Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 9/2005
September 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Soll Lenin wieder auferstehen?
Kultur-Wochenende: Von Klassik bis Hardrock
40 Jahre Müggelheim II
Alles neu macht die Wahl?
Fast das ganze Leben in Müggelheim
Arbeitgeber: Zwölf fleißige Hände im Dienste des Grüns
Viel Engagement zum "Tag des sozialen Engagements"
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbrief
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Waldgottesdienst mit Picknick im Müggelheimer Forst

Es ist in unserer Kirchengemeinde schon zu einer Tradition geworden, einmal im Jahr einen Waldgottesdienst an der Großen Krampe zu feiern.

Stimmungsvoll: Gottesdienst auf der Wiese. Foto: Görisch

Dieses Mal sollte es ein ganz besonderer Gottesdienst werden, da zum einen die neuen Schulanfänger begrüßt werden und zum anderen fünf Täuflinge und eine Konfirmandin in die Gemeinde aufgenommen werden sollten. Am 21. August war es so weit.

In strahlendem Sonnenschein füllten sich die Bänke auf der Lichtung mit Gottesdienstbesuchern aus Schmöckwitz und Müggelheim. Decken wurden ausgebreitet, damit auch die vielen Kinder Platz finden konnten.

Unter dem Motto „Halleluja - lobet und preiset den Herrn” wurde miteinander gebetet, gesungen und musiziert. Letzteres wurde wie immer mit viel Engagement von Christiane Seufert und ihren Mitstreitern gemeistert.

In seiner Predigt variierte Pfarrer Menthel über das Wort halleluja. Das Wort ist eigentlich jedem geläufig, aber kennt man auch dessen Bedeutung, oder sagt man es nur so hin? Lobet und preiset den Herrn für glückliche Momente, die für einige viel zu selten sind oder zu wenig beachtet werden in der Alltagshektik. Diese und viele andere gute Gedanken konnten die Gottesdienstbesucher in die neue Woche mitnehmen, nicht ohne sich vorher beim anschließenden Picknick gestärkt zu haben.

Unser besonderer Dank geht an Hans Beeskow, der unermüdlich jedes Jahr mit seinem Kremser die Besucher zum Gottesdienst kutschiert. Familie Genzler stellte auch dieses Mal zahlreiche Bänke zur Verfügung, die von hilfreichen Händen aufgestellt wurden. Andrea Geisler


Die Zukunft der Müggelheimer Kirchengemeinde ab 2008

Interview mit Pfarrer Siegfried Menthel

Müggelheimer Bote: Pfarrer Menthel, seit dem 1. März 1977 sind Sie jeweils zur Hälfte Pfarrer in den Gemeinden Schmöckwitz und Müggelheim. Im Mai 2008 werden Sie in Ruhestand gehen. Wie wird es dann für unsere Gemeinde weitergehen?

Pfarrer Menthel: Wir haben bereits jetzt im Gemeindekirchenrat angefangen, darüber nachzudenken, wie eine akzeptable Lösung aussehen könnte. Finanznot zwingt die Kirchenverwaltung, den Schlüssel für eine Pfarrstellenbesetzung immer höher zu schrauben. Momentan wird für 2500 Gemeindemitglieder ein Pfarrer eingesetzt, Erhöhungen dieser Zahl sind realistisch. Durch die hohe Arbeitslosigkeit und die Einkommensanbindung der Kirchensteuer nimmt die Kirche immer weniger Geld ein. Außerdem hat sie keinen großen Zuwachs an Mitgliedern. Die Gemeinde Müggelheim zählt etwa 600 Mitglieder, also ist eine Viertelpfarrstelle realistisch.

Pfarrer Menthel geht 2008 in den Ruhestand.

Wie müssen wir uns das praktisch vorstellen? Bedeutet das für uns, dass nur jeden 4. Sonntag der zuständige Pfarrer mit uns Gottesdienst feiern könnte?

Nein, so einfach kann man das nicht festlegen. Wir müssen lernen, viele Dinge zu verändern. So ist es denkbar, die Gottesdienstzeiten von sonntags 10 Uhr auf eine anderen Zeit zu verlegen. Dann kann ein Pfarrer mehrere Gottesdienste gestalten. Vielleicht spricht das wiederum mehr und auch andere Leute aus unserer Gemeinde an, diesen zu besuchen. Allerdings wäre er an manchen Sonntagen tatsächlich nicht verfügbar, wenn man an Konfirmandenkurse oder Elternfreizeiten denkt, die er zu betreuen hat.

Wie soll es dann gehen?

Wahrscheinlich muss es verschiedene Lösungen geben. Es gibt momentan noch genügend Pfarrer in Ruhestand, die man einladen kann, Gottesdienste mit der Gemeinde zu feiern. So machen wir es schon seit langem in unserer Gemeinde.

Die zweite Idee ist, ausgebildete Pfarrer, die arbeitslos sind, für den Gottesdienst zu bezahlen. Drittens können wir versuchen, Lektoren aus unserer Gemeinde zu finden.

Was sind Lektoren?

Übersetzt bedeutet das Wort: Vorleser. Das sind Menschen aus unserer Gemeinde, die keine ausgebildeten Pfarrer sind und deshalb keine eigenen Predigten machen dürfen. Sie nehmen zum Beispiel eine aus dem Internet und tragen diese der Gemeinde vor, gestalten aber ansonsten den Gottesdienst. Um diese Aufgabe zu bewältigen, müssen unbedingt mehr Menschen aus unserer Mitte gefunden werden.

Ein Pfarrer hat aber neben den Gottesdiensten noch andere Aufgaben. Wie sehen diese aus?

Das wichtigste neben Predigt und Beerdigung ist die Seelsorge innerhalb der Gemeinde. Diese hat mir immer besonders am Herzen gelegen. Ich finde es sehr wichtig, die Menschen zu besuchen, ihre Freuden, Ängste und Nöte zu erfahren und darüber zu reden, einfach für sie da zu sein.

Daneben ist der Konfirmandenunterricht und teilweise auch die Christenlehre die Aufgabe des Pfarrers, falls keine Katechetin vorhanden ist. Außerdem ist die Anleitung von Gruppen innerhalb der Gemeinde wichtig. Es müssen nach außen gerichtete Aktivitäten wie Gemeindeseminare, der monatliche Gemeindebrief, Partnerschaften wie die mit Rottevalle und Erndtebrück mit Leben erfüllt werden. Ein Pfarrer muss außerdem ein Gefühl für alles haben, was in der Welt geschieht und dieses in Zusammenhang mit dem Evangelium und den anderen Botschaften der Bibel bringen. Dann kann er es an seine Gemeinde vermitteln. Viele dieser Funktionen können auf mehrere Menschen verteilt werden, die nicht unbedingt ausgebildet sein müssen.

Pfarrer Menthel, Ihr Aufgabenfeld scheint sehr unspeziell zu sein. Ist es heute noch zeitgemäß und realisierbar, so in der Gemeinde zu verfahren wie es seit Jahrhunderten Tradition ist?

Im Juni war ich zu einem Bibelworkshop vom franziskanischen Bildungswerk eingeladen. Mit 25 Theologen wurde überlegt, wie in Zukunft die Botschaft Gottes, vor allem das Evangelium den Menschen nahe gebracht werden könnte. Zwei Dinge haben mich tief beeindruckt. Drei Theologen aus Brasilien berichteten, wie sie dort mit ganz armen Menschen in Gruppen zusammen die Bibel lesen, ohne große Erklärungen. Diese verstehen die Botschaften „aus dem Bauch heraus“. Sie finden ihr Leben darin wieder und für sich die befreienden Energien in der Bibel.

Vielleicht ist das in Abwandlung auch ein gangbarer Weg für uns.

Wie kann man sich daraus praktisch eine Lösung für Müggelheim vorstellen?

Es muss eine Lösung auf längere Sicht sein. Warum soll die Bibelauslegung immer weiter traditionell durch den Pfarrer in der Predigt sein. Kann dieses nicht abgelöst werden durch eine gemeinschaftliche Verstehensbemühung zwar innerhalb des Gottesdienstes, aber in anderer noch zu findender Form. Martin Luther sprach schon im 16. Jahrhundert vom Priestertum aller gläubigen Leute. Das bedeutet, dass alle auf einer Stufe stehen, der Pfarrer zwar ordiniert ist, aber es keine Autoritätsbarrieren gibt und alle die Bibel auslegen können. Kann das nicht schnell oberflächlich werden? Diese Gefahr besteht immer. Wichtig ist aber die Gemeinschaft, die geistliche Atmosphäre, die Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes. In jedem Menschen ist etwas von Gott zu finden und das muss vor allem für die neue Situation ab 2008 genutzt werden. Die Gemeindeversammlung am 7. November ist ein erster Schritt dazu. Wir müssen gemeinsam nach Menschen aus unserer Gemeinde suchen, die ihre Talente in die Gemeindearbeit kontinuierlich einbringen wollen und ein Existieren eines Gemeindelebens auch mit einer Viertel-Pfarrstelle ermöglichen. Gemeinsam mit dem Gemeindekirchenrat müsste das zu bewältigen sein.

Pfarrer Menthel, vielen Dank für das Gespräch und gutes Gelingen der Aufgabe.

Das Interview führte Andrea Geisler


Kirchenkonzert

Mit Werken von Telemann, Homilius, Zacher, Näther u. a. wartet das Ensemble „A Tre” am 11. September auf. Das Konzert von Brigitte Winkler (Flöte), Gisbert Näther (Horn) und Andreas Zacher (Orgel) findet um 17 Uhr in der kath. Kirche St. Joseph an der Lindenstraße in Köpenick statt.