Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 11/2002
November 2002

Inhalt
Müggelheimer Spendenaktion "Flut 2002"
Platzwart dringend gesucht!
Herbstfest an der Schule
Rätselraten um die Schnee- und Eisbeseitigung
Treffen der Kichengemeinden
Gospelkonzert in der Dorfkirche
Sturmtief "Jeanett" fegte über Müggelheim
Müggelheimer Chor sucht passenden Namen
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Leserbriefe
Müggeclub
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Martin Jahn


Passt es eigentlich in unser Gesellschaftskonzept, was auf Gewinn ausgerichtet ist, unentgeltlich, ehrenamtlich etwas für den Gemeinnutz zu tun ? Wird das „Soziale“ von der Marktwirtschaft im Umgang der Menschen nicht zu oft verdrängt? Man möchte zunächst sagen: das stimmt. Schauen wir aber genauer um uns herum, dann kommen wir zu einer differenzierteren Ansicht. Schließlich gab es in unserer Geschichte immer Menschen, die mehr getan haben als andere oder für nur sich selbst. Nehmen wir schon den allerersten Bürgermeister von Müggelheim, Phillipp Jacob Rauch, er hat die Bürde auf sich genommen, für das Wohl aller 20 Siedlerfamilien zu sprechen und sich für sie einzusetzen.

Es lassen sich viele Beispiele dafür aufzählen, wo Menschen nach dem Motto handelten wie es bei Goethe in Wilhelm Meisters Wanderjahre heißt. „Trachte jeder, überall sich und andere zu nutzen“. Beispiele, die wir auch heute und lobenswerterweise unter uns finden – oft im Verborgenen, ungenannt und doch selbstverständlich. Denken wir an die Vereine, in denen die Vorstände ihre Arbeit unentgeltlich und ehrenamtlich leisten. Denken wir z.B. an den Müggelheimer Heimatverein, in dem sich so viele Bürger zusammengefunden haben, um etwas für das kulturelle Leben, für unseren Ortsteil und für das nachbarschaftliche Miteinander zu tun. Niemand hat sie aufgefordert, niemand zwingt sie und doch sind sie dabei und haben Freude an ihrem Tun. Ohne sie gäbe es kein Angerfest, kein Erntefest und auch die Ortschronik, die Oldtimer-Rallye oder den Festumzug gäbe es nicht. Sie sind es, die unseren Dorfklub ehrenamtlich verwalten und dabei alle ihre Fähigkeiten einbringen, frei nach dem Satz von Bertolt Brecht: „Suchet überall zu nutzen, überall seid ihr zu Hause“.

Schließlich hat Bundespräsident Johannes Rau unsere viel zu früh verstorbene Waltraud Blanck, eine Mitbegründerin unseres Heimatvereins, für diese ihre Lebenhaltung, für ihre ehrenamtliche Arbeit, die sie ja auch schon zu DDR-Zeiten geleistet hat, mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet und sinngemäß gesagt, dass die ehrenamtliche, freiwillige Arbeit eine wichtige Säule unseres Zusammenlebens ist.

Was aber ist eigentlich der Lohn für die ehrenamtliche, unentgeltliche Tätigkeit, fragen Egoisten. Den findet jeder für sich. Es ist die Achtung vor sich selbst und das erhabene Gefühl, auch für andere Menschen gelebt zu haben, denn „Der Mensch bedarf des Menschen, um ein Mensch zu werden“, wie Brecht es formulierte. Wie viel ärmer wäre unser Leben, wenn es nur solche Bürger gebe, die sich hinter ihren Gartenzaun zurückziehen, die Mitmenschen nicht brauchen oder sogar den Nachbarn denunzieren. Bei allem positiven Denken, wollen wir nicht verkennen, dass es auch sie gibt. Auch mit ihnen müssen wir uns abfinden. Letztlich bestimmt der Gemeinnutz unseres Wirkens auch die Qualität des Zusammenlebens in unserem kleinen und schönen Ortsteil von Treptow/Köpenick, in unserem doch so sehr geliebten Müggelheim. Darum sollten wir denen dankbar sein, die sich ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Funktionen, für das Funktionieren des gesellschaftlichen Lebens in Müggelheim einsetzen. Es wäre kein falscher Hochmut, wenn sich diejenigen mal auf die Schulter klopfen und sich selbst bestätigen: Ja ich habe auch einen Beitrag geleistet für ein sinnvolles, lebenswertes Leben in unserem Gemeinwesen, unserer Heimat, dem von der Natur so reichhaltig beschenkten Müggelheim.