Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 7/2003
Juli 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Strandvergnügen wird zum Strand-Ekel
Odyssee einer Straßenumbenennung
BVBB: Was wieder einmal gesagt werden muss...
Ferienzeit = Einbruchzeit
Sommerrätsel: Wie gut kennen Sie Müggelheim?
Sportlergrößen: Johanna und Werner Kähne
Skurriles im Dorfclub: Werke von "Dagobert"
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Der Honigmann und seine Bienen

von Marianne Schäfer

Robinien- und Lindenduft honigsüß, der Duft des Sommers. Er weckt in mir die Erinnerung der Kindheit: Vaters Bienen. Das war für mich der Anlass, mal unseren „Honigmann” zu fragen: Wie arbeitet ein Imker heute und mit welchen Problemen muss er sich beschäftigen? Kürzlich hatte Martin Singer, unser Imker aus Fahlenberg, für ein Stündchen Zeit, aber das Thema war so umfangreich, dass daraus mehr als drei Stunden wurden. Eine Hilfe war meine Freundin, die ein Diktiergerät mitbrachte. Sofort waren wir beim Thema und man merkte an der Art, wie Herr Singer sprach, er ist mit Leib und Seele Imker.

Martin Singer mit einer vollen Bienenwabe in der Hand. Foto: privat

Bienen gibt es seit sechs Millionen Jahren. Nach der letzten Eiszeit nahmen sie wieder das nun eisfreie Land im Norden ein und bauten ihren Völkern ein geschütztes Domizil in hohlen Bäumen. Der Honig, den sie als Wintervorrat in den Wachswaben gut zu gedeckelt anlegten, war nicht nur bei Bären begehrt.

Die Honigbiene ist ein staatenbildendes Insekt mit ausgeprägtem Sozialverhalten. Zahlenmäßig am stärksten sind die Arbeitsbienen im Bienenvolk vertreten. Eine einzige Königin sorgt für alle Nachkommen und die kurzzeitig vorhandenen Drohnen sichern ab, dass eine neue Königin befruchtet wird und einen neuen Staat gründen kann.

Eine junge Arbeiterin ist bis zum 10. Tag ihres Lebens als Stockbiene tätig. Sie reinigt und repariert Brutzellen, bereitet sie für erneute Eiablage vor. Sie beseitigt Abfälle und schützt die Brutzellen vor Abkühlung. Später füttert sie die Larven mit Sekret und unternimmt kleine Orientierungsflüge in die Umgebung des Bienenstocks. Schließlich verarbeitet sie den Nektar und füllt Pollen in die Vorratswabenzellen. Sie wacht am Flugloch und sorgt für die Durchlüftung. Vom 20. Lebenstag bis zu ihrem Tod sammelt sie Nektar, Pollen und Harz. Sie hat einen Stachel, mit dem sie den Bienenstock verteidigt. Wenn sie sticht, stirbt sie. Die Königin ist die größte Biene im Volk, sie hat einen langen, schlanken Hinterleib. Sie legt nach ihrer einmaligen Befruchtung nur Eier. Die Drohnen sind größer und kompakter als die Arbeitsbienen. Zu der Zeit, in der junge Königinnen im Volk heranwachsen, werden auch die Drohnen aufgezogen. Eine einzige Drohne wird beim Ausschwärmen, eine junge Königin befruchten. Die Königin und auch die Drohnen haben keinen Stachel. Das neue Bienenjahr wird schon nach dem beendeten Lindenhonig-Eintrag vorbereitet. Schon im Zeitraum Mai/Juni wird die alte Königin ausgewechselt. Das macht heute der Imker. Die neuen Königinnen werden separat in einem kleine Bienenvolk angezogen, gepflegt und begattet und dann in ein neues Bienenvolk eingesetzt. Schon nach 8-9 Tagen beginnt sie ihre Lebensaufgabe, für ein starkes Volk zu sorgen.

Die „Sommerbienen” leben 40 Tage, die „Winterbienen” dagegen bis zu sieben Monate. Sie machen zum Sommerende eine „Pollenmast”, um sich ein Fett/Eiweißpolster anzufressen. Das Blut verändert sich und die Bienen arbeiten auch nicht mehr. Sie werden von den Sommerbienen gepflegt, denn sie sind der Garant für das Überleben des Volkes und den Start in den neuen Frühling.

Im Winter, etwa Dezember/Januar findet z.T. ein „Wintertotenfall” statt (wetterbedingt). Um das zu verhindern, muss eine gute Vorsorge getroffen werden. Sie beginnt schon im Juli mit der speziellen Fütterung der Bienen mit einem Produkt aus Maisstärke-Sirup.

Soweit die Darstellung des Imkers zum Leben der Bienen.

Nun war es längst an der Zeit, Herrn Singer zu fragen, wie er zur Imkerei gekommen ist? Er schmunzelt und sagt: „Das war Zufall. Als Zwanzigjähriger hatte ich bei der Fahne öfter Wachdienst mit einem Mann, der Imker war. Seine Begeisterung wirkte ansteckend!” Heute ist Herr Singer ein fast besessener Imker, der in Fachkreisen hohe Anerkennung findet. Er wurde auch im regionalen Imkerverband zum Vorsitzenden gewählt. Er erzählt, dass zu DDR-Zeiten die Arbeitsweisen schon modernisiert waren. Die Imker wanderten mit ihren Völkern, um jede Möglichkeit auszunutzen, einen hohen Ertrag zu erhalten. Herr Singer betrieb viele Jahre, zusammen mit seiner Frau Ursula und weiteren Imkerkollegen die Wanderimkerei. Das waren sehr anstrengende, aber auch erlebnisreiche Zeiten. Heute sind Fachwissen, Material und Arbeitsweise auf Weltniveau.

Er kam noch mal auf den Imker-Beginn in unserer Region zu sprechen. Damals hat der Förster Heinz Klahr ihn mit seinen Bienenvölkern im Fahlenberger Revier Willkommen geheißen. Der typische Honig aus diesem Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet ist der Frühlingsblütenhonig. Dieser hat einen gewissen Anteil Nektar vom Faulbaum, welcher dem Honig eine besondere Würze gibt. Leider hatte er damals Schwierigkeiten mit der Naturschutzbehörde, welche die Existenz der Wildbienen gefährdet sah. Das hat sich aber nicht bestätigt. Inzwischen kann man den „Bienenmann” im Fahlenberger Revier bei Förster Majumder, im Müggelheimer Revier bei Förster Scheller und im Köpenicker Revier bei Förster Langer antreffen. In den Revieren blühen im Frühjahr die Weiden, die Kopfweiden, der Bergahorn und die Rostkastanie, neben den Wiesenblumen. Sie bilden die Basis des Frühlingsblütenhonigs. Die Robinie, fälschlicherweise als Akazie bezeichnet, blüht im Mai, danach kommt die Lindenblüte ab Mitte Juni bis Mitte Juli. Jede dominierende Blüte wird extra abgeschleudert. Danach folgen Nektareinträge wie Honigtau (Waldhonig), Goldrute (was selten vorkommt) und Heide, sowie später Löwenzahn und auch Pollen vom Wasserdost. Diese letzten Einträge werden den Bienen als Wintervorrat gelassen.

Die Fortsetzung folgt in der August-Ausgabe