Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 2/2011
Februar 2011
Müggelheimer Bote

Inhalt
Bauantrag für Müggelturm-Areal
Tanz ums "Hexenfeuer"
Ein trubulentes Jahr für die Feuerwehr
Müggelheim bekommt neue Kobbs
Viel Lärm gegen Fluglärm
Kulturwochenende war ein Riesenerfolg
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Kleinanzeigen
Kirche
Geschichten aus dem Müggelwald
Karikatur
Letzte Seite
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2011
Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Margard Wohlfarth,
einer Neu-Müggelheimerin


Zu allererst meinten wir, als unsere Söhne uns fragten, wie wir auf den Gedanken kommen nach Müggelheim zu ziehen, wie kann denn das ausschlaggebend sein: Fluglärm. Wo doch die Flugzeuge, wie wir inzwischen erfahren haben - viel ziviler und leiser den Boden berühren oder verlassen, als in Zeiten, als die TU über uns alle hinwegflog.

Dann kamen unsere Enkel und wollten die Flieger sehen. Und wir waren froh, als die ganz Großen zur Flugschau kamen, dass wir ziemlich schalldichte Fenster hatten. Und da habe ich mich an den Krieg erinnert, – so nah, so tief, eine Kriegsmaschine über dir. Über mir. Ich bin Jahrgang 40. Das fiel ja wohl bei der letzten ILA aus, jedenfalls in diesen Ausmaßen.

Aber wir waren immer noch skeptisch angesichts der Weltlage, der großen Probleme anderswo. Lohnt sich das in Müggelheim? Dagegen aufzustehen? Der Straßenlärm ist schließlich auch nicht von Pappe, wenn ich morgens das Fenster zum Müggelheimer Damm aufmache. Früher sicher eine harmlose Berliner Ausfallstraße. Jetzt ein Zeittunnel für Lawinen aus Blech und Chrom.

Bis, ja, bis wir mitbekommen haben, um was es eigentlich geht. Nicht um Routen oder Lastenverteilung, an die sowieso niemand ernsthaft gedacht hat – deshalb wohl die Nichtwahrnehmung von Protesten der Berliner und Nichtberliner Ortschaften am Südostrand der Stadt. Jedenfalls nach Auskunft von Ministerpräsident i.R. Manfred Stolpe in der Urania: "Es gab kein Bedürfnis nach Gespräch seitens der Bevölkerung in den Anfangsjahren von Planung und Feststellung."

Sondern es geht um politische Lebenslügen. Positiv gesagt, es geht um Transparenz.

Wir wissen, dass der vorläufige Scheitelpunkt des Protestes nach 2004 zwei Jahre später im Verwaltungsgericht in Leipzig erreicht war: Es gibt keine rechtlichen Möglichkeiten, einen Standort grundsätzlich infrage zu stellen. Es gibt nur "mildernde Umstände". D.h. Auflagen zur Lärmminderung. Limitierungen als da sind Nachtflugverbot u.s.w.

Und wir haben pro Wirtschaft, pro Drehkreuz Asien-Europa, pro Berlin festgestellt – je länger, je mehr - wie scheinheilig die Argumente gegen Sperenberg gewesen sein mussten für einen Flughafen, den nicht die Steuerzahler, sondern die Privatwirtschaft getragen hätte, weil Sperenberg sich gelohnt hätte in der Entfernung, in der Siedlungsdichte, in der deutschen Gesetzeslage. Ja, pro Kapital diesmal zugunsten einer Stadt, die zusammenwachsen will.

Ich weiß jedenfalls nicht, warum in dem Mix aus Bund, Land und Berlin nicht die vernünftige Entscheidung für Sperenberg zustande gekommen ist. Hoffentlich nicht aus sehr dunklen und paradoxerweise umso durchschaubareren Konkurrenzen.

Oder hat durchgeschlagen, dass der Osten den Zuschlag braucht? Man kläre mich auf!

Vielleicht sollten einmal die verschiedenen Gruppen, die für Umweltverträglichkeit, gerechte Fluglärmverteilung oder ein Feststellungsverfahren für Sperenberg eintreten, an einen Tisch und sich so verständigen, dass für die Familien in Müggelheim und die benachbarten Orte ein ausbaufähiger Konsensvorschlag für die Politik auf ihren Küchentisch kommt. Den jeder und jede versteht und sich damit einbringen kann für seine Heimat. Oder ist der Leidensdruck nicht groß genug?

Ich bitte um Aufklärung als Neumüggelheimerin.