Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 06/2001  
Juni 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Der Kampf geht in die nächste Runde: Anhörungsverfahren gegen den Großflughafen Schönefeld!

Dass Massen im Kampf gegen den Flughafenstandort Schönefeld mobilisiert werden können, zeigte die Menschenkette Anfang Mai. Doch jetzt ist es noch wichtiger! Um auch auf die Politiker Druck zu machen, sollte vom ersten bis zum letzten Tag des jetzt begonnenen Anhörungsverfahrens der Saal rappelvoll sein. Nehmen sie sich Urlaub, kommen Sie nach Feierabend, lassen Sie die Hausarbeit liegen - aber kommen Sie! Auch Kind und Kegel füllen den Saal, lassen Sie niemanden Zuhause.

„Erörterung ist das reinste Chaos”

Vorwurf der Schönefeld-Gegner: Behörde will Bürgerbewegung gegen den Flughafen aushungern

Die Stimmung kochte, viele Teilnehmer begannen immer mehr an der Gerechtigkeit zu zweifeln, und jedes Wort der Podiumsgäste heizte die etwa 240 Zuhörer noch mehr an: Bei der öffentlichen Mitgliederversammlung des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB), Gruppe Müggelheim, ging es hoch her. Die am 31. Mai beginnende Anhörung der privaten Einwender gegen den Ausbau des Flughafens Schönefeld warf ihre Schatten voraus.

„Eine meiner wichtigsten Aufgaben ist es, Ihnen Mut zu machen”, begrüßte Gunnar Suhrbier, Sprecher der BVBB-Gruppe Müggelheim, die Zuhörer. Sein Zweckoptimismus gipfelte in der Bemerkung, dass „spätestens am 31. 12. diesen Jahres das Planfeststellungsverfahren unterbrochen wird”.

Der ehemalige Umweltstadtrat Ernst Welters und der Agenda-Koordinator Manfred Marz berichteten von der laufenden Anhörung der Träger öffentlicher Belange in Rangsdorf. „Das Erörterungsverfahren ist das reinste Chaos. Es werden täglich nur zwei bis drei Stellungnahmen geschafft, von den zehn, die auf der Tagesordnung stehen”, so Marz. BVBB-Geschäftsführer Ferdi Breidbach sah das ähnlich: „Wir können inzwischen schalten und walten wie wir wollen. Die Behörde hat mit einem Haufen Nörgler gerechnet und nicht mit so vielen kompetenten Leuten”, sagte er.

Mit Beifall bedacht wurde die Tatsache, dass Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) als politisch Verantwortlicher die Stellungnahme Treptow-Köpenicks vor der Anhörungsbehörde einleitete. Schließlich hatte der zuständig Umweltstadtrat Dieter Schmitz verkündet, er werde alles seinen Fachbeamten überlassen.

Am letzten Tag der TöB-Anhörung bezogen die Treptow-Köpenicker Fachbeamten zu den Flughafenplänen Stellung. „Wir sind nicht fertig geworden. Im Spätherbst sind wir deshalb noch einmal dran”, sagte Bürgermeister Ulbricht.

Welters ist empört über die Erwiderung auf die Einwendung des Bezirks. „Auf unseren Vorwurf, dass mehrere Kitas vom Fluglärm betroffen wären, bekamen wir zur Antwort, dass Kinder selbst eine Lärmquelle seien. Und auf die Forderung nach Nachtflugverbot hieß es, dass das nächtliche Fliegen aus ökonomischen Gründen wichtig sei. So stehen also die wirtschaftlichen Interessen vor dem Schutz des Menschen”, empörte er sich.

Seiner Meinung nach würde die Anhörungsbehörde darauf setzen, die Bürgerbewegung auszuhungern. „Es passen 5000 Menschen in die Rathenauhallen. Aber die Behörden setzen darauf, dass nach einigen Tagen nur noch 200 Leute kommen. Dazu beitragen solle auch die gesplittete Anhörung in Brandenburger und Berliner. Nur mit Tricks können beide gemeinsam zu den Anhörungstagen erscheinen”, meint er.

Suhrbier rief dazu auf, dass so viele Menschen wie möglich kommen und Sachverstand demonstrieren sollten. „Reden Sie, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist, es müssen keine wissenschaftlichen Vorträge sein”, so der BVBB-Geschäftsführer Ferdi Breidbach. Die Sorgen aus den schriftlichen Einwendungen können dort noch einmal vorgetragen werden. Selbst Kinder könnten vor Ort sprechen.

Die Anhörung beginnt am 31. Mai für die Brandenburger (jeweils donnerstags und freitags) und für die Berliner am 5. Juni (montags und dienstags). Es gibt keine gesonderten Einladungen. Hingehen und Masse zeigen sei die Devise. Die Tagesordnung des folgenden Tages ist jeweils unter Tel. 030/55 15 08 88 zu erfragen. Außerdem gibt es Informationen über das Internet unter www.planfeststellungsverfahren.net    sip

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