Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 4/2005
April 2005
Müggelheimer Bote

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Marder sind Feinschmecker: Sie lieben das Fischmehl in den Gummischläuchen

Von Petra Zoepf

Mal wieder vergessen, das Wasser für die Scheibenwischanlage aufzufüllen, denkt sich dieser Tage so mancher Autofahrer. Da kann noch so intensiv am Hebel gedrückt oder gezogen werden, die Düse spuckt einfach nichts aus. Beim Nachfüllen dann die Überraschung: Der Wassertank ist fast voll, aber der dünne Schlauch, der vom Wischtank zur Düse führt, ist kaputt! Einfach durchgebissen, wie die gezackten Schnittränder schließen lassen.

„Klare Sache, hier war ein Marder am Werk“, sagt Siegfried Weisert von der gleichnamigen Autowerkstatt in Müggelheim. Aber auch Zündkabel und Dämmmaterial ständen auf dem Speiseplan der kleinen Raubtiere. Gerade in der Übergangszeit vom Winter zum Frühling würden die kleinen geschmeidigen Nager im Motorraum ihr Unwesen treiben, hat er festgestellt. „Dann haben wir es am häufigsten mit Marderbiss zu tun“, so Weisert.

Warum den Mardern die Gummischläuche so gut schmecken, hat Thomas Maruhn vom ABK Autohaus Müggelheim kürzlich in einer Zeitschrift gelesen: „Wissenschaftler haben festgestellt, dass bei deren Herstellung Fischmehl verwandt wird und das lieben Marder“, so der Kfz-Meister.

Aber nicht immer richteten Marder Schäden an, wenn sie sich unter der Haube eines noch warmen Motors ein Plätzchen suchen. „Sauer werden die Tiere nur, wenn sie die Duftmarke eines anderen Artgenossen finden“, erklärt Hans-Heinrich Krüger vom Otterzentrum in Hankensbüttel (Niedersachsen). Marder hätten ein ausgeprägtes Revierverhalten, ein fremdes Tier würde nicht geduldet, erklärt der Wildbiologe. „Ihre Wut lassen die Nager dann an Schläuchen und Kabeln aus.“

Doch woran erkennt man, ob sich schon mal ein Marder im Auto eingekuschelt hat? Dazu der Experte Krüger: „Wer alte Brotkanten, Knochen oder ähnliches unter seinem Auto findet, kann sich sicher sein, dass eines der etwa 50 Zentimeter langen Raubtiere da war.“ Um eventuellen Schäden vorzubeugen rät er, den Motorraum zu kontrollieren und eine Motorwäsche zu machen, um die Duftmarken abzuwaschen.

Von den im Handel angebotenen Sprays hält Thomas Maruhn nichts. „Die verfliegen viel zu schnell und die alte Duftmarke kommt wieder durch“, sagt der Kfz-Meister. Auch der Tipp, Hundehaare in den Motorraum zu legen, hielte Marder nicht ab. „Wir haben gute Erfahrungen mit dem so genannten Marderschreck gemacht.“ Dabei handele es sich um ein Gerät, das an die Batterie angeschlossen wird und per Ultraschall Hochfrequenztöne abgibt. „Damit werden alle Vierbeiner verjagt“, so Maruhn. Inklusive Einbau koste das System etwa 150 Euro. Der Austausch eines zerfressenen Zündkabelsatzes schlage je nach Typ und Hersteller mit mindestens 100 Euro zu Buche.

„Die neueren Modelle der gehobenen Automarken haben bereits ein System eingebaut, dass aus Metallplättchen besteht, die kleine Stromschläge aussenden und so die Marder vertreiben“, sagt Siegfried Weisert. Zudem hätten viele der neuen Autos keine frei liegenden Zündkabel mehr, sondern Stecksätze. „An denen können die Nager ihre Zähne wetzen, aber sie nicht mehr durchbeißen“, ergänzt Thomas Maruhn.

Der Biologe Krüger rät allen, die sich nicht gleich ein neues Auto kaufen oder eines der Abschrecksysteme einbauen lassen wollen, geriffelte Schläuche über die bestehenden zu stülpen. „Da kommt kein Marder mehr durch.“