Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 6/2008
Juni 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelsee-Brücke wirtschaftlich nicht zu empfehlen
Wandern am Ufer der Seen
Die Geschichte der Behelfsheime
Angerfest: Drei Tage Party in Müggelheim
Immer mehr Katzen verschwinden
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Dufte Pelargonien

von Marianne Schäfer

Wer kennt sie nicht, die altbewährten Balkonblumen, deren große Blütenbälle in knalligen Rottönen, aber auch in Rosa und in Weiß immer wieder gerne gepflanzt werden. Bekannt sind sie unter dem Namen „Geranien“, aber das ist nicht ganz richtig. Sie gehören zwar zur Familie der Storchschnabel-Gewächse (Geranium), aber zur Gattung Pelargonium. Damals, etwa 1700, bei ihrer Entdeckung in Süd Afrika, wurden sie so benannt und viel später korrekt umbenannt in Pelargonien. Die gefundenen Pflänzchen wurden auf dem Seeweg nach England gebracht, wo der König seine Hofgärtner beauftragte, diese seltenen Pflanzen sorgsam zu pflegen und weitere Wildpflanzen, welche auf botanischen Exkursionen in den Kap-Regionen gesucht und dann wieder per Schiff nach England gelangten, zu kaufen, um dann damit zu züchten. Der Höhepunkt der Züchtung war das frühe 19. Jahrhundert. Damals war es schick solche Seltenheit zu besitzen. Weitere Züchtungen erfolgten nach dem 1. und 2. Weltkrieg.

Ich kann mich erinnern, dass wir, als ich ein ganz kleines Mädchen war, auf unserem Balkon in der Stadt grüne Holzblumenkästen hatten mit prächtigen, rotblühenden Pelargonien darin. Ich liebte die weichen, samtigen Blätter und den herben Geruch den sie verströmten, wenn ich sie anfasste.

Diese Zonal Pelargonien wurden so benannt, weil sie meistens einen dunkleren Ring auf ihren rundlichen Blättern haben. Nun folgten viele weitere Züchtungen, mit verschiedenen Arten. Es entstanden die Hybriden und es ist noch kein Ende bei den Züchtungen abzusehen.

Aber, es gibt noch Nachfahren von den damaligen Wildpflanzen. Diese wurden besonders liebevoll von Spezialisten gepflegt. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie unterschiedlich solche Wildpflanzen sind. Es gibt eine, die wird zu einem Baum, andere wachsen succolent, also in extrem trockenem Gebiet, wo sie Speicherorgane entwickelt haben, um in der Trockenheit zu überleben. Andere Arten entwickelten efeuartige oder bunte Blätter. Andere wiederum besonders große Blütenblätter. Manche fallen durch ganz fein geteilte Blätter auf. Nicht zu vergessen, die Duft-Pelargonien. Manch einer Hausfrau wird dabei ihre sogenannte „Zitronengeranie“ einfallen. Ja, tatsächlich, sie gehört zu den Duft-Pelargonien. Ich habe sie auch seit Jahren und vermehre sie durch Stecklinge immer wieder neu. Ich liebe die hübsch geteilten und gefiederten Blätter, welche sich rauh und etwas bürstig anfassen. Aber bei Berührungen duftet es zart nach Zitrone.

Vor vier Wochen habe ich einen Hinweis in einer Tageszeitung gelesen. Darin war eine „Historische Pelargonien Ausstellung“ im Schlossgarten Charlottenburg angezeigt. Natürlich habe ich mir das angesehen. In der kleinen Orangerie des Schlosses wurden die Pelargonien des Hofgärtners Georg Steiner nachgezogen und zur Schau gestellt. Die einstige Orangerie, wieder in der alten Art hergestellt, war ein geeigneter Raum für diese Seltenheiten, die wir uns dann ansehen und „beschnuppern“ konnten. Dicht an der Vorderfront standen in großen Kübeln die Orangenbäume des Schlosses. An der Innenseite waren treppenartige Galerien aufgebaut und da standen sie, in schönen Tontöpfen und es verschlug einem beinahe den Atem, weil die Vielfalt einen überwältigte. Man durfte die Blättchen vorsichtig reiben und dann hatte man den Duft an den Fingern. Es duftete nach Pfefferminz, nach Zitrone, Harz, Rosen, Äpfeln, Bier, Orange, Muskat, aber auch nach Chokolade – Pepermint.

Erstaunlich ist, so wurde uns gesagt, dass manche Duftpelargonien morgens anders duften. Auch wenn sie zu trocken sind oder zu schattig stehen, ist ihr Duft geringer oder verändert. An anderer Stelle standen die prächtigen Muttertags-Pelargonien, auch Englische genannt. Besonders große, breitbuschige Pflanzen in roten Tontöpfen begeisterten alle Besucher. Gleich am Eingang stand eine Pelargonie in einem Kübel, dessen Rand sie locker mit ihren weich-pelzigen Blättern die intensiv nach Pfefferminz dufteten, überwuchs. Sie blühte auch, es waren nur kleine, zarte weiße Blütchen. Das Besondere an ihr waren der kräftige Wuchs und die duftenden, weichen Blätter. An anderer Stelle standen die Pelargonien mit den farbigen Blättern. Wie Herbstlaub, in Rot-Gelb präsentieren sich manche. Andere haben grüne Blätter mit weißem oder gelbem Rand, oder sie sind ganz und gar Grün-Weiß panaschiert.

Viele Besucher hatten den Gedanken: Diese Pflanze möchte ich haben und tatsächlich, man konnte aus einen großen Sortiment wählen und für diese Besonderheiten sogar mit einem moderaten Preis, bezahlen.

Ich habe mir gleich drei Duftgeranien mitgebracht. Eine duftet nach frischen Äpfeln, eine leicht nach Harz und die dritte riecht nach Muskat und manchmal nach überreifen Äpfeln. Man fasst gerne die kleinen runden, weich behaarten Blättchen an. Testen, wonach sie jetzt duftet.