Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 9/2008
September 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Straßenumbenennungen in vollem Gange
Jugendfeuerwehr auf großer Tour
15 Jahre Lokale Agenda 21
Vor 50 Jahren ging Müggelturm in Flammen auf
Hundebesitzer aufgepasst: Staupe in Müggelheims Wäldern
Waldbestände schützen!
Weitere Meldungen
NEU: MehrWert für Müggelheim
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Heimatverein
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote





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Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius


Liebe Müggelheimer, ich trauere. Ich trauere gerade ganz heftig - allerdings nicht um einen Verstorbenen, sondern geschmackloser Weise meinem Urlaub hinterher. Ich will jetzt nicht angeben, aber damit Sie meine folgenden Ausschweifungen verstehen, muss ich Ihnen schon sagen, wo wir waren: in Kanada, präziser, an der Westküste Kanadas im schönen British Columbia. Ich wäre gerne dort geblieben - aber der nächste Müggelheimer Bote rief :-)

Und wissen Sie, warum ich dieses Land so liebe? Nicht, weil ich hier alles schrecklich finde und alle Brücken hinter mir abbrechen wollte. Nein. Die Menschen sind dort so freundlich, sie sind offen und hilfsbereit, immer zu einem Schwätzchen aufgelegt. Ich kann mich nicht entsinnen, in den drei Wochen dort eine unfreundliche Antwort erhalten zu haben, oder einem „Brummelkopp” begegnet zu sein. Ganz anders als hier, wo einem an jeder dritten Straßenecke ein misslauniges Gesicht entgegenblickt. Es geht also auch anders. Und es liegt nicht daran, dass bei den Kanadiern immer alles eitel Sonnenschein ist. Sie hatten in diesem Jahr einen langen, kalten Winter, der bestimmt eine starke Belastung war, sie müssen auch hart arbeiten, um ihre Familien ernähren zu können und sie haben auch Krankheiten und Stress. Trotzdem: Sie lassen alles nicht so sehr an sich herankommen.

Aber zur Ehrenrettung von uns Deutschen muss ich eins sagen: Wenn man einem Missgelaunten fröhlich ein „Guten Tag, tolles Wetter heute” an den Kopf wirft, guckt er auch gleich viel freundlicher.

Doch es waren nicht nur die Menschen, die mich begeisterten. Es war vor allem auch die Natur und der Umgang mit ihr. Es gab reichlich ausgewiesene Picknickplätze in den Wäldern, gut erreichbar von den Straßen. Dort standen Picknickbänke und noch wichtiger - Mülleimer. Und das, obwohl der nächste Ort teilweise Dutzende von Kilometern entfernt war, wurde wert darauf gelegt, diese Mülleimer zu haben und regelmäßig zu leeren. Die Folge: Nicht nur die Picknickplätze waren sauber, auch die angrenzenden Wälder. Da jeder wusste, er findet am Parkplatz einen Mülleimer, hat er sein Zeug wieder im Rucksack mit zurücktransportiert. Warum geht das nicht auch bei uns?

Die Wälder in Kanada sind unendlich viel größer als unsere und dennoch schaffen sie es, ihn auf diese Art und Weise sauber zu halten. Übrigens auch dort, wo die Besiedelung dichter ist...

Und in den riesigen Naturschutzgebieten sorgt jeweils ein Ranger für Ordnung. Allerdings mit Unterstützung von Schildern. Bereits beim Eintritt in das geschützte Areal ist zu lesen, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Klar, dass der Müll wieder mit rausgenommen werden soll. Ebenso verboten ist es Blumen zu pflücken, Äste abzubrechen, große Steine zu verschieben etc. Das Schöne: Jeder hält sich daran. Ich habe selten eine so ungestörte Natur gesehen. Ein paar Schilder und die Anwesenheit eines möglicherweise vorbeischauenden Rangers genügen.

Sind die Kanadier anders gepolt als wir Deutschen? Oder wäre das vielleicht auch bei uns möglich, ein besseres rücksichtsvolles Miteinander von Mensch und Natur und zwischen den Menschen?

Vielleicht sollten wir alle mal an uns arbeiten, damit uns das in unserem vergleichsweise kleinen Deutschland und vor allem im noch kleineren Müggelheim auch gelingt.