Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 7/2006
Juli 2006
Müggelheimer Bote

Inhalt
Freie Fahrt für Radler
Kirche und Kutsche en miniature
Stimmung wie auf der Fanmeile: Weinverkostung kam gut an
Angerfest: Von Dudelsackklängen und "Kinderhändlern"
Anwohner und Vereine wehren sich gegen Paul-Rahn-Straße
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Heimatverein
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Müggelheimer Bote
 
Geschichten aus dem Müggelwald

Mariechen auf Wolke sieben

von Ingrid Zweiniger

Als der kleine Hund noch ein Baby war, oder sagen wir es richtig, ein Welpe, denn ein Hundebaby heißt Welpe, da lag er mit seinen kleinen Geschwistern bei der Hundemama im Körbchen. Es war gemütlich, warm und kuschelig.

Der kleine Welpe wurde größer und eines Tages stand ein fremder Mensch vor dem Hundekorb und betrachtete die Welpen. Nach einer Weile zeigte er auf ein Hündchen. „Den da, den nehme ich“, sagte er zum Hundezüchter. So heißen die Menschen, die mit der Hundemama Hundebabys großziehen und dann verkaufen.

Der Mensch bezahlte also den kleinen Hund, steckte ihn in einen Korb und fuhr mit ihm nach Hause.

Da gerade Weihnachten war, wurde der kleine Hund zum Weihnachtsgeschenk. Er lag am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum und vielleicht hatte ihn der Weihnachtsmann auch in seinem Geschenkesack. So genau weiß man es nicht.

Jedenfalls hatte die Menschenfamilie nach ein paar Wochen die Nase voll. So ein Hund ist nämlich nicht nur niedlich und zum Knuddeln, so ein Hund macht auch Arbeit. Mehrmals am Tag Gassi gehen, Fresschen machen, spielen und auch erziehen. Da wurde also der kleine Welpe im kalten Winter in einen Wald gebracht, mit der Hundeleine an einen Baum gebunden und allein gelassen.

„Sieh zu, wie du zurecht kommst und Tschüss“, sagte der Mensch und verschwand. Aber der kleine Hund hatte Glück. Er wurde von Menschen gefunden und ins Tierheim gebracht.

Und nun beginnt die Geschichte von Mariechen im Müggelwald.

Der kleine Hund saß in einem Zwinger. Überall Hundegebell, aber keine Mama zum Kuscheln. Plötzlich standen Menschen vor seinem Zwinger, die schauten ihn an und dann wieder dieser Satz: „Den nehmen wir!“

Er wurde aus dem Zwinger geholt und die Menschen setzten ihn in ein Auto und fuhren mit ihm in den Müggelwald.

Ein großer Garten, ein schönes Haus, ein kuschliger Hundekorb, liebe Menschen. All das und noch viel mehr wurde sein neues Zuahuse. Er bekommt einen neuen Namen. Marie, riefen ihn Herrchen und Frauchen. Manchmal auch Mary oder Mariechen. Das hörte sich lieb an und dann fühlte sich der kleine Hund besonders wohl.

Er musste viel Böses vergessen und das war gar nicht einfach. Der Wald machte ihm Angst. Er fürchtete sich vor den Bäumen, vor der Hundeleine. Wenn er mit Herrchen und Frauchen Gassi gehen musste, dann zitterte er vor Wald und Hundeleine.

„Bitte, bitte, nicht wieder an einen Baum binden. Ich habe Angst.“

Auch Menschenhänden und Menschenfüßen ging er aus dem Weg. „Hände und Füße tun mir weh. Sie schlagen mich und treten mich. Bitte Menschen, versteckt eure Hände und Füße, ich habe Angst vor ihnen.“

So gab es viele Dinge, die der kleine Hund vergessen musste. Aber mit der Hilfe von Frauchen und Herrchen schaffte er es. Marie wurde ein fröhlicher Hund. Sie liebte den Müggelwald und die langen Spaziergänge. Aber auch im Müggelwald kann man gefährlich leben, denn bei einem der Spaziergänge trat Marie in ein Loch und brach sich ein Bein. Einige Wochen Gips, das war schlimm. Lustig war, dass eine Plastikflasche über den Gips gestülpt wurde, damit sie wenigstens ein bisschen laufen konnte.

Und dann hatte der kleine Hund noch ein Erlebnis.

Es gab jeden Tag ein leckeres Fresschen. Die Fressnäpfe standen auf der Terrasse im Garten. Das war auch gut so. Aber eines Tages waren die Näpfe leer. Marie wunderte sich. „Ich habe doch noch gar nicht alles aufgefressen? Wo ist mein Fressen?“ Am nächsten Tag war es wieder so. Mariechen legte sich auf die Lauer. Und richtig, sie hatte Glück. Der Hundefutterdieb kam durch den Gartenzaun gekrochen.

„Aber was ist denn das für ein Tier? Das sieht ja aus wie ein Hund“, dachte Marie. Sie war ängstlich und bellte leise bis Frauchen kam und das Tier verjagte. Es war ein Hund. Er hieß Strolch. „Strolch, geh nach Hause. Du kannst doch Marie nicht das Futter stehlen“, rief Frauchen. Strolch verschwand. Er kam nicht wieder, weil Herrchen den Zaun dicht gemacht hat.

Für Marie wird das Leben von Tag zu Tag schöner. Die Angst ist verschwunden und sie schwebt als glücklicher Hund auf ihrer Wolke sieben über dem Müggelwald.