Gedanken aus Müggelheim

von Christian Tanzmann

Die amerikanischen und britischen Militärs haben nach dem Ende des Ultimatums den Krieg gegen den Irak eröffnet. Anscheinend ist der Zeitpunkt gekommen, an dem jegliche Bemühungen der Diplomatie versagt haben. Zirka 3000 Raketen und Bomben sollten im Erstschlag auf Bagdad fallen. Dass dabei keine Menschen sterben, ist wohl eine Illusion. Man versuchte wohl den irakischen Führer gleich gezielt zu töten.

Ich bin zutiefst enttäuscht von der amerikanischen Regierung, die entgegen der Meinung des größten Teils der Weltbevölkerung anscheinend eine Art Rachefeldzug führt. Ich schäme mich für die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten. Was denkt sich diese Regierung? Glaubt sie Millionen von Islamgläubigen einfach in neue Schranken weisen zu können? Welchen Grund gibt es, den UN-Inspektoren nicht mehr Zeit zu geben, gerade jetzt wo Bemühungen langsam fruchteten. Glaubt die amerikanische Regierung, dass die irakische Bevölkerung dankbar für die Raketen und die toten Familienangehörigen ist? Vielleicht dankbar, dass die Bodenschätze des Landes in Zukunft von den Eroberern ausgebeutet werden?

Ich möchte daran erinnern, dass es sich um komplett andere Kulturen und Denkweisen handelt. Die Aggressionen der von Geburt an Unterdrückten werden steigen und die weltweiten Anschläge werden sich häufen. Ich kann nicht verstehen, wie dumm man sein muss, um das nicht zu erkennen. Wir können nicht hier, vor dem Fernseher sitzend, mit einer Tüte Chips und einem Bier in der Hand über Menschen entscheiden, die in Armut und ständigem Krieg leben. Bush spaltet nicht nur die Welt in unterschiedliche Meinungslager und ignoriert deren Warnungen, er vergrößert die Kluft zwischen den Kulturen der Welt.

Das klingt für mich nicht nur töricht sondern auch unverantwortbar. Hussein hat sicherlich genug Dreck am Stecken und wird von mir nicht unterstützt werden, jedoch begeben sich die USA zurzeit auf die gleiche Ebene.

Ich unterstütze in keiner Weise einen Erstschlag irgendeines Landes gegen Menschen. Ja, Menschen, Kinder, Frauen und Männer unterschiedlichster Nationen. Und sobald Menschen andere Menschen töten finde ich dies krankhaft. Das Vertrauen in die USA wird jetzt, gerade in Europa, sehr stark geschwächt. In welcher Welt leben wir eigentlich, wo eine einzige Nation über Recht und Unrecht entscheiden kann. Die Anschläge auf das World Trade Center waren auch für mich unfassbar, dass jedoch irgendeine Verbindung zum Irak besteht, wurde nicht bewiesen. Ein Krieg ist daher nicht gerechtfertigt! Ein Krieg ist eigentlich nie gerechtfertigt! Ich hoffe, dass so wenig Menschen sterben müssen wie nur möglich. Dass welche sterben liegt wohl auf der Hand. Die Verluste auf beiden Seiten sind jetzt schon stark gestiegen, wenn man bedenkt, dass die USA immer wieder damit gepriesen hat, wie steril solch ein Krieg zu führen sei.

Dass die USA einen Krieg führt, der nur von den Wenigsten unterstützt wird, die UN das Geld dafür gibt und Deutschland den Wiederaufbau des Iraks finanzieren soll, finde ich äußerst verwirrend und krankhaft. Doch wir werden es wieder sein, wie schon in Afghanistan und im Kosovo, die Millionen Euro für soziale Einrichtungen, erste Hilfe und Wiederaufbau finanzieren.

Ich fordere euch alle auf, weiterhin auf die Straßen zu gehen, um zu zeigen, dass wir mit diesem Krieg nicht zufrieden sind. Die Milliarden Dollar sollten nicht für den Krieg, sondern für die Bildung und die Unterstützung der armen Länder dieser Welt ausgegeben werden. Sind wir nicht zivilisiert genug, Probleme mit Worten zu klären? Anscheinend sind es einige Menschen nicht.