Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 8/2004
August 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neue Wasserrettungsstation am Kleinen Müggelsee noch ohne Genehmigung
Per Bike und per Pedes rund um den Müggelsee
Possierliche Tierchen im Vormarsch
Wasser, Wald und Fische - das neue Bezirkswappen
Hickhack um die neue Baumschutzverordnung
Eltern kämpfen für Gesamtschule Neu-Zittau
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius


Schön ist es bei uns. Einfach eine Idylle - das meint jeder, der uns besuchen kommt. Die Vögel zwitschern, man kann die Rehe durch den Wald flitzen sehen, mit Wildschweinen sind wir auf du und du. Im Sommer kann man beim Gang durch die Straßen erschnuppern, was bei den Nachbarn auf dem Grill liegt. An den Wochenenden steigen die romantischsten Sommerpartys. Auch viele „Berliner” finden den Weg nach Müggelheim. Vor allem in den Sommermonaten zum Baden, Boot fahren, spazierengehen - schlichtweg um die Natur zu genießen.

Es könnte alles so nett sein und dann: brummmmm! Pause. Brummmm! Flugzeuge, die unbedingt über unser Kleinod hinweg ihre Bahn ziehen müssen - schon jetzt so, dass man dann kurzfristig das Gespräch oder das Telefonat im Freien unterbrechen muss. Und auch schon so, dass ich mit meinem leichten Schlaf nicht bei geöffnetem Fenster schlafen kann, zumindest nicht, wenn ich ausschlafen will.

Seit dem Frühjahr sind sie wieder ganz besonders rege über unseren Dächern unterwegs. Die Billigfluglinien sind daran nicht ganz unbeteiligt, und natürlich die Charterfluglinien in den Sommermonaten.

Doch das ist alles noch gar nichts. Der Planfeststellungsbeschluss für den geplanten Großflughafen Schönefeld wird am 13. August erteilt. Wenn das Projekt umgesetzt wird, ist es mit der Müggelheimer Idylle gänzlich vorbei. 10 000 Betroffene haben bereits ihre Klagebereitschaft signalisiert - meine Familie ist eine davon. Ob es letztlich etwas bringt, bleibt abzuwarten. Doch ich denke, schon vorher zu resignieren und zu sagen: Das bringt doch alles sowieso nichts, ist der falsche Weg. Was habe ich davon, den Kopf in den Sand zu stecken? Nichts außer Frust. Denn nur, wenn ich mich eindeutig gegen den Flughafen positioniere, eindeutig für meine Ruhe, meine Gesundheit und mein Grundstück eintrete, habe ich den Anspruch auf eine wie auch immer geartete Entschädigung. Und vielleicht gelingt es ja auch durch die Flut der Klagen dieses umstrittene Großprojekt ganz zu kippen - oder zumindest zu entschärfen.

Übrigens haben wir für die Klagevorbereitungen auch den aktuellen Grundstückspreis in Erfahrung bringen müssen. Wir würden nur noch die Hälfte dessen kriegen, was einmal dafür bezahlt haben. Aus der Traum von der gesicherten Altersvorsorge!

Also ich denke, wer nicht klagt, hat später auch kein Recht zu jammern!