Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 1/2008
Januar 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Der Müggelturm ist verkauft
Kulturwochenende startet durch
Wirtschaftskreis unterstützt die Kita
Feuerwehr: Grausiges und Abenteuerliches
Parksituation an S-Bahnhöfen bleibt Problem
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Der Müggelturm ist verkauft

Investor aus Krefeld übernimmt Ausflugspunkt

von Petra Zoepf

„Das Konzept hat überzeugt“, gibt sich Marc Förste ganz selbstsicher. Er sieht darin den einzigen Grund, Sieger im Rennen um den Müggelturm geworden zu sein. Am 18. Dezember hat der Krefelder Unternehmer den Kaufvertrag für das denkmalgeschützte Wahrzeichen Köpenicks und das gut 6.000 Quadratmeter große Gelände drum herum samt aller Gebäude unterschrieben. Er will den bei Tagesausflüglern beliebten Ort wieder zum Leben erwecken. Das gastronomische Angebot soll sich abheben von dem was in der Umgebung vorhanden ist, „ohne dabei zu überziehen“, so Förste. Damit ist der Förderverein Müggelturm, der sich ebenfalls beim Liegenschaftsfonds Berlin um das traditionsreiche Ausflugsziel beworben hatte, wieder einmal leer ausgegangen.

Bereits 2004 hatte der Verein vergebens ein Kaufangebot mit Konzept für das landeseigene Areal abgegeben. „Wir sind bitter enttäuscht“, erklärt die Vorsitzende Gabriele Eichner. Bis zuletzt hätte man dem Förderverein vermittelt, Favorit zu sein, ärgert sie sich. In einem Brief vom 20. Dezember an den Liegenschaftsfonds bringt sie ihren Unmut zum Ausdruck: „Wir müssen davon ausgehen, bei den Verhandlungen hingehalten und hintergangen, wenn nicht sogar arglistig getäuscht worden zu sein.“ Noch am 19. November habe man bei einer Besprechung mit allen Beteiligten weitere Entscheidungen Mitte Januar 2008 treffen wollen.

Den Ausschlag für den Zuschlag an den Rheinländer hat die „Übernahme der Kosten für die Instandsetzung der Erschließung des Geländes gegeben“, sagt Michael Schneider. Der Stadtrat für Umwelt und Grün ist in Treptow-Köpenick auch für die Immobiliengeschäfte des Bezirks zuständig. „Die Entscheidung zu Gunsten des Investors ist im Gremium einstimmig gefallen“, betont der Dezernent. Ein Steuerungsausschuss bestehend aus Mitgliedern der Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Finanzen und Stadtentwicklung sowie des Bezirks und des Liegenschaftsfonds hatte am 12. Dezember sein Votum für die Kieu-Projektentwicklung, dessen Mitinhaber Marc Förste ist, gegeben. Zudem habe das Unternehmen sein Know how mit erfolgreichen gastronomischen Projekten in Düsseldorf und Umgebung unter Beweis gestellt, so Schneider. Er hofft, dass jetzt alles klappt. Bereits 2004 war ein Käufer für das Objekt gefunden worden. Der trat 2005 vom Vertrag zurück, weil keine Einigung über die Kosten für die Erneuerung der 50 Jahre alten Kabel und Rohrleitungen erzielt werden konnte.

Um den Ladenhüter, der seit 2002 mehrfach europaweit angeboten wurde, loszuwerden, wurden Zugeständnisse gemacht. In den Ausschreibungsunterlagen von Oktober 2006 steht, dass das Gelände voll erschlossen ist. Die komplette Erneuerung der unterirdischen Leitungen für Strom, Wasser etc. will der Bezirk laut Ausschreibung mit Mitteln aus dem Topf für Gemeinschaftsaufgaben (Gelder der EU und des Landes Berlin) finanzieren. Dazu Stadtrat Schneider: „Ende November hat uns der Senat mitgeteilt, dass es für den Müggelturm kein Geld mehr geben wird.“ Somit gäbe es keine Möglichkeit, öffentliche Mittel für die Erschließungskosten zu requirieren. Nach seinen Schätzungen ist ein Betrag von 600- bis 800.000 Euro dafür notwendig.

Der neue Besitzer Förste geht auch von einer Summe aus, „die deutlich im dreistelligen Hunderttausender-Bereich liegt“. Er will alternative Energiequellen wie Erdwärme und Solar mit konventionellen kombinieren. Gleich zu Beginn des Jahres will er Gespräche mit den Versorgern führen. Auch mit der Objektsicherung soll umgehend begonnen werden, „damit die Vandalismusschäden nicht noch größer werden“, so Förste. Als nächster Schritt sollen Mitte des Jahres die Umbaupläne der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Seine Planung: Im Sommer 2009 startet der gastronomische Betrieb in den vorhandenen Gebäuden und auf der Terrasse. Beides wird vorher saniert, die Bausubstanz und die terrassenförmige Anlage bleiben dabei erhalten. Das Angebot wird ergänzt durch Veranstaltungen. Nach und nach soll auch der Turm instand gesetzt werden. Marc Förste ist vom Erfolg überzeugt: „Mit dem Turm habe ich eine Marke gekauft, die als Marketinginstrument eingesetzt, die Attraktion sein wird.“ Für wichtig hält er dabei, „alle Kräfte zu bündeln“. Deshalb wäre er dem Förderverein Müggelturm dankbar für Unterstützung bei der Realisierung des Projektes.


Zur Person von Marc Förste

Der 38jährige Diplom-Kaufmann hat seit 15 Jahren Erfahrung im Bereich der gastronomischen Projektentwicklung. Sein Unternehmen Kieu ist eine GbR, die ihm gemeinsam mit seiner Frau Lin Kieu, der Gründerin des Deutsch-Vietnamesischen Fördervereins, gehört. Der Schwerpunkt seines geschäftlichen Engagements liegt im Rheinland und im westlichen Ruhrgebiet. Dort ist er an vier Objekten federführend beteiligt.

Vor zwei Jahren wurde Förste auf den Müggelturm aufmerksam und hat ihn sich damals gleich angesehen. „Da musst Du was machen“, war sein erster Gedanke – und Visionen entwickelten sich.