Müggelheimer Bote
18. Jahrgang, Ausgabe 10/2011
Oktober 2011
Müggelheimer Bote

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Müggelturm wird 50
So hat Müggelheim gewählt
Rund um den Flughafen Schönefeld
Ein flotter "Dreier" zum Herbstanfang
Sport-Prominenz im Fitnesscenter
Müggelheimer schreibt Promi-Kochbuch
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Altweibersommer

von Marianne Schäfer

Ein Sommer mit Wetterextremen liegt hinter uns. Es ist herbstlich geworden. Jetzt blühen im Garten die Herbstblumen. Die Herbstzeitlosen, mit ihren rosa Blütenkelchen sind schon verblüht. Überraschend war für mich, dass sich nach Jahren des nicht Blühens, diesmal nun die blauen Blütenkelche mit den orangefarbenen Staubgefäßen wieder zart präsentieren.

Altweibersommer, woher kommt die Bezeichnung? Vielleicht ist es ein Gleichnis mit dem herbstlichen Wetter? Es ist nicht mehr richtig warm. Wir spüren schon den kalten Hauch des Herbstes. Leise, feucht und grau schleicht er durch die bunten Blätter. Kann es auch vielleicht sein, dass man früher die alten Frauen, auch Weiber genannt, als Gleichnis nahm? Alte Weiber mit schlurfendem Gang, langem, grauen Haar und kratziger Greisenstimme? Solche Weiblein gibt es heute nicht mehr. Ältere Frauen haben heute leuchtende Herbstfarben als Haarfarbe und der Gang ist oft noch flott. Aber vielleicht ist früher doch so die Bezeichnung entstanden.

Eine andere Möglichkeit ist die, dass der September noch genügend wärmende Strahlen auf die Erde schickte, dass die alten Frauen ihre müden Knochen auf einer Bank sitzend in der Sonne wärmen konnten. Welche Erklärung auch zutrifft: Es ist ein nochmaliges Aufbäumen des Sommers. Noch ein paar sonnige, warme Tage. Es gilt diese Tage und Stunden zu nutzen.

Vor einem Jahr beobachtete ich genau in dieser Jahreszeit, kleine Raupen, welche auf Brennnesseln saßen und diese eifrig fraßen. Dann ließen sie sich fallen und robbten fort. Wo wollten sie denn hin? In einem Buch las ich, dass sie sich einen geschützten Ort suchen, wo sie sich verpuppen und so den Winter überleben. Damals sammelte ich die Räupchen von der Straße auf und brachte sie in meinen Garten. Im Laub unter Sträuchern waren sie dann schnell verschwunden. Im Winter beobachtete ich, wie die Vögel auch unter diesen Sträuchern nach Fressbarem suchten. Jeder will leben dachte ich.

Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Wieder genießen wir im September die milden, sonnigen Tage. Jetzt ist noch mal ein Blüh-Höhepunkt. Phloxe blühen nach. Die dicken Fetthenne Stauden mit ihren dichten Blütendolden in Rosa, haben reichlichen Besuch von Bienen. Voller Eifer und mit Ungeduld wuseln sie auf den Dolden umher. Sie Zirpen als wenn es ihnen nicht schnell genug geht, ihr kleines Rüsselchen in die Blütenschlünde zu tauchen und den Nektar aufzusaugen. Auch die Blütenkörbchen der Astern werden reichlich von Insekten besucht. Sind es die kräftigen Farben wie Rosa, Rot, Blau und Violett, welche die Insekten anlocken? Ein auffälliges Gesumm und viele verschiedene Insekten sind bei dem warmen Sonnenschein zu beobachten.

Noch nie hat an meinem Haus der Efeu so üppig geblüht, wie gerade jetzt. Kugelartige Blütenbällchen mit winzigen grünen Blüten, lockten mit zartem Duft die Insekten an. Bienen, Hummeln, Wespen, sogar Hornissen und auch Schmetterlinge sind auch hier eifrig bei der Nektarernte. Immer wieder stehe ich bei meinen blühenden Pflanzen und beobachte das lebhafte Treiben. Um mich flattern die dunklen Schmetterlinge. Sie schweben im Gleitflug, nur mit wenigen Flügelschlägen. Ich beobachtete Admirale, mit den braun-weißen Mustern.

Aber meistens umflattern mich die Tagpfauenaugen. Gerne sehe ich dem Treiben zu. Manchmal setzt sich ein Falter auf einen sonnigen, ruhigen Platz. Dann breitet er seine Flügel ganz weit aus. Ich sehe die feinen, winzigen Haare auf seinem Körper. Sie wurden hoch gestellt, damit die Sonnen den Schmetterling optimal erwärmen kann. Jetzt sehe ich auch deutlich die vier Augen, das abschreckende Muster auf der braunen Grundfarbe der vier Flügel. Die blau-braunen Augen sind mit schwarzem Zickzack kontrastreich umgeben und noch mit beigefarbener Umrandung abgesetzt. Einfach bewunderungswürdig, was die Natur so gestaltet.

Gut aufgewärmt, flattert mein schöner Freund wieder zu den Astern. Ich frage mich, wie kam der Namensgeber darauf, diesen Namen mit einem Pfau in Verbindung zu bringen? Ich weiß, die Pfauen haben ein prächtiges, farbiges Gefieder, aber ihre Augen sind braun, wie ich mich erinnere. Aber nein, gemeint sein werden die anderen Pfauenaugen - nämlich die schmückenden Ornamente am Ende des Gefieders vom männlichen Pfau. Der Namensgeber war möglicherweise von dem farbenprächtigen Pfauengefieder so beeindruckt, dass er den namenlosen Schmetterling, welcher zu den geläufigsten der Arten gehört, so benannte.

Wieder wärmt sich ein Falter auf dem sonnenwarmen Holz. Es ist, als wenn seine vier hübschen Augen mich ansehen. Ich denke an die Räupchen, welche ich im vergangenen Jahr in meinem Garten aussetzte. Seid ihr es meine Freunde? Wie schön!