Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 06/2001  
Juni 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Serie für den Natur- und Gartenfreund

Frühling im Garten

Endlich ist er da, der Frühling. Zwar war es zunächst noch kühl, aber das hatte den Vorteil, dass die Frühlingsblüher wie Stiefmütterchen, Zwiebelblümchen, Primeln und Anemonen uns langemit ihren Blüten erfreuten. Auch die Gartenarbeit musste zum Teil unterbrochen werden, aber auch gut, denn die Gartenkondition will auch erst wieder erworben werden.

 
Dann stellte sich sonniges, warmes Wetter ein und die Natur explodierte!

In Tagen, mir scheint in Stunden, sind aus schwellenden Knospen zart grüne Blätter und wunderbare Blüten erschienen; Magnolien, Zierkirschen, Mandel, Ranunkeln und Flieder. Dazu die Obstbaumblüte und nun blühen schon die Azaleen und Rhododendren. Der Mai wird, als Höhepunkt des Frühlings, immer wieder ersehnt. Die Sonne gibt uns Auftrieb und unsere Winterplanungen sollen jetzt in die Tat umgesetzt werden. Der Garten ruft.

Schon morgens mache ich die erste Gartenrunde – nur ein kleines Sträußchen „Frühling” für den Frühstückstisch wollte ich pflücken, doch hier war ein störendes Kräutlein zu entfernen, dort eine Schnecke umzusetzen, eine Amsel beim baden beobachten, dann etwas Futter für die Fische holen und in den noch dunkel und still ruhenden Teich streuen. Am angrenzenden Weg blühen Vergissmeinnicht, Maiglöckchen und die ersten Akeleien. Nur kleine Blümchen, von jedem kommt etwas in das Sträußchen.

Beim Frühstück sehe ich aus dem Fenster. Schon seit Tagen beobachte ich zarte kleine Insekten am Bambus. Elfengleich – zart schwebend, auch tanzend geht es auf und ab, dabei halten sie ihre überlangen Fühler hoch aufgerichtet, die schwarz-goldigen Flügel schwirren lautlos. Dann ruhen sie kurz auf den Bambusblättern in der Morgensonne. Noch nie habe ich sie gesehen, also will ich gleich im Bestimmungsbuch nachschauen. Wie viele hübsche Insekten es gibt und wie wenige kennt man doch. Ganz genau konnte ich den Minifalter nicht bestimmen, aber er gehört zu der Familie der Langhornmotten. Ich finde, wenn man weiß was da im Garten krabbelt, schwirrt oder summt, beruhigt das und man kann gelassen die Zartheit der hübschen Insekten betrachten.

Offene, unvoreingenommene Begegnung mit seltsamen Pflanzen und Tieren mögen wohl für ehemalige „Stadtmenschen” ungewohnt sein. Aber das Leben im Garten, in der Natur bringt es mit sich, dass man alles viel aufmerksamer wahrnimmt. Leider aber sehen die meisten Gartenbesitzer die Magie und die Schönheit all der kleinen Besonderheiten gar nicht. Das ist schade. Der Duft der Erde nach einem Regen, der süße Duft des Flieders, die vielen verschiedenen Wolken, die warme Sonne auf der Haut, der vielstimmige Gesang der Vögel: das ist Gartenglück!

Gartenromantik, wo kann man sie sehen? Meistens macht sich langweilige Nüchternheit, leider auch in kleinen Gärten breit. Ich bin froh, wenn ich eine Familie oder ein Ehepaar gemeinsam bei der Gartenarbeit sehe, man sieht es dem Garten und den Menschen an, dass sie sich wohl fühlen. Gespräche über den Gartenzaun, auch ein Pflanzentausch regt wieder zu neuen Ideen an.

Was könnte man den Menschen raten die auf ihrer dominierenden Rasenfläche bestehen? Eine von fast jeder Seite einsehbare Terrasse am Haus und breite, befestigte Wege für das Auto. Kein Mensch und auch kein Tier läuft geradeaus. Geschwungene Wege, auch mit unterschiedlichem Material gestaltet, lassen das Gehen im Garten beschwingter werden.

Die romantischen Bauerngärten, eigentlich müßten sie Biedermeiergärten heißen, mit Buchsbaumeinfassungen sind gut geeignet, Gartenräume zu gliedern. In den Beeten kann es dann kunterbunt blühen, zarte Stängel legen sich über die grüne Kante, lockern die Strenge auf. Altmodisch ist wieder modern, vielleicht gerade als Kontrast zu der modernen Nüchternheit. Festlegung auf eine bestimmte, dominierende Farbe ist auch eine Variante, aber verlockt dann nicht doch eine besonders schöne Iris mit einer ganz anderen Farbe? Kontrast muss sein, es belebt und die Farben ergänzen und steigern sich gegenseitig.

Eine wichtige Voraussetzung für einen „Wohlfühlgarten” sind Gartengliederungen. Diese kann man mit Hecken, Bäumen und Pergolen erreichen. Dann braucht der Raum nur noch mit Pflanzen, entsprechend der Lage (sonnig, schattig) bepflanzt zu werden und natürlich nach Ihren Wünschen. Jahreszeitlich bedeutungslose Gartenpartien können aufgepeppt werden, indem man besondere Pflanzen in verschiedene Ziertöpfe oder Kübel setzt und sie mit wirkungsvollen Ergänzungen schmückt. Da gibt es Plastiken aus verschiedenen Materialien, einen hübschen Stuhl in passender Farbe, eine Kugel aus Glas, auch Steine und Wurzeln können wunderbare Wirkungen hervor zaubern.

Es ist schon so, der Mai fordert jeden Tag unser Engagement. Ein Grundstück in einen behaglichen Garten zu verwandeln, kann Jahre dauern! Als Anregung ist es doch ratsam, Gartenfachbücher und entsprechende Zeitschriften zu studieren. Ist man immer noch hilflos, sollte man einen Gartenplaner zu Rate ziehen.

Pflanzen in Haus und Garten können jahrelange Begleiter sein. Ich freue mich wenn altvertraute Pflanzen wieder blühen. So zum Beispiel meine wenigen rosa Maiglöckchen, welche ich vor 48 Jahren bei einer Lehrlingsexkursion gefunden hatte. Vom elterlichen Garten bis zu meinem jetzigen Garten sind sie immer mit umgezogen.

Der Mai ist mit vielen blühenden Akeleien in rosa, rot, hell und dunkelblau und schwarzrot in meinem Garten zu Ende gegangen. Im Juni freue ich mich auf die vielen blühenden Rosen. Unbedingt will ich aber, so es möglich ist, zur Buga in Potsdam. MS

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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