Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 9/2005
September 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Soll Lenin wieder auferstehen?
Kultur-Wochenende: Von Klassik bis Hardrock
40 Jahre Müggelheim II
Alles neu macht die Wahl?
Fast das ganze Leben in Müggelheim
Arbeitgeber: Zwölf fleißige Hände im Dienste des Grüns
Viel Engagement zum "Tag des sozialen Engagements"
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbrief
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Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Alles neu macht die Wahl?

Fünf Direktkandidaten buhlen um Stimmen

Am 18. September sind Bundestagswahlen. Die Anzeichen dafür sind nicht zu übersehen. Großflächenplakate stehen auf Grünstreifen und Dorfanger, Plakate bepflastern fast jeden Laternenmast, zum Teil drei-etagig übereinander – ganz extrem auf der Spindlersfelder Brücke. SPD, CDU, Die Linke / PDS, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und viele kleinere Parteien gehen auf Stimmenfang.

Wir wollen Ihnen die in Treptow-Köpenick antretenden Direktkandidaten der fünf größeren Parteien kurz im Porträt vorstellen.


Siegfried Scheffler

Direktkandidat der SPD

Als Urgestein der Bezirkspolitik könnte man ihn bezeichnen. Denn bereits 1990 zog Siegfried Scheffler in die Bezirksverordnetenversammlung von Köpenick ein - natürlich für die Sozialdemokraten, deren Mitglied er seit Dezember 1989 ist. Bei den Wahlen 1994, 1998 und 2002 gewann er das Direktmandat für die SPD. Auch 1990 zog er, damals noch für den Wahlkreis Köpenick-Lichtenberg, direkt in den Bundestag ein.

Geboren wurde Scheffler 1944 in Schillen, Kreis Birnbaum (heute Polen). Seit seiner Kindheit wohnt er bereits in Berlin-Köpenick. Seit 1970 ist der Sozialdemokrat verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter, beide inzwischen erwachsen. Nach einer Ausbildung zum Straßenbauer und einer Qualifikation zum Handwerksmeister im Straßenbau, nahm er das Studium zum Bauingenieur auf. Nach einigen Jahren Praxis im Bereich Tiefbau, zog es ihn erneut an die Uni: Architektur und Bauwesen in Weimar sollten es sein. Diesen Studiengang schloss er als Diplomingenieur ab. Anschließend arbeitete er überwiegend in produktionsvorbereitenden Bereichen des Verkehrs- und Bauwesens in leitenden Positionen.

Mit der Wende im Herbst 1989 beschloss der 61-Jährige sich aktiv am Aufbau Ostdeutschlands zu beteiligen. Um für einen sozial gerechten Neuanfang zu kämpfen, trat er in die Sozialdemokratische Partei ein. Seine politische Karriere ging in rasanten Schritten voran: Parteirat des Kreisverbandes, BVV Köpenick, Stadtrat für Bau- und Wohnungswesen, Deutscher Bundestag - alles im Jahr 1990. Und Mitglied des Bundestages ist er noch heute.

Doch jetzt droht Gefahr von links. Gregor Gysi wird sein härtester Gegner in Treptow-Köpenick werden. Doch Scheffler interessieren die Umfragen nicht, hat er doch schließlich schon 2002, trotz negativer Umfrageergebnisse den beliebten PDS-Kandidaten Ernst Welters geschlagen. Und bereits 1998 verwies er PDS-Chef Lothar Bisky in seine Schranken. Das es gegen den linken Medienstar Gysi nicht leicht wird, weiß er trotz alledem - und spekuliert auf den Heimvorteil.

Es sind die vielen kleinen Dinge im Bezirk, um die sich Scheffler auch kümmert - sei es der Name der neuen Autobahnabfahrt, Telefon und Faxgerät für eine Selbsthilfegruppe oder ein Arbeitsplatz für eine alleinstehende Frau. „Ich kann nicht versprechen, dass die Wünsche in Erfüllung gehen, aber ich kann versprechen, mich darum zu kümmern”, sagt er zu den vielen Bittgesuchen.

Wer mit Siegfried Scheffler ins Gespräch kommen möchte, hat dazu am 10. September die Möglichkeit. Da steht er mit seinem roten Infobus um 10 Uhr am Allende-Center. Und am Sonntag, den 11. September ist er sogar in Müggelheim - zur Parforce-Jagd. Die sehr umfangreiche und informative Internetseite ist unter www.siegfried-scheffler.de zu finden. sip


Prof. Dr. Niels Korte

Direktkandidat der CDU

Schon früh begann der 1969 in Arnsberg/Westfalen geborene Korte in die Politik zu schnuppern. Als er 1991 in Bonn mit dem Studium der Rechtswissenschaft begann, arbeitete er zur Finanzierung des Studiums im Bundestagsbüro des parlamentarischen Staatssekretärs Bernd Wilz (MdB). Nach Beendigung des Studiums 1995 war er dort noch zwei Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. 1996 begann Korte den Referendardienst, den er 1998 mit dem zweiten Staatsexamen abschloss. Nach kurzen Zwischenstopps in der Unternehmensberatung machte er sich 1998 als Rechtsanwalt selbstständig.

Schwerpunkt seiner Kanzlei ist die Beratung von Wirtschaftsunternehmen, insbesondere von Existenzgründern, sowie das Verwaltungsrecht.

2003 promovierte er an der Humboldt-Universität und ist seit 2004 Honorarprofessor der staatlichen Alice-Salomon-Fachhochschule in Hellersdorf - mit 35 Jahren der jüngste Honorarprofessor Deutschlands. Niels Korte lebt mit seiner Lebensgefährtin, einer Krankenschwester für Intensivmedizin, zusammen. In seiner Freizeit treibt er am liebsten Sport, joggt gerne und fährt regelmäßig Rad. Ein absoluter Fan ist er von Eisern Union, zu deren Spielen er auch regelmäßig geht.

Mitglied der CDU Treptow-Köpenick ist Korte erst seit einem Jahr. Er wurde dort zum Schatzmeister bestellt. Außerdem ist er Kreisvorsitzender der „Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung” (MIT). Um dem Bezirk noch näher zu kommen, sucht sich der 35-Jährige jetzt eine Wohnung hier, hat außerdem seine Kanzlei auf Adlershof ausgeweitet.

Er fordert einen politischen Wechsel, damit Deutschland wieder vorankommt. Korte will sich dafür einsetzen, dass die Arbeit der Jobcenter vor Ort verbessert wird und Dauerarbeitslosen im Bezirk unbürokratisch geholfen wird. Er setzt sich für ein freundliches Klima für Investoren und Existenzgründer ein, will Firmen auf Industriebrachen ansiedeln und die Lohnnebenkosten senken. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozent sieht er entspannt, da Wohnungsmiete, Arztbesuche, Nahrungsmittel und Nahverkehr ausgeklammert werden. Als Ausgleich setze sich die CDU für eine Senkung der Arbeitslosenversicherung um ein Drittel ein.

Zu erreichen ist Niels Korte in seinem Wahlkampfbüro Rudower Chaussee 12, unter seinem Kandidaten-Telefon 67 80 40 31 oder im Internet unter www.korte2005.de


Dr. Gregor Gysi

Direktkandidat von Die Linke.PDS

Kaum einer schafft es, aufgrund seiner Rhetorik so zu bestechen, wie Gregor Gysi - allerdings hat auch kaum einer schon so viele Wähler enttäuscht, wie er, der bereits zweimal einen Rückzieher aus der Politik machte, bevor die reguläre Amtszeit vorüber war. Der 1948 in Berlin geborene Starpolitiker ist gesundheitlich angegriffen. Trotz der Faszination, die seine Person ausstrahlt, sind auch viele seiner Genossen misstrauisch, ob der gelernte Rinderzüchter und Diplomjurist den Strapazen der Bundespolitik standhalten kann.

Gregor Gysi ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach seinem Jurastudium arbeitete er 1970 und '71 als Richterassistent, um dann die Seite zu den Rechtsanwälten hin zu wechseln. 1976 promovierte er und arbeitet seither als Rechtsanwalt. Von 1990 bis 1993 war er Vorsitzender der PDS, seither ist er ständiger Gast beim Parteivorstand der Partei. Mitglied der Volkskammer war er 1990 und zugleich Vorsitzender der PDS-Fraktion. Von 1990 bis 2002 war er Vorsitzender der PDS-Gruppe bzw. -Fraktion im Deutschen Bundestag. Am 1. Februar 2002 verabschiedete er sich kurzfristig von der aktiven Politik, seine Nachfolgerin im Bundestag wurde Bärbel Grygier.

Ziel der Linkspartei.PDS sei heute die Überwindung des „Ost-West-Denkens” im Land. Die Menschen müssten erkennen, dass der Unterschied Arm und Reich, oben und unten und nicht Ost und West heiße, erklärte Gysi in einem Interview. Das die Linkspartei vor allem in den neuen Ländern punkten dürfte, liegt für den Anwalt klar auf der Hand: Diese Menschen würden immer zweitrangig behandelt. Es gäbe seit 15 Jahren niedrigere Löhne, niedrigere Sozialleistungen, aber doppelte Arbeitslosigkeit.

Mit ihrem Zugpferd Gysi will die Linkspartei es endlich schaffen, dem viermaligen Sieger Scheffler das Direktmandat in Treptow-Köpenick abzuknöpfen.

Der Politiker selbst hat, ebenso wie Scheffler, eine enge Beziehung zum Bezirk. Etliche Jahre lebte er in Treptow-Köpenick, noch heute wohnt seine Mutter hier. Wer ihn bei Wahlkampfauftritten aus dem Auto springen sieht, glaubt nicht, dass er einen kranken Mann vor sich sieht. Gut erholt bewältigte er bisher alle seine Auftritte - freiwillig sogar mehr in seinem Wahlkreis, als eigentlich von seinem Team, das ihn schonen wollte, geplant.

Wer sich selbst ein Bild von seinem Gesundheitszustand machen möchte, hat dazu vielfach Gelegenheit: 5.9., 17 Uhr in der Friedrich-Fröbel-Schule zum Bürgerforum; 11.9., 17 Uhr im Bräustübl Friedrichshagen; 12.9. , 19.30 Uhr zum Polittalk in der Dorfkirche Altglienicke. Zu erreichen ist Gysi in seinem Wahlquartier Brückenstraße 28, 12439 Berlin, Tel.: 532 89 22. Im Internet findet man ihn unter www.gregor-gysi.de oder www.sozialisten.de.


Volker Ratzmann

Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen

1960 in Helmstedt geboren, in Niedersachsen und Bayern aufgewachsen, kam Ratzmann 1981 aus Freiburg nach Berlin, um an der Freien Universität Jura und Politologie zu studieren. Seit 1991 hat der Anwalt eine eigene Kanzlei in Prenzlauer Berg, dem Bezirk, in dem er auch mit seiner Freundin wohnt. Entspannen tut er sich in seiner Datsche in Müggelheim und beim Segeln auf dem Großen Müggelsee.

Beruflich sind dem 45-Jährigen vor allem die Vertretung von Opfern rechtsradikaler Gewalt, die Verteidigung in Strafverfahren und die Beratung von Betriebsräten in Umstrukturierungsprozessen von Firmen wichtig.

Seit 1986 ist Ratzmann Mitglied der Alternativen Liste, heute Bündnis 90/Die Grünen. Im Abgeordnetenhaus sitzt er seit 1991, seit 2003 als Fraktionsvorsitzender. Er strebt eine moderne Rechts- und Innenpolitik in Berlin an.

Treptow-Köpenick ist aus seiner Sicht besonders auf nachhaltige Entwicklungsstrategien angewiesen. Die Mischung aus ehemaligem Industriestandort und Bezirk mit den meisten Wald- und Wasserflächen stellt da besondere Ansprüche. Mit den Innovationszentren Adlershof und Wuhlheide, der Ansiedlung der FHTW in Oberschöneweide und dem Ausbau wohnortnaher Erholungsgebiete hat der Bezirk seiner Meinung nach die besten Startbedingungen für den Umbau von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Und die Ansiedlung vieler junger Familien würden ebenfalls den gesellschaftlichen Umbruch mitgestalten.

Der weitere Ausbau und die Förderung erneuerbarer Energien wird ebenso wie die Verbindung von behutsamer Stadterneuerung, wohnortnaher Arbeit und Erholung und der Ausbau von Forschungseinrichtungen zu mehr Arbeit und Wohlstand im Bezirk führen, meint Ratzmann.

Das Problem des ansteigenden Rechtsradikalismus will er nicht unter den Teppich kehren, sondern mit den Betroffenen ins Gespräch kommen, ihnen aufzeigen, das der beschrittene Weg falsch ist und ihnen die Vorzüge des Grundgesetzes deutlich machen.

Im Internet ist Volker Ratzmann unter www.gruene-berlin.de oder www.gruene-fraktion-berlin.de zu finden. Am 3. September wird er beim Bürger-Fest am Bahnhof Schöneweide zu sehen sein, und am 12. September in der Dorfkirche Altglienicke an einer Wahlveranstaltung der Direktkandidaten teilnehmen. sip


Hellmut Königshaus

Direktkandidat der FDP

Hellmut Königshaus wurde 1950 in Berlin geboren. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Von 1972 bis 1977 studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg und Berlin. Von 1977 bis 1980 arbeitete er als Referendar in Berlin und anschließend als Richter bis 1986. Die letzten beiden Jahre seiner Amtszeit als Richter war er zudem als Justizsprecher tätig. 1986 wechselte er in die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Drei Jahre lang war er Leiter des Senatorenbüros. Von 1989 bis 1993 war er mit dem Aufbau und der Leitung der Abfallwirtschaftsbehörde betraut.

1993 ging er dann in die Privatwirtschaft um als Generalbevollmächtigter der ALBA AG zu arbeiten.

Mitglied der Freien Demokraten ist Königshaus seit 1985. Seitdem hatte er verschiedene Führungspositionen innerhalb der Partei inne. Derzeit ist er stellvertretender Bezirksvorsitzender in Steglitz-Zehlendorf und seit 2004 Mitglied des Bundestages (für den verstorbenen Günter Rexrodt). Er steht auf Platz 2 der Berliner Landesliste.

Der begeisterte Heimwerker setzt sich vor allem dafür ein, dass Berlin und seine Bedeutung als Hauptstadt wieder mehr ins Bewusstsein der Bundespolitik rückt.

Im Internet findet man den liberalen Politiker unter www.hellmut-koenigshaus.de oder erreicht ihn in seinem Büro Platz der Republik 1, 11011 Berlin.