Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 2/2006
Februar 2006
Müggelheimer Bote

Inhalt
Keiner will den Müggelturm
Johannes Zwingenberger - und sein Geheimnis vom Jungbleiben
Schönefeld: Großer Andrang für Leipzig
Ehrung für Irene Kruschke
Kultur-Wochenende: Staunen, Stimmung, Stil
Immer mehr Schlaganfall-Patienten
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Geschichten aus dem Müggelwald

„Mama, Mama, wir wollen Fleisch!” von Ingrid Zweiniger

von Ingrid Zweiniger

„Mama, Mama, wir wollen Fleisch!” Walli das Wildschwein schreckte auf. Sie hatte so schön geschlafen und dann dieses laute Gebrüll - „Mama, Mama, wir wollen Fleisch”. Das war ein böser Traum. Walli räkelte sich in ihrer Suhle. Aber da war ja wieder dieses Gebrüll. Also kein Traum, sondern Wirklichkeit.

Walli sprang auf. Das Gebrüll kam aus dem Wildschweinkinderzimmer.

„Habe ich richtig gehört, meine Kinder wollen Fleisch? Wo soll ich denn das hernehmen und wie kommen die auf solch eine komische Idee?” Walli lief ins Wildschweinkinderzimmer.

„Mama, Mama, wir wollen Fleisch!”

„So, jetzt ist aber erstmal Ruhe. Ihr seid wohl alle verrückt geworden. Wie kommt ihr denn auf so eine Idee?”

Die Wildschweinkinder freuten sich, dass Mama endlich wach war. Sie hatten Hunger und Mama sollte mit ihnen losziehen um Futter zu suchen. Aber das Wichtigste war für die kleine Wildschweinkinderrotte, dass Mama ihnen erst einmal ein paar Fragen beantwortete. Die Wildschweinkinder hatten zufällig ein Gespräch belauscht, zwischen dem Fuchs und seinen Freunden. Und in diesem Gespräch hörten die Wildschweinkinder Worte, die sie gar nicht kannten.

„Mama, bevor wir Fleisch suchen, hilfst du uns noch? Wir wissen nicht, was Imbiss ist, was Römer ist und was Mehmet ist. Kannst du uns helfen?”

Die Wildschweinmama war erstaunt. „Woher wisst ihr das denn? Wer hat so etwas gesagt?”

„Mama, wir haben dem Fuchs zugehört, als er sich mit seinen Freunden unterhalten hat. Und da hat er Imbiss und Römer und Mehmet gesagt. Und dann hat er noch gesagt, dass man dort Fleischschnipsel findet. Aber wir wissen auch nicht wo, denn so genau haben wir das nicht verstanden.”

Mama Wildschwein sah ihre Kinder an. „Also ich kann euch da nicht helfen. Ich bin kein schlauer Fuchs. Woher soll ich wissen, wo die Fleischschnipsel rumliegen und was Imbiss, Römer und Mehmet heißen. Wisst ihr was, wir gehen jetzt zum schlauen Fuchs und dann könnt ihr ihn selber fragen. Einverstanden?”

„Ja prima, Mama. Danke, Mama. Du bist doch schlau, Mama.”

Die ganze Rotte machte sich auf den Weg zum Fuchsbau. Schon seit vielen, vielen Tagen war der Müggelwald tief verschneit. Der Boden war gefroren und mit einer hohen Schneedecke bedeckt. Deshalb war es für die Tiere des Waldes besonders schwer Futter zu finden. Mama Wildschwein war dann immer dankbar für jeden Futterhinweis.

Der Fuchs wartete vor seinem Bau. „Ich warte schon auf euch. Eine Meise hat mir die Botschaft gebracht, dass ihr kommt, denn ich soll euch einige Fragen beantworten. Stimmt‘s?”

Die Wildschweine waren erstaunt. Aber sie fanden es auch gut, dass der Waldfunk so schnell funktionierte.

„Also stellt eure Fragen. Ich höre euch zu.”

„Wir wollen wissen, wo wir die Fleischschnipsel finden. Wir wollen wissen, was Imbiss ist, was Römer ist und was Mehmet ist.”

Der Fuchs sah die Wildschweine an und fing an zu lachen. „Wo habt ihr das gehört, was ihr jetzt wissen wollt? Habt ihr hinter dem Busch gesessen, als ich mich mit meinen Freunden vor ein paar Tagen darüber unterhalten habe?”

„Nein, wir haben nicht hinterm Busch gesessen”, riefen die Wildschweinkinder, „wir sind hier vorbeigekommen und haben euch zugehört. Wir waren neugierig, weil ihr so laut gesprochen habt. Entschuldige bitte, schlauer Fuchs.”

„Alles was ihr wissen wollt, ist schnell erzählt. Passt bitte gut auf, ich sage alles nur einmal. Ihr wisst doch, wo das kleine Dorf ist. Es liegt am Rande des Müggelwaldes. Und in diesem Dorf hat Patrick seine große Kaufhalle. Und neben der großen Kaufhalle ist ein kleiner Imbiss. Imbiss heißt, dass man dort etwas kleines essen kann. Und der Mann, dem der Imbiss gehört, heißt Mehmet. Das ist sein Name. Und Mehmet verkauft Döner und keine Römer. Und die Döner sind dicke Weißbrotstullen, die mit Fleischschnipseln und Salat gefüllt werden. Und wenn die Menschen diese dicken Fleischschnipselstullen oder Döner vor dem großen Ausgabefenster essen, kann es passieren, dass Fleischschnipsel auf die Erde fallen. Und die könnt ihr euch dann holen, dann braucht Mehmet sie nicht wegzufegen und ihr habt euer Leckerli gehabt. Alles klar? Na dann guten Appetit, wenn ihr Fleischschnipsel findet.”