Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 04/2004
April 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neue Chance für den Müggelturm
Leichte Veränderungen im Bustakt
Frohe Ostern!
Frühlingswanderung am Großen Müggelsee
Gastronomie-Achse von Rübezahl bis Marienlust geplant
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Heimatverein
Leserbriefe
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Frühlingswanderung am Großen Müggelsee

von Marianne Schäfer

Müggelheim liegt zentral in der von Wald und Seen geprägten Landschaft. Man kann in jeder Himmelsrichtung schöne Wander- oder Radtouren machen. Dieses Jahr möchte ich Ihnen eine Tour zum Süd-Ufer des Großen Müggelsees empfehlen. Die gesamte Hin-und Rücktour beträgt etwa 20 Kilometer. Für die Wanderer besteht aber an verschiedenen Punkten die Möglichkeit die Tour abzukürzen.

Der Große Müggelsee ist 4,4 Kilometer lang, 2,6 Kilometer breit, im Durchschnitt etwa 4,9 Meter tief und hat die größte Tiefe bei 7,7 Meter. Er ist ein Grundmoränensee. Der See wird von der Spree durchflossen. Es ist wahrscheinlich, dass die Müggel nach dem altdeutschen Wort „mikil” benannt wurde, welches groß oder mächtig bedeutet. Daran lehnt sich auch die Schreibweise „Miggel” oder „Mickel”, welche mehr zum deutschen als zum slawischen Namen neigt. Nach ihm sind später auch die Müggelberge und unser Dorf zur Hälfte benannt.

Rübezahl, einst eine prachtvolle Ausflugsgaststätte, heute in erster Linie ein Bierzelt.

Ich beginne meine Tourenbeschreibung am Ende der Odernheimer Straße. Wir gehen den Neuhelgoländer Weg entlang. Schon nach 300 Metern biegen wir links ab. Es ist ein asphaltierter Weg, der früher zum Zeltplatz am Kleinen Müggelsee führte. Auf der rechten Seite sehen wir bald die sandigen Höhen der Düne. Dahinter liegt Müggelheims schönste Badestelle am Kleinen Müggelsee. Dieser kleine Abstecher auf den Dünenkamm lohnt besonders für die Ortsunkenntlichen. Am jenseitigen Ufer sieht man die Nebensiedlung von Müggelheim, Müggelhort. Wir gehen weiter in der ursprünglichen Richtung. Der Weg mündet in die Waldstraße, welche nach Müggelhort führt. Sie ist mit Baumstämmen begrenzt. Wir gehen nach rechts, nur bis zur nächsten Kurve, biegen dann links in den kleinen Fußweg ein, der hinter der Baumstammbegrenzung beginnt. Durch die unbelaubten Bäume sehen wir schon die weite Wasserfläche des Großen Müggelsees. Bis hierher waren es schon vier Kilometer.

Wir kommen auf die Uferpromenade und gehen nach links. Rechts führt der Weg zur Gaststätte Müggelhort. Wir sehen helles Ried, welches erst vor einigen Jahren wieder angepflanzt wurde. Geschwungene Lahnungen brechen die Wellen und sollen verhindern, dass Wassersportler ins Schilf fahren. In der Sonne sitzen Kormorane auf den Holzpfosten und sonnen sich. Meistens weht ein frischer Wind über die große, glitzernde Wasserfläche. Nach zwei Kilometern auf der Müggelpromenade sehen wir rechts und links Wasser, dicht am Weg. Rechts eine Bucht vom Müggel, links der „Thyrn” - Relikt eines ehemaligen Wasserdurchflusses in Richtung Neue Wiesen. Er ist heute überwiegend verlandet, nur der Thyrn, als wertvolles, ökologisches Biotop wird erhalten.

Nun ist es nicht mehr weit zur Gaststätte Prinzengarten. Von 1908 bewirtete der Gastwirt Wilhelm Prinz, seine Gäste hier am Ufer des Müggel. Das Land wurde von der Forstverwaltung des Landes Berlin gepachtet. Bis 1953 war die Gaststätte im Familienbesitz. Sie wurde erst von HO, dann vom Konsum bewirtschaftet. Sie wurde baulich total verändert, nur der alte Wendenturm, dicht am Wasser, ist noch erhalten geblieben. Die Gaststätte hieß dann: Müggelseeperle, Dorint Hotel und von April diesen Jahres an wird sie „DOLCE am SEE” heißen. Eine sehr gepflegte Anlage, hier kann man in der Sonne auf der Terrasse sitzen oder im Gastraum, mit Blick auf den Müggel. Die Gaststätte ist geöffnet.

Weiter auf der Promenade sehen wir nach wenigen Schritten links einen Findling, der dem Stadtrat und Stadtältesten Rudolf Rühl zu Ehren aufgestellt wurde. Nur einen Kilometer weiter ist dann die ehemalige Gaststätte Rübezahl erreicht. Hier ist noch ein sehr schöner Kinderspielplatz erhalten. Ebenso wie am ehemaligen Prinzengarten, ist auch hier eine große Steganlage der Stern und Kreisschifffahrt. Man kann einsteigen und mit den Motorschiffen nach Friedrichshagen oder Woltersdorf schippern.

Das große Gebäude, welches zur DDR-Zeit auch neu errichtet wurde, ist geschlossen. Hier gibt es an der Seite einen Selbstbedienungstrakt und eine Gaststätte mit 110 Sitzplätzen und ebenso vielen Terrassenplätzen, die „Müggelseeterrassen”. Auch diese Gaststätte ist geöffnet. Deutlich sieht man auf dem jenseitigen Ufer Friedrichshagen. Die Brauerei, die Kirche, die Villen, das Wasserwerk. Wir gehen weiter auf der Uferpromenade. Ab und zu stehen Bänke zum Ausruhen. Etwa einen halben Kilometer weiter kommt man wieder an eine schöne Bucht. Ein herrlicher Blick über den See. Bei klarer Sicht kann man Rahnsdorf sehen. Dahinter das Zementwerk Readymix in Rüdersdorf und die große Windkraftanlage auf der Höhe von Alt-Rüdersdorf. Im gelben Ried schwimmen viele schwarze Blesshühner, ein Haubentaucherpärchen macht synchrone Bewegungen und knurrendes Rrr–Rrr und tacke-tacke.

Der Weg führt uns nun im Bogen auf die West-Seite des Müggelsees. Er gabelt sich und der befestigte Weg führt nach Köpenick ins Allende-Viertel. Der sandige Weg rechts verläuft weiter am Ufer des Müggel. An einer weiten grasigen Stelle hat man den großartigsten Blick über die Längsachse des Sees. Sanft schlagen die Wellen, verlaufen sich im weißen Sand. Wendet man den Blick nach rechts, sieht man von hier die Müggelberge. Bis zu unserem Ziel ist es nicht mehr weit. Leider blicken wir nach all der wunderbaren Natur auf eine am Ufer befindliche Gebäude-Ansammlung, Zaun, Autos, Boote, Stege, Betonwege - eine Marina. Wir müssen auf einem schmalen, sandigen Weg daran vorbeigehen. Noch ein bisschen Wildnis, dann sehen wir schon den kastenförmigen, total mit bunten Sprayereien beschmierten Eingang zum Spreetunnel. Auf dem jenseitigen Ufer stehen die Gebäude des Berliner Bürgerbräu, der Tunnelausgang, alte Villen, und die Steganlage der Stern und Kreisschiffahrt. Hinter uns sieht man auf dem etwas erhöhten Gelände zwischen alten Bäumen, Reste von Balustraden und Stufen. Das sind die letzten Überbleibsel des zum Kriegsende bombardierten „Müggelschlößchen”, welches an der Stelle der 1743 errichteten Fischerhütte gebaut war. Eine große Gaststätte mit Terrassen und Blick auf den Müggel.

Wir haben das Ziel erreicht. Sie sind jetzt etwa zehn Kilometer gelaufen oder mit dem Fahrrad gefahren. Vom Tunnel zurück bis zur Gaststätte Müggelhort ist der Promenadenweg genau sechs Kilometer lang. Ich hoffe, Sie werden den Blick auf die große Wasserfläche, Berlins größte Badewanne, wie es im Volksmund heißt, genießen. Die eine oder andere Gaststätte lädt unterwegs zur Rast. Wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen durch die noch kargen Äste scheinen, kann man schon schön draußen sitzen. Viel Spaß!