Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 02/2002  
Februar 2002 Home  |  Archiv  |  Impressum


Traditionsgaststätte ging in Flammen auf

Unverhoffter Durchblick zum anderen Ufer: Durch ein Großfeuer in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar brannte die Gaststätte Neu-Helgoland bis auf ihre Grundmauern ab. 104 Jahre Gaststätten-Tradition sind jetzt passé. Die ermittelnde Kriminalpolizei vermutet Brandstiftung. Doch Wirtin Dagmar Tabbert, die das Restaurant in vierter Generation führte, steckt den Kopf nicht in den Sand: „Es wird weiter gehen” stand schon am nächsten Tag auf allen Werbeschildern. Der Familienclan will das traditionelle Ausflugsrestaurant am Ufer der Müggelspree wieder aufbauen. Lesen Sie auch die Historie und Aktuelles.


Kein Winterdienst mehr: Straße nach Müggelhort ein Spiegelparkett

Glatt ist schon fast untertrieben. Viele haben sich nicht mehr aus dem Haus getraut, geschweige denn den weiten Weg ins Dorf zum Einkaufen gewagt. Müggelhort war mehr oder weniger abgeschnitten. Grund: Die 2,5 Kilometer lange Straße, einzige Verbindung von Müggelhort nach Müggelheim, wird seit diesem Jahr nicht mehr gestreut oder geräumt und war spiegelglatt. Ebenso betroffen die Straßen nach Neu-Helgoland und Schönhorst.

Schon viele Autos hätten sich gedreht, Blechschäden seien entstanden. Müggelhorter fahren zum Teil nur noch mit einem Eimer Sand und einer Schaufel im Kofferraum, falls sie sich mal wieder festfahren. Für das Waldrestaurant Müggelhort ist die Glätte eine bittere Pille. Einen Gästeschwund von knapp 20 Prozent haben sie zu verzeichnen. „Ob das im Sinne der Entwicklung des Tourismus ist, bezweifle ich”, sagt Kellner Daniel Nitzsche. Er befürchtet schon kurzfristige Kündigungen beim Personal. Anfang Januar war das größte Chaos. „Einige haben angerufen und von vornherein abgesagt, andere haben auf halber Strecke wieder gewendet, weil sie es sich nicht zumuten wollten”, sagt der Müggelhort-Angestellte. Vor allem in Hinblick an die Katastrophe in Neu-Helgoland sieht das Personal schwarz. Dort hatte die Feuerwehr wertvolle Minuten verloren, weil sie durch die Glätte nicht schnell genug am Einsatzort sein konnte. Auch ein Notarztwagen käme nun nicht schnell genug nach Müggelhort.

Für Houssein Abo-Bakr, Leiter des Bauamtes, ist die Sache klar. Die Kassen sind leer, da kann man sich solchen Luxus eben nicht mehr leisten. Straßen, die nicht im Innenverkehr liegen und außerhalb geschlossener Bebauung liegen, brauchen nach Gesetz nicht von der BSR gestreut zu werden. Es liegt in der Abwägung des Bezirksamtes. „Mein Vorgänger hat im letzten Jahr noch 50 000,- DM dafür ausgegeben. Ich repariere von dem Geld lieber Straßen oder stecke es da rein, wo es richtig notwendig ist”, erläutert Abo-Bakr. In Berlin gäbe es viele tausend Kilometer Straßen, die nicht gestreut würden. Und dort wohnten viel mehr Menschen. Schließlich sei Müggelhort noch nicht einmal ein offizieller Wohnort, sondern nur eine Gaststätte mit einigen Lauben, die allerdings teilweise zu DDR-Zeiten zu festen Wohnsitzen umgebaut wurden.

„Wir haben keine Verpflichtung dort regelmäßig zu reinigen, daran muss sich jeder gewöhnen. Und schließlich kommt ein Winter nicht plötzlich. Jeder hätte die Möglichkeit, sich darauf einzustellen”, sagt der Amtschef. Für ihn ist es Verpflichtung, so effektiv wie möglich mit dem Geld seines Etats zu arbeiten. Einziges Zugeständnis seinerseits: Schilder, auf denen vor Glätte gewarnt wird und darauf hingewiesen wird, dass es keinen Winterdienst gibt.

Zurzeit ist erst einmal Eis-Entwarnung angesagt, doch der Winter ist noch nicht vorbei - und der nächste kommt bestimmt. Was dann? sip

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