren Generation

Mittwoch, 9.5., 14 Uhr "Krampenboje", Krampenburger Weg

Bibelgesprächskreis

31.5., 20 Uhr Kirche Müggelheim, über Matthäus 21, Vers 1-17

Kirchenkonzerte

5.5., 18 Uhr Frauenchor Planika der slovenischen katholischen Gemeinde
19.5., 18 Uhr Konzert für Blockflöte (Martina Josiger) und Cembalo (Jonathan Jura)

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