Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 03/2007
März 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Reinigung ohne Konzept
Lärmexperte sagt starke Belastung voraus
Welcher Name passt zu welcher Straße?
Perspektivwechsel: Gesprächsabende in der Alten Schule
Winterzeit - Einbruchzeit?
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Gedanken aus Müggelheim

von Anne Müller


„Generation Praktikum“, hier und jetzt!

„Eine Ausbildungsstelle? Nein,…aber Sie können gern ein zweimonatiges Praktikum absolvieren.“

Das Problem „ewige Praktika“ hat jetzt auch Müggelheim erreicht. Die Umfrage „Ausbildung vor Ort“, in der letzten Ausgabe Feb 07 zeigt deutlich: es gibt doppelt so viele Praktika- wie angebotene Lehrstellen. Noch dramatischer jedoch ist diese Situation bei jungen Akademikern ohne Berufserfahrung.

Auf der unermüdlichen Suche nach Stellen- oder Ausbildungsangeboten in den Monster.de.portalen und den unzähligen Scout24-jobbörsen sowie der millionsten Ausgabe von Mopo-job sind immer mehr Schulabgänger und Stundenten gezwungen ihre Arbeitslosigkeit mit Praktika zu überbrücken. Es mache ja Hoffnung wenigstens etwas zu tun und wer weiß schon, ob man vielleicht doch übernommen wird? Nach dem dritten Praktikum müsste man meinen, genug in die Berufswelt hineingeschnuppert zu haben. Nur, wann ist sie da, die lang erhoffte und erbettelte Berufswelt? Der Lebenslauf quillt über vor lauter Praktikanachweisen. Was früher als positives engagiertes Handeln angesehen wurde, ist einer eher traurigen Belanglosigkeit gewichen. Vielleicht wird mal jemand aus Mitleid eingestellt, weil die Praktikaspalte die dritte Seite erreicht hat. Die Quantität der Praktika kann aber auch als Zeichen der Unstetigkeit gedeutet werden. Was will er denn nun, der Arbeitssuchende? Ein Praktikum beim Bäcker oder will er doch Textilien verkaufen? Unsere Generation Praktikum weiß wohl nicht wohin sie steuert? Manche Menschen meinen ja, die jungen Leute werden heutzutage einfach nicht erwachsen. Nein, man lässt sie nur nicht. Was soll denn der ewige lächelnde und engagierte Praktikant tun, wenn er wieder ganz von vorn anfängt vielleicht in der Fleischerei mit einen ganz tollen Praktikum. Was er nicht ahnt: mit seiner neuen Praktikumsstelle, unbezahlt und auf vier Monate, verhindert er eine echte Stellenausschreibung. Wozu Leute einstellen, wenn es Praktikanten gibt? Und die gibt es mehr als genug. Eigentlich braucht man sie ja nicht und kann sich jederzeit von ihnen trennen. Auch die Praktikanten spüren, dass sie nicht gebraucht, sondern nur gerne geduldet werden. Aber die Bundesregierung schläft nicht. Es gibt bereits eine Petition Nr142 der PDS und Linke, in der gefordert wird Akademiker nach einem mehr als dreimonatigen Praktikum zu übernehmen und das Praktikumsverhältnis zu vergüten. Unterschriften werden noch gesammelt auf der Seite: www.bundestag.de/petitionen. Zusätzlich gibt es einige Institutionen, die sich mit dieser Problematik beschäftigen. Mitmachen lohnt sich nicht nur für frisch absolvierte Studenten, sondern auch für alle anderen jungen Leute, die in das Berufsleben starten wollen. Wie in Frankreich müssen wir fordern: Die Generation Praktikum muss hier und jetzt ein Ende haben.