Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 9/2006
September 2006
Müggelheimer Bote

Schwerpunkt: Wahlen 2006
Inhalt
Müllproblem am Kleinen Müggelsee noch immer nicht gelöst
Erntefest als Herbst-Höhepunkt
Wahlen zur BVV und dem Abgeordnetenhaus
Ein Hai an der Großen Krampe
Sinn und Unsinn vom Saunen (Teil 2)
Sterne gucken in Müggelheim
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Müggelheimer Bote
 

Wahlen zur BVV und dem Abgeordnetenhaus

Die Spitzenkandidaten zur BVV im Interview

von Simone Jacobius

In Berlin wird gewählt. Am 17. September sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre Stimmen an den Wahlurnen abzugeben. Wir haben deshalb in diesem Müggelheimer Boten einen Schwerpunkt auf die Wahlberichterstattung gelegt und stellen Ihnen die Spitzenkandidaten für den Bezirk in einem schriftlichen Interview vor. Dabei haben wir uns allerdings auf die renommierten, größten Parteien beschränkt: Die Linke. PDS, SPD, CDU, Bündnis 90/Grüne, FDP.

Insgesamt können Sie vier Stimmen abgeben, davon betrifft eine die Abstimmung zur Verfassungsänderung in Hinblick auf leichter durchsetzbare Volksabstimmungen.

Die Drittstimme, auf dem orangefarbenen Stimmzettel, betrifft die bezirkliche Liste. Dort finden Sie auch unsere beiden Müggelheimer Kandidaten, Christian Schild, der für die CDU auf Platz 2 steht und Ute-Schäfer Lutz, die nach Auflösung der STATTPartei nun als Parteilose für die Linkspartei auf Platz 3 antritt. Beide hatten bereits in der letzte Legislaturperiode Sitze in der BVV.

Mit der Zweitstimme (blauer Stimmzettel) wählen Sie die Partei, von der Sie möchten, das sie Berlin regiert. Und mit der Erststimme (weißer Zettel) geben Sie Ihrem Politiker des Vertrauens Ihre Stimme für ein Direktmandat ins Abgeordnetenhaus. Die Direktkandidaten sind in unserem Wahlkreis 5 Tom Schreiber für die SPD und der bereits im Abgeordnetenhaus sitzende Norbert Pewestorff für die Linke. PDS. Der Müggelheimer Christian Schild tritt auch als Direktkandidat der CDU an. Peter Groos heißt unser Kandidat von Bündnis 90/Grüne und Matthias Lefarth ist es von der FDP.


MüBo: Welche Perspektiven sehen Sie für Müggelheim und seine Bewohner nach dem Flughafenurteil des Bundesverwaltungsgerichts?

Michael Schneider (Die Linke. PDS), 52 Jahre alt, verheiratet, 3 Kinder. Gelernter Elektromonteur. Seit 2001 Stadtrat für Umwelt und Grün in Treptow-Köpenick und Stellvertretender Bezirksbürgermeister. Davor Midglied des Abgeordnetenhauses

Michael Schneider, Die Linke. PDS: Zweifelsfrei werden sich die Lebensbedingungen erheblich verändern, da die geplanten Flugbewegungen, auch bei weiteren technischen Fortschritten im Flugzeugbau, einen Lärmteppich über dem Ort erwarten lassen. Es bedarf einer engen Zusammenarbeit der Bürger und der Politik, um alle Möglichkeiten des aktiven und passiven Lärmschutzes gegenüber den Flughafenbetreibern durchzusetzen. Möglichkeiten sehe ich hier u.a. in meiner Eigenschaft als Mitglied der Fluglärmkommission und in einer besseren Koordinierung der Umlandgemeinden.

Gabi Schöttler, SPD: Natürlich ist das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zum Flughafenausbau nicht das, was sich viele Müggelheimer gewünscht haben. Auch das Bezirksamt und die SPD Treptow Köpenick haben ja einen anderen Standort favorisiert. Das Gericht hat nun entschieden, aber dabei auch ein Urteil mit Augenmaß gefällt, denn die Belastungen der Bürgerinnen und Bürger wurden sehr ernst genommen. Der Flughafenausbau ist an strenge Auflagen gebunden. Deshalb werde ich konsequent darauf achten, dass diese Vorgaben auch eingehalten werden. Die Nachtruhe muss garantiert bleiben und von den Flughafenbetreibern müssen zusätzliche Maßnahmen zum Lärmschutz eingeleitet bzw. durchgeführt werden.

Svend Simdorn, CDU: Ich bin in Müggelheim aufgewachsen und wohne nun in Bohnsdorf, daher kann ich gut beurteilen was Fluglärm bedeutet. Allerdings überwiegen für mich ganz eindeutig die positiven Aspekte. Der Großflughafen wird für die wirtschaftliche und touristische Entwicklung des Bezirks von entscheidender Bedeutung werden. Es gilt die Potenziale auszuschöpfen und für unseren Bezirk das Bestmögliche daraus zu machen. Ich sehe für Müggelheim eine ganz exzellente Perspektive, sowohl in der Entwicklung als Wohn- und Gewerbestandort, als auch in der Entwicklung des Tourismus.

Stefan Förster, FDP: Immerhin herrscht nach dem Urteil nun Rechtssicherheit für alle Beteiligten. Viele Müggelheimer sind darüber enttäuscht, dass der Standortbeschluss nicht komplett „gekippt“ wurde, andererseits haben sie eine ganze Reihe von Auflagen erstritten, die es sonst nicht gegeben hätte. Die Politik ist gefordert, ein Aufweichen insbesondere des Nachtflugverbots zu verhindern und beim Ausbau darauf zu achten, dass dieser bedarfsgerecht erfolgt und nicht zu einem weiteren Milliardengrab für den Steuerzahler wird. Die FDP ist auch auf Landesebene immer dafür eingetreten, dass derartige Investitionen von privaten Betreibern und nicht von der öffentlichen Hand erfolgen müssen. Die politische Mehrheit in Bund und Land sieht das leider anders.

Axel W. Sauerteig, Bündnis 90/Grüne: Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes bedeutet für die Entwicklung Müggelheims einen tiefen Einschnitt. Es gibt aus unserer Sicht nun keine Möglichkeit mehr den Flughafen an dem denkbar ungeeigneten Ort Schönefeld zu verhindern. Damit bleibt Müggelheim, und wird es dann in zunehmenden Maße, Überflugort mit den entsprechenden Umweltbelastungen, insbesondere den Lärmbelastungen. Für die bezirkliche Politik heißt das perspektivisch, die Auswirkungen auf das geringstmögliche Maß zu begrenzen: das heißt für uns, auf die strikte Einhaltung des Nachtflugverbotes zu pochen, in den Randzeiten tatsächlich nur in Ausnahmefällen Flugbewegungen zuzulassen, Lärmschutzmaßnahmen im größtmöglichen Umfang zu erstreiten und auf die Flugrouten soweit es möglich ist im Interesse der Müggelheimerinnen und Müggelheimer Einfluss zu nehmen.

MüBo: Inwieweit kann die Politik Einfluss darauf nehmen, dass auch Müggelheimer Firmen an der Auftragsvergabe für den Flughafenausbau beteiligt werden?

Michael Schneider, Die Linke. PDS: Die Möglichkeiten der Bezirkspolitik sind hier sehr beschränkt. Gewerbetreibende sollten sich vor allem in Bietergemeinschaften zusammenschließen, um überhaupt die notwendige Kraft aufzubringen an den Ausschreibungen teilnehmen zu können. Die Landespolitik muss gezwungen werden, den Bezirk nicht nur als Gewinner der Flughafenentscheidung zu sehen, sondern mit gezielter Fördermittelzuweisung an den Bezirk Möglichkeiten zu schaffen, hiesige Unternehmen zu stärken und Beeinträchtigungen auszugleichen.

Gabriele Schöttler (SPD), 52 Jahre alt, verheiratet, ein Kind. Geboren in Zehdenick, Ausbildung zur Krankenschwester, nach Studium in Dippoldiswalde Ingenieur-Ökonom, heute Diplom-Wirtschaftsingenieur.

Gabi Schöttler, SPD: Der Flughafenausbau ist ein zentrales Infrastrukturprojekt von gesamtstädtischer Bedeutung. Deshalb liegt die Verantwortung dafür auch beim Wirtschaftssenator. Ich fordere Senator Wolf dringend auf dafür zu sorgen, dass die lokalen kleinen und mittleren Unternehmen nicht leer ausgehen. Herr Wolf muss jetzt seinen abstrakten Aussagen über die Bedeutung des Flughafens endlich konkrete Zusagen über die Beteiligung der regionalen Wirtschaft folgen lassen. Ich bin zu jedem Gespräch mit ihm bereit und werde alles unterstützen, was dazu beiträgt, dass unsere lokalen Firmen vom Flughafenausbau profitieren.

Svend Simdorn, CDU: Hier müssen wir darauf achten, dass Aufträge als Teillose, also kleinteilig, vergeben werden. Dadurch haben gerade kleine und mittlere Firmen bessere Chancen in der Vergabe. Aber auch über Bietergemeinschaften sollte man nachdenken.

Stefan Förster, FDP: Die Vergabe für die Bauleistungen erfolgt nicht im Bezirk. Hier muss die Politik auf Landesebene darauf achten, dass tatsächlich auch Firmen aus der Region zum Zuge kommen. Treptow-Köpenick hat, Müggelheim eingeschlossen, eine Menge qualifizierter und erfahrener Baubetriebe, die natürlich nicht den gesamten Bau, aber zumindest Teilleistungen gut abwickeln können. Unser Bezirksvorsitzender Volker Thiel wird als wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Abgeordnetenhausfraktion darauf achten, dass die Aufträge auch in angemessenem Umfang in unseren Bezirk gehen.

Axel W. Sauerteig, Bündnis 90/Grüne: Es ist davon auszugehen, daß die Ausschreibungen nach EU-Recht europaweit erfolgen und insbesondere Großfirmen zum Zug kommen werden. Wir wollen uns im Bezirk dafür einsetzen, daß es für Kleinaufträge eine sogenannte regionale Komponente geben sollte, so dass Klein- und Mittelbetriebe, auch aus Müggelheim, eine reelle Chance bei der Auftragsvergabe erhalten sollten.

MüBo: Müggelheim hat einen denkmalgeschützten Dorfanger, pflegt seine Tradition und hat eine geschlossene Infrastruktur. Sehen Sie Chancen, Müggelheim in seiner Ursprünglichkeit zu bewahren? Wenn ja, was würden Sie dafür tun?

Michael Schneider, Die Linke. PDS: Ich denke, dass z.B. nicht von allen Bürgern des Ortes Denkmalsschutz und Naturschutzauflagen durchweg als „ Segnungen“ empfunden werden. Es muss über Möglichkeiten diskutierbar sein, wie und unter welchen Bedingungen vernünftige Entwicklungen möglich sind. Bewährt hat sich nach meinen Erfahrungen eine direkte Kommunikation im Ort und ehrliche Worte zu den vorhandenen Möglichkeiten. Unser Bezirk ist an vielen Stellen „dörflich“ geprägt, so das es viele Erfahrungen gibt, Ortscharaktere zu bewahren und zu entwickeln. Das werde ich auch weiterhin unterstützen.

Gabi Schöttler, SPD: Der historische Dorfanger in Müggelheim ist denkmalgeschützt. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Das Bezirksamt hat erst unlängst eine Erhaltungssatzung für den Dorfanger beschlossen. Ich unterstütze sehr nachdrücklich das Engagement der Bürgerinnen und Bürger in den Müggelheimer Vereinen. Hier wird ganz Wesentliches zum Erhalt von Traditionen und zur Entwicklung einer lebendigen Kiezstruktur geleistet. Ich will, dass die gewachsenen Kiezstrukturen in unserem Bezirk erhalten bleiben und sich weiterentwickeln können, denn Kieze sind ein Stück Zuhause.

Svend Simdorn (CDU), 45 Jahre alt, verheiratet, seit 2001 Bezirksstadtrat für Bauen, Bürgerdienste und Ordnung in Marzahn-Hellersdorf. Vorher, seit 1992, Bundesbeamter im Ministerium für Verteidigung.

Svend Simdorn, CDU: Diese Chance besteht durchaus. Es gibt genügend Möglichkeiten über Bebauungspläne und Instrumente der Stadtplanung hier sehr behutsam vorzugehen.

Stefan Förster, FDP: Die BVV hat zum Ende der Legislaturperiode endlich die Erhaltungssatzung für den Müggelheimer Dorfanger verabschiedet. Ich habe das sehr begrüßt und unterstützt, mich zugleich aber darüber geärgert, dass das zuständige Amt dafür über sieben Jahre gebraucht hat. In dieser Zeit sind Bausünden entstanden, die nun Bestandsschutz genießen. Auf eine strikte Einhaltung der Erhaltungssatzung ist künftig zu achten. Als Historiker liegt mir die Bewahrung des kulturellen Erbes sehr am Herzen. Vielleicht kann man durch geeignete Veranstaltungen auch die zugezogenen Müggelheimer noch stärker für ihren neuen Heimatort sensibilisieren. Für entsprechende Vorschläge der Bürger habe ich ein offenes Ohr.

Axel W. Sauerteig, Bündnis 90/Grüne: Dies ist es ja gerade was Müggelheim so sehens-, liebens- und wohnenswert macht. Und deshalb auch nachdrücklich bewahrenswert. Dafür werden wir uns in Absprache mit Bürgervertretung, Heimatverein und engagierten Bürger stark machen, einen Zukunftsplan Müggelheim zu erstellen, in dem alle diese Punkte Berücksichtigung finden. Müggelheim böte aus unserer Sicht auch ideale Voraussetzungen für die Einrichtung eines Ortsbeirates, das heißt eines von allen Einwohnerinnen und Einwohnern gewählten Gremiums, das die Interessen des Ortsteils vertritt und zu allen, den Ortsteil betreffenden Fragen, gehört werden muss.

MüBo: Seit einigen Jahren gibt es eine Diskussion darüber, ob die Müggelheimer Grundschule trotz sinkender Schülerzahlen in ihrer jetzigen Form (sechs Jahrgänge, 1- bis 2-zügig) weiter bestehen kann. Wie sehen Sie das, setzen Sie sich dafür ein?

Michael Schneider, Die Linke. PDS: Zu einem Ort wie Müggelheim gehört die Kirche gleichermaßen wie die Schule, also soll die Schule bleiben. Nach meinem Eindruck ist und bleibt der Ort interessant für jüngere Leute, damit ist doch die Hoffnung auf Kinder verbunden. Da wir gerade die Kita am Krampenburger Weg ausbauen, denke ich, dass die Schule auch weiter mit Leben erfüllt werden kann.

Gabi Schöttler, SPD: Die Müggelheimer Grundschule muss ohne wenn und aber an Ihrem jetzigen Standort erhalten bleiben, dafür werde ich mich stark machen.

Svend Simdorn, CDU: Ich bin sehr für den Erhalt der Grundschule, schon um kurze Wege für die Kleinsten zu gewährleisten. Es ist aber auch ein Standortfaktor, um junge Familien nach Müggelheim zu locken. Also, ich bin unbedingt für den Erhalt.

Stefan Förster (FDP), 25 Jahre, ledig, Student (Geschichte/Politikwissenschaft);. FDP-Ortsvorsitzender in Köpenick, Sitz in der BVV Treptow-Köpenick

Stefan Förster, FDP: Die bisherige Schulentwicklungsplanung unter der PDS-Stadträtin Mendl war eine einzige Katastrophe. Schulschließungen wurden über die Köpfe der Betroffenen hinweg vollzogen, qualitative Aspekte des Unterrichts und der nachmittäglichen Betreuung spielten überhaupt keine Rolle. Die FDP-Verordneten habe als einzige diese Planung komplett abgelehnt. Die Müggelheimer Grundschule muss dauerhaft erhalten bleiben. In Schmöckwitz, wo noch weniger Kinder eingeschult werden, wird das auch so praktiziert, um weite Wege nach Grünau zu vermeiden. Da die Zahl der Kinder auch in Müggelheim wieder ganz langsam steigt (wenn auch mehr durch Zuzüge als durch Geburten) wird die Grundschule auch langfristig benötigt.

Axel W. Sauerteig, Bündnis 90/Grüne: Eine Schule vor Ort muss auf alle Fälle sein. Eine Grundschule gehört nicht nur deshalb ortsnah, weil die Wege für Grundschüler so kurz wie möglich gehalten werden müssen, sondern weil Schulen auch immer Ort des kulturellen und sozialen Lebens sind. Ob dies nun in einer selbstständigen oder einer Filialvariante zu bewerkstelligen ist, mag ich jetzt noch nicht entscheiden.

MüBo: Viele Bewohner haben das Gefühl, dass das Forstamt sie möglichst aus dem Wald heraushalten möchte oder zumindest stark reglementieren will. Wie sind Schutz der Natur und Freizeitverhalten/-wünsche der Bürger aus Ihrer Sicht vereinbar?

Michael Schneider, Die Linke. PDS: In meiner Zusammenarbeit mit dem hiesigen Forstamt kann ich diesen Eindruck nicht bestätigen. Die Forstleute bemühen sich, mit leider sehr beschränkten finanziellen und personellen Möglichkeiten, die Wälder im Bezirk nachhaltig zu pflegen und zu entwickeln. In den vergangenen Jahren haben wir alle gemerkt, dass die Natur zunehmend auf unsere Lebensweise reagiert. Die Waldbestände im Bezirk sind von immenser Bedeutung für das Stadtklima und die gesamte Ökologie der Region. Ich bin der Überzeugung, dass wir unser Freizeitverhalten an vielen Stellen kritisch sehen müssen. Umweltbildung und –erziehung ist und bleibt für mich ein vorrangiges Thema der Bezirkspolitik. Hier gilt es vor allem solche Projekte wie Kaniswall, Haus für Natur und Umwelt, den Schülerumweltpreis und den Agenda 21 Prozess weiter zu entwickeln.

Gabi Schöttler, SPD: Das ist vereinbar, wenn man berechtigte Interessen anerkennt und eine vernünftige Balance zwischen Naturschutz und Freizeitwünschen herstellt. Dafür werde ich mich einsetzen.

Svend Simdorn, CDU: So negativ würde ich das nicht betrachten. Der Wald und die Tiere die in ihm leben sind ein schutzwürdiges Gut. Gerade wir in der CDU haben uns den Schutz und Erhalt der Schöpfung auf die Fahne geschrieben. Die Chancen liegen in der Entwicklung eines sanften Tourismus, der sowohl dem Wald, als auch den Menschen zu Gute kommt.

Stefan Förster, FDP: Das Gefühl habe ich auch lange geteilt. Durch den seit einigen Jahren amtierenden Forstamtsleiter Herrn Pogrzeba ist aber auch gegenüber Bezirksamt und BVV eine neue, sehr positive Qualität in der Kooperation eingetreten, die es weiter auszubauen gilt. Viele starre Positionen wurden aufgegeben, eine Wiederherstellung beliebter Wanderwege samt neuer Informationstafeln, die Begehbarkeit der Kanonenberge nach jahrzehntelanger Verwilderung, der Abriss der unansehnlichen Ruine der Gaststätte „Teufelssee“ oder die Einrichtung einer Mountainbike-Strecke sind deutliche Zeichen hierfür. Aber auch die Menschen sollten sich im Wald so verhalten, dass Pflanzen nicht unnötig zertrampelt oder Tiere aus Spaß erschreckt werden. Die Mitnahme des Mülls sollte selbstverständlich sein. Leider sieht man oft ganz andere Szenarien. Mit gegenseitigem Verständnis wird sich auch das Verhältnis zu den Berliner Forsten weiter verbessern lassen. Ich bin dort gern vermittelnd tätig.

Axel W. Sauerteig (Bündnis 90/Grüne); 46 Jahre alt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Axel W. Sauerteig, Bündnis 90/Grüne: Sie müssen vereinbar sein. Denn schließlich gehört der Wald nicht dem Forstamt, sondern den Bürgern. Ich denke, dass ist auch den meisten Forstbediensteten bewusst. Allerdings müssen sich die Freizeitaktivitäten und -interessen auch mit den Bedingungen und Erfordernissen des Umwelt- und Naturschutzes angemessen und vereinbar zeigen. Um es einmal platt auszudrücken: Motorsport hat beispielsweise im Wald keinen Platz.

MüBo: In Müggelheim fehlt es an einem öffentlichen Spielplatz und an einem vernünftigen Konzept für den bestehenden Jugendclub. Was werden Sie für die Jugendlichen in Müggelheim tun?

Michael Schneider, Die Linke. PDS: Leider hat der Gesetzgeber die gesetzliche Verpflichtung zur Spielplatzplanung im Land Berlin aufgehoben, trotzdem habe ich mich entschlossen, die Stellen in der Verwaltung für diese Aufgabe zu erhalten. Aber wir stellen fest, dass gerade in der Pflege und Entwicklung des öffentlichen Raums (zu dem Spielplätze gehören) die finanzielle Situation des Landes besonders Wirkung zeigt. Sollten sich die Möglichkeiten ergeben soll und wird Müggelheim auch seinen öffentlichen Spielplatz bekommen. Gut ist aber auch, Möglichkeiten der Nutzung vorhandener Angebote wie Sportplatz, Schule und Kita zu erweitern. Und mit Ute Schäfer-Lutz haben wir eine engagierte Bezirksverordnete vor Ort, die mit ihrer bisherigen Arbeit bewiesen hat, dass sie ein waches Auge und ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Müggelheimer hat.

Gabi Schöttler, SPD: Ich halte einen Kinderspielplatz aus pädagogischen Gründen für sehr wichtig.

Svend Simdorn, CDU: Ich bin kein Jugendpolitiker, aber sehr wohl der Meinung, dass ein öffentlicher Spielplatz in Müggelheim geschaffen werden sollte. Konzeptionen für den Jugendclub, der im Übrigen auch erhalten bleiben muss, müssen die Jugendpolitiker gemeinsam mit den Jugendlichen vor Ort besprechen und dann umsetzen. Ich bin auch der Auffassung, dass wir mehr für die Sportförderung tun müssen. Gerade die Sportvereine bieten die beste Prävention gegen Jugendkriminalität. Wer im Verein gemeinsam Sport treibt, bekommt auf ideale Weise Grundtugenden und Gemeinschaftsgefühl vermittelt. Dafür müssten wir die Basis schaffen und das Ehrenamt gerade im Sportverein stärker fördern.

Stefan Förster, FDP: Der fehlende öffentliche Spielplatz wurde auch schon in der BVV thematisiert. Die Fachleute im Bezirksamt sagen, dass es objektiv andere Ortsteile gibt, die neue Spielplätze dringender benötigten als Müggelheim. Im Augenblick muss aufgrund der immer höheren Vandalismusschäden sogar überlegt werden, bestehende Spielplätze im Bezirk zu schließen, weil die Unterhaltung finanziell nicht mehr machbar ist. Ich halte es für unredlich, einen Spielplatz zu versprechen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren nicht kommen wird. Für den Jugendclub muss gemeinsam mit den Akteuren vor Ort ein Konzept entwickelt werden, wie sinnvolle Freizeitgestaltung, pädagogische Arbeit und die Ansprache verschiedener Zielgruppen bei den Kindern und Jugendlichen unter einen Hut gebracht werden können. Das sollte im Jahr 2007 zu leisten und auch umzusetzen sein.

Axel W. Sauerteig, Bündnis 90/Grüne: Ein Spielplatz gehört mindestens nach Müggelheim. Aus unserer Sicht wäre es überlegenswert diesen in enger Nachbarschaft zu Schule und Sportplatz anzulegen, um auch eine gewisse soziale Kontrolle zu gewährleisten. Gleiches gilt für den Jugendclub. Ein Konzept müsste aber insbesondere in einem so fragilen Feld wie der Jugendarbeit und der Verschiedenartigkeit der Jugendlichen und des Ortes nur in engem Kontakt mit diesen entwickelt werden und muss auch immer flexibel gegenüber neuen Entwicklungen und Personen sein. Aber beidem gilt unsere volle Unterstützung.

MüBo: Es könnte Müggelheim wirtschaftlich etwas besser gehen, wenn eine bessere Einbindung in den Tourismus stattfinden würde. Wie stehen Sie Vorschlägen gegenüber, die etwa für einen öffentlichen Campingplatz (nicht für Dauercamper), Bootsanlegestege oder eine Fähranbindung direkt am Ende der Großen Krampe plädieren?

Michael Schneider, Die Linke. PDS: Müggelheim ist u.a. Bestandteil eines Projektes zur Entwicklung sogenannter Wasserwanderrastplätze. Eine Entscheidung zu diesem Fördermittelantrag ist uns für 2007 zugesagt. Der Zeltplatz Kuhle Wampe ist mittlerweile in meiner Verantwortung, und aus meiner Sicht vertraglich dauerhaft gesichert. Gegenwärtig befinden wir uns in der Diskussion mit den Campern und den Nutzern an der Krampenburg zum Thema des Baus von zeitgemäßen Steganlagen. Gleichzeitig hat die regierende Koalition eine Änderung des Flächennutzungsplanes für die Krampenburg beschlossen, so dass an dieser Stelle auch eine verträgliche wirtschaftliche Entwicklung möglich ist.

Gabi Schöttler, SPD: Der Tourismus ist für Treptow- Köpenick ein Wirtschaftsfaktor von erheblicher Bedeutung. Hier ist schon Einiges auf den Weg gebracht worden, um die vorhandenen Potenziale in Sachen Tourismus weiter zu erschließen und noch besser zu nutzen. So ist z. B. die Kuhle Wampe im Flächennutzungsplan verankert und gesichert und beim Senat wurden finanzielle Mittel zur Erarbeitung eines Konzeptes für Wasserwanderrastplätze beantragt. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten den Tourismus anzukurbeln. Dazu brauchen wir einen Masterplan, den ich mit allen Beteiligten zügig erarbeiten möchte.

Svend Simdorn, CDU: Müggelheim hat hervorragende Voraussetzungen für den Tourismus. Von daher stehe ich Ihren Vorschlägen sehr aufgeschlossen gegenüber. Dies und noch einiges mehr müssen wir anpacken, um die Chancen und Potenziale Müggelheims nicht zu verschenken. Gemeinsam mit den Bewohnern müssen wir Ideen entwickeln und umsetzen, die zur Förderung eines sanften Tourismus beitragen und für Müggelheim und den Bezirk auch ein wirtschaftliches Potenzial darstellen.

Stefan Förster, FDP: Alles was den Tourismus in Müggelheim belebt, wird von der FDP positiv begleitet. Allerdings müssten für den Campingplatz zuvor belastbare Bedarfszahlen ermittelt werden. Die vom Bezirksamt lange versprochenen Bootsanlegestege müssen endlich zur Realisierung kommen. Beim Senat wundert man sich schon darüber, warum das Bezirksamt darüber bisher noch nicht das Gespräch gesucht hat. Schließlich wird ohne Fördermittel nicht viel zu machen sein. Die Weiterführung der Fähre zur Krampe wäre wünschenswert, wenn die technische Machbarkeit aufgrund der geringen Wassertiefe geklärt ist. Der Betrieb ist dann mit der BVG abzustimmen.

Axel W. Sauerteig, Bündnis 90/Grüne: In Treptow-Köpenick gilt es den Schwerpunkt regional zu legen. Die meisten Touristen kommen als Tagesgäste aus Berlin und dem Brandenburger Umland. Dies ist bei allen Überlegungen unseres Erachtens zu berücksichtigen. Ein Campingplatz, ein Anleger an der Großen Krampe oder auch ein Fähranleger wären überlegenswert, wenn diese planerisch überzeugend in ihre Umgebung eingepasst werden könnten, es zu keiner zusätzlichen Umweltbelastung kommt, es sich mit dem Naturschutz vereinbaren und wirtschaftlich darstellen lässt. Den wirtschaftlichen Ertrag für Müggelheim schätzen wir aber eher gering ein.