Aus der Historie: Die Maja vom Müggelsee

Dr. Michael Braun, Hönow 

Unter der Anschrift: Fürstenwalder Damm 838 in zuletzt 12589 Berlin-Köpenick residiert wunderschön das Strandbad Müggelsee, juristisch korrekt seit einigen Jahren als: „Sport-, Spiel- und Erholungsareal Müggelsee“ bezeichnet. Oder sollte man sagen residierte? In Zeiten politisch extremer Sparsamkeit hinterlässt es derzeit nämlich einen traurigen Eindruck. Es scheint gerade so, als ob das „sexige aber arme Berlin“ sich dieses Juwel nicht mehr leisten kann oder mag. Vom städtischen Bäderbetrieb verstoßen wird es zurzeit von einem Verein gemanagt, und das sieht man ihm auch an. Höchstens noch ein „Strandbädchen“ ist übrig. Dabei sollte doch der größte See Berlins immer etwas Stimmung ferner Meere hierher holen und besitzt aktuell den Denkmalschutz. Schon der legendäre Heinrich Zille nämlich war hierher gekommen, um gerade seine Menschen sich amüsieren zu sehen. 

Erinnerungen kommen da schnell hoch: Wer kennt am Strand noch den Schiffsmast mit den vielen Wimpeln und die Uhr für die Kinder, Lautsprecher für Ansagen dazu: „Gesucht wird der siebzigjährige...“? Und vor allem die Bronzefigur der „Maja“ von Fritz Klimsch im Eingangsbereich. Zusammen mit den zwei übermannsgroßen Pilzen auf der Terrasse (sechs Meter hoch und zehn Meter Hutdurchmesser!) war das – mit dem Mund des Berliners gesagt – ja wohl der „Ober-Hammer“, wer hat so was schon. Beides fehlt derzeit spürbar. 

Dazu noch die damalige Menge Strandkörbe (original Korb, natürlich!) und noch mehr Liegestühle. Und sauber war‘s, Papierkörbe standen ja reichlich. Dann der überlange Steg für den Sicherheits-Mann mit der Trillerpfeife und auch die tolle Rutsche. Auf der Terrasse wurde inzwischen Kaffee serviert, Blick auf den See mit Lüftchen gratis und inklusive. Mindestens acht Spitzen-Fotografen der Bildagentur „Zentralbild“ haben das alles seit 1949 für uns zum nachträglichen Wohlfühlen schön auf Zelluloid erhalten [0]. 

Die Bronzeschöne aus dem Atelier des Bildhauer-Künstlers Fritz Klimsch und der Gießerei Noack-Berlin vom Entstehungsjahr 1931 war traditionell gleich hinter dem Eingang für die Begrüßung der Gäste zuständig, sie ist inzwischen auf den Hof des Heimatmuseums umgezogen, kann aber von dort im Falle des Falles sofort wieder abgeholt werden. 

Klimsch hatte bei den Nazis nahezu jede „Große Deutsche Kunstausstellung“ mit seinen Werken bestücken dürfen. Die Maja-Skulptur, witzigerweise im Jahre 1940 vom Reichsaußenminister dem Max Liebermann-Freund Klimsch gleich von der Ausstellung weggekauft, geriet auf verschwommenen Wegen nach Rahnsdorf. Ihr Künstler immerhin hatte auch das bekannte Denkmal für Virchow geschaffen. Die Pilze indes sind momentan ganz verschwunden, sollen aber nach einem Entwicklungskonzept der Stiftung Strandbad Müggelsee i.G.“ auch irgendwie wieder zu voller „Pilz-Blüte” auferstehen. 

Die Journalistin Tanja Dückers hatte vor einigen Jahren bedauerlicherweise verkünden müssen, dass die Wassertemperatur von „Berlins größter Badewanne“ in 30 Jahren um zwei Grad gestiegen ist, mit gravierenden Folgen für Mensch und sonstige Lebewesen. Heute landet zwar längst kein Riesen-Wasserflugzeug mehr auf dem See, dafür fliegen tausende andere kleine drüber und parfümieren mit ihren Abgasen die köstliche Seeluft. 

Irgendwo weit westlich soll es ja angeblich noch solch ein, quasi etwas ähnliches Meer mit einem ähnlichen Strandbad geben. Das aber ist längst nicht bewiesen....