7. Jahrgang, Ausgabe 06/2001 | |
Juni 2001 | Home | Archiv | Impressum |
Menschenmassen blockierten die Straße zwischen Glasow und Dahlewitz. Foto: Jacobius |
Etwa 10 000 Anwohner aus dem Einflussbereich des geplanten Großflughafens Schönefeld bildeten an dem rund fünf Kilometer langen Abschnitt der Bundesstraße zwischen Dahlewitz und Glasow eine dichte Menschenkette - letztlich kam der Autoverkehr völlig zum Erliegen. Gerechnet hatte der Bürgerverein eigentlich nur mit etwa 2000 Teilnehmern. Für so viele war die Demonstration angemeldet.
Vor allem die Vorenthaltung von 20 Aktenordnern die die tatsächliche Betroffenheit einzelner Gebiete erläutert war Ursache für die Forderung nach sofortigem Abbruch des Anhörungsverfahrens.
Um 10 Uhr zogen dichte Marschkolonnen von Glasow und Dahlewitz aus los, um sich in der Mitte der Strecke zur Menschenkette zu vereinen. Für die Autofahrer auf der Bundesstraße bedeutete das, dass es nur noch im Schritttempo weiter ging. Doch nur wenige quittierten die Verkehrsbehinderung mit Hupen. Die meisten Auto-Wochenendbummler zeigten sich mit den Gegnern eines Großflughafens am Standort Schönefeld solidarisch. Manch einer nahm sogar einen der Zettel mit der Aufschrift „Großflughafen Schönefeld nein” für alle sichtbar in seinem Fahrzeug mit.
Für Familie Zillmann aus Bohnsdorf war die Teilnahme an der Menschenkette Ehrensache. „Nur den Hund haben wir zu Hause gelassen”, schmunzelte Jirk Zillmann. Das Wetter als Ausrede, um daheim zu bleiben, wollte er - ebenso wie die vielen anderen Betroffenen - nicht zulassen.
„Die Menschenkette ist eins der wenigen Protestmittel, die wir gegen den Großflughafen haben”, begründete Ute Schäfer-Lutz, die direkt in der Müggelheimer Einflugschneise wohnt, ihre Teilnahme an der Demo.„Wir können sogar die Augenfarbe der Piloten erkennen”, meinte ihr Nachbar Peter Hauth sarkastisch. Der Unmut gegen das Flughafenprojekt in Schönefeld und die verantwortlichen Politiker war groß.
„Die können wir doch nicht mehr wählen - auch Stolpe nicht”, ärgerte sich Barbara Simon aus Schulzendorf, die künftig in der Lärmzone bis 75 Dezibel leben muss.
Am 31. Mai sollte das Anhörungsverfahren der privaten Einwender beginnen. Die Menschenkette sollte Indikator für die Mobilisierung der Massen sein. Ob ihre Interessen im Verfahren aber gehört werden, da waren sich viele Demonstranten gestern nicht sicher.
Auch wenn manch einer der Demonstranten wütende Töne anschlug, setzt der BVBB auf friedliche Aktionen. „Wir sind ein friedlicher Verein”, sagte Veranstaltungsleiter Klaus Dierke. „Wir werden uns an Recht und Gesetze halten, solange es auch die Behörden tun.” Für die Zukunft kündigte Dierke ähnliche Aktionen wie die Menschenkette an.
Von den Polizeibeamten vor Ort bekamen der BVBB und die Demonstranten jedenfalls gute Noten. Obwohl der Verkehr teilweise mehr als eigentlich geplant beeinträchtigt wurde, „war alles in Ordnung”, so Hauptkommissar Werner Fussig.