Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 04/2002
April 2002

Inhalt
Vandalismus an Wartehäuschen
Hohe Geldstrafen für Gartenabfälle im Wald
Mit Schwung und guter Laune in die Open-Air-Saison
Schönefeld: Landesverfassungsgericht prüft Standortfestlegung
170 Straftaten in Müggelheim
Frühlingswanderung entlang der Müggelspree
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Aus den Vereinen
Kleinanzeigen
Aus Gosen
Kirchenseite
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Müggeclub
Archiv
NEU! Müggelheim im Internet
Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 
Kirchenseite

Ein „Menthel-Engelchen“ half immer

Siegfried Menthel feierte sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Pfarrer von Müggelheim

Am Sonntag Judica, dem 17. März, haben viele Müggelheimer und Gäste das 25-jährige Dienstjubiläum von Siegfried Menthel als Pfarrer von Müggelheim gefeiert. Zum Festgottesdienst hatten sich in unserer Kirche so viele Menschen wie sonst selten eingefunden.

Festredner Superindentent i.R. Reinhard Richter und Pfarrer Siegfried Menthel mit Gemenindemitgliedern nach dem Festgottesdienst. Foto: König

Nachdem die Liturgie mit Pfarrer Menthel gefeiert worden war, hielt Generalsuperintendent i. R. Reinhard Richter die Festpredigt. Der Sonntag Judica ist der vorletzte der Passionszeit. Was soll man vom Kreuz Jesu denken? fragte Reinhard Richter zu Beginn seiner Predigt. 25 Jahre Pfarrer in Müggelheim bedeutet auch 25mal der Gemeinde das Wort vom Kreuz zu sagen mit immer wieder anderem Akzent, unter jeweils aktuellen Gesichtspunkten. Im Nachdenken über Gott angesichts des Kreuzes Jesu, angesichts des Leidens der Unschuldigen, des immer wieder sichtbar werdenden Triumphes des Bösen entsteht unser Fragen nach Gott.

Die 25 Jahre Dienstzeit von Siegfried Menthel teilen sich ziemlich genau in 12 1/2 Jahre DDR-Zeit und 12 1/2 Jahre nach der Wende. Im für diesen Sonntag vorgesehenen Predigttext aus dem neutestamentlichen Hebräerbrief heißt es u. a.: „Jesus hat ... gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. ...“ Reinhard Richter fragte: „Seine Schmach tragen, wie war das in diesen beiden Halbzeiten der Dienstzeit von Siegfried Menthel zu predigen? In der DDR-Zeit fanden sich viele Christen außerhalb der gesicherten Systeme von Ausbildung, Anerkennung und Karriere vor. Jetzt dagegen bietet die Gesellschaftsordnung den Kirchen Plätze innerhalb ihrer Strukturen.

Aber auch jetzt gilt: Der Platz der Christen ist bei Jesus, also außerhalb des „Lagers“. Es ist schwieriger geworden, darin eindeutig zu sein. Doch der Mensch muss wissen, wo er hingehört. Für Christen heißt die Wahrheitsfrage: Wo steht Jesus? Dort gehören wir hin. Es ist der Platz außerhalb, vor dem Lager. Um der Liebe zu den Menschen, zu allem Lebenden willen, um der Zukunft und Rettung unserer Erde willen kann nicht alles so weitergehen wie bisher. Im Gebet zu Gott und im Tun des Gerechten erhoffen wir Rettung für unsere Welt. Soweit auszugsweise Reinhard Richter in seiner Festpredigt.

Nach dem Gottesdienst war jedermann eingeladen, in der Alten Schule mit Reden, Essen und Trinken das Jubiläum zu feiern. Vom Gemeindekirchenrat wurde Siegfried Menthel als ein Mensch gekennzeichnet, der auch als Pfarrer nie als der „hohe geistliche Herr“ angesehen werden wollte. Kennzeichnend für seine Stellung als Pfarrer in Müggelheim ist es, dass es viele Menschen in der Müggelheimer Gemeinde gibt, denen er im Laufe der Zeit die vertraute Du-Form der Anrede angeboten hat.

Es ist ein langer gemeinsamer Weg, den er und unsere Gemeinde bis zum heutigen Tage gegangen sind. Vor nunmehr 25 Jahren ist er von Reinhard Richter, der seinerzeit Superintendent des Kirchenkreises Oberspree war, in sein Amt als unser Pfarrer eingeführt worden. „Unser Pfarrer“, das stimmt zwar, aber doch ist er nicht allein nur unser Pfarrer; denn vorrangig war er Pfarrer von Schmöckwitz geworden - dort fand ja auch die Einführung statt -, und Müggelheim ist ihm damals sozusagen noch angehängt worden, und daraus ergaben sich anfangs wohl auch ein paar Probleme, die heute fast vergessen sind. Doch manch einer wird sich vielleicht noch erinnern, dass unsere damalige Organistin und Frau des vorigen Pfarrers gelegentlich an die Abkündigungen noch eine von uns so genannte „Kleinpredigt“ anzuhängen pflegte. Nun, das ist längst Vergangenheit.

Heute schätzen wir an unserem Pfarrer ganz besonders, dass er seine Wirksamkeit nicht nur auf seine engeren Amtspflichten begrenzt, sondern sich ein weites Aufgabenfeld vorgenommen hat, wie es sich aus den Erfordernissen des Konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ergibt. Als Beispiele seien genannt: die Arbeit in unserer Landessynode, das Bemühen um ökumenische Zusammenarbeit hier bei uns, aber auch die Zusammenarbeit mit unseren Partnergemeinden in Wittgenstein und Friesland, dann ist da alles, was sich mit dem Stichwort Afrika und speziell Äthiopien verbindet, u. a. auch unsere Abendmusiken, weiter das Engagement im Agenda-Prozess und ganz speziell auch die Zusammenarbeit mit dem Umweltkreis in unserer Kirchengemeinde. Wenn man all das bedenkt, könnte man sich fast fragen: Hat unser Pfarrer denn da überhaupt noch Zeit für Gottesdienst, Predigt, Bibelarbeit, Konfirmandenkurse, Gemeindearbeit? Die Antwort ist klar: natürlich hat er. Aber auch er gibt gelegentlich zu, dass er für manche Dinge gern etwas mehr Zeit hätte. Und dann kann es auch vorkommen, dass er Dinge gemeinsam erledigen möchte, die sich so ganz einfach nicht verbinden lassen. Und der etwas ängstliche Betrachter oder Beteiligte mag sich - besonders in früheren Zeiten - gelegentlich gefragt haben: Wie soll dies oder das bloß gelingen, was er sich da vorgestellt hat? Aber seltsam, es gelang noch fast immer, und wenn bloß irgendwoher - wie wir dann gelegentlich so für uns sagten - noch ein „Menthel-Engelchen“ kam und die Dinge mit in die Reihe gebracht hat. Aber ganz sicher war das nicht der Anlass dafür, dass für einige Zeit die Engel das Thema der Betrachtungen in den Abendmusiken waren - oder doch?

Es gäbe noch vieles zu erwähnen, aber die Arbeit von 25 Jahren lässt sich nicht vollständig darstellen. So bleibt nur noch dies: unserem Pfarrer zum einen im Namen des Gemeindekirchenrates und unserer ganzen Gemeinde zu danken für die 25 Jahre in Müggelheim, zum anderen ihm für die Zukunft weiterhin eine segensreiche Arbeit als unser Pfarrer zu wünschen.

Im Dorfklub gab es Blumen und Geschenke von den Gratulanten und natürlich auch viele Reden. Selbstverständlich waren Gäste aus der Partnergemeinde in Erndtebrück gekommen. Auch aus Rottevalle kam ein Blumengruß. Würdigende Worte wurden von Pfarrerin Salinga, Propst i. R. Dr. Winter, Generalsuperintendent i. R. Richter und so manchem anderen gesagt, bis Pfarrer Berk aus Erndtebrück seine Gitarre herbeiholte und einen Rundgesang anstimmte. GKR/AG/HK


Herzlichen Dank!

Für die vielen guten Worte, Blumen und Geschenke, die mir anlässlich meines 25. Dienstjubiläums als Pfarrer von Müggelheim überbracht worden sind, möchte ich mich herzlich bedanken. Ich habe mich darüber sehr gefreut.

Mit vielen Menschen hier verbindet mich Weggemeinschaft über kürzere oder längere Distanzen. Auch dafür möchte ich danken. Ich wünsche mir, dass wir dem Ziel zugewandt bleiben. Siegfried Menthel


Gemeindeseminar zur Gewalt: Kultivierung der Triebe ist Erziehungssache

Offene und verborgene Gewalt in der Familie war das erste Thema des Gemeindeseminars zum Thema „Gewalt vermindern“.

Der Referent, der Psychologe und Familienberater Erwin Heretsch aus Schirgiswalde ist bekannt für seine lebensnahe und für ihn charakteristische Art der Darlegung eines Themas. An den Beginn seiner Ausführungen stellte er die Aussage des amerikanischen Medizinprofessors Friedrich Hacker „Gewalt ist die nackte unverhüllte ... Form der Aggression“. Er fragte dann die Zuhörer, ob sie eher positive oder negative Gefühle mit dem Begriff der Aggression verbinden. Nahezu einhellig war die Auskunft, dass sich negative Assoziationen einstellen.

Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz hätte jedoch - so Heretsch - nachgewiesen, dass der Aggressionstrieb als etwas Positives zu betrachten sei. Im Tierreich ist sein Missbrauch abgesichert durch die Tötungshemmung. So lösen z. B. infantiles Verhalten oder Demutsgebärden die Tötungshemmung aus. Selbstverständlich - so Heretsch weiter - sei auch dem Menschen der Aggressionstrieb eigen. Es stellt sich die Frage: Hat auch der Mensch die Tötungshemmung? Zunächst kann festgestellt werden, dass es auch beim Menschen verschiedene Auslöser für die Tötungshemmung gibt, z. B. der Anblick von Blut, lautes Jammern, aber auch der feste Blick ins Auge des Gegenübers. Doch hat sich beim Menschen eine Fähigkeit gebildet, die Tötungshemmung abzubauen, z. B. chemisch durch Alkohol und Drogen, aber vor allem auch durch ideologische Manipulation.

So könne beispielsweise auch durch Action-Filme, aufgrund der Identifikation mit den Helden, die Tötungshemmung abgebaut werden. Aggression, Gewalt, Tötung sind ansteckend. All das führe dann dazu, dass Gewalt sich austoben könne. Die Frage war nun: Kann man etwas dagegen tun? Heretsch führte dazu drei Dinge aus: Zum ersten kann der Aggressionstrieb kultiviert werden. Ein kultivierter Umgang mit den Trieben ist ein großer Schatz. Die Kultivierung der Triebe ist eine Angelegenheit der Erziehung. Die gegenwärtige Situation wurde schlaglichtartig dargestellt. Heute ist es weithin der Fall; dass Kinder nicht mehr in einer vollständigen Familie aufwachsen; auch fehlt Einzelkindern die Erziehung durch die Geschwister. Aggressionstrieb kann auch kanalisiert werden, z.B. durch Sport. Schließlich kann eine Immunisierung erreicht werden, indem dass Kind und der Heranwachsende sich nicht vorschreiben lässt, wer Freund, wer Feind ist. Sich entwickelnde Wir-Gefühle immunisieren ebenfalls. Ein wichtiges Mittel sei der Schüleraustausch.

Zum Schluss wurde ein Blick auf Gewalt in der Schule geworfen. Der schwedische Soziologe Dan Olweus hat durch intensive Beobachtungen interessante, z. T. wenig beachtete Tatsachen zur Kenntnis gebracht. Jedes Kind erhebt Anspruch auf Aufsicht, wenn diese vernachlässigt wird, wächst Gewalt. In unserer täglichen Umgebung müssen wir uns oft mit den Folgen auseinandersetzen.

Das Seminar wird mit zwei weiteren Abenden fortgesetzt: Am 8. April, 20 Uhr, geht es mit Prof. Dr. P. Welten um „Auge um Auge - Zahn um Zahn? Gewalt und Gewaltüberwindung im Alten Testament“, am 15. April mit Generalsuperintendent i. R. R. Richter um „Liebet eure Feinde - utopische Überforderung oder realistische Möglichkeit? Impulse aus dem Neuen Testament“: Zu beiden Abenden wird herzlich eingeladen. AG/HK


Kirchentermine im April

Gottesdienste
Sonntag, 7.4., 10 Uhr Gottesdienst - Pfarrer Schmidt
Sonntag, 14.4., 10 Uhr Abendmahlsgottesdienst
Sonntag, 21.4., 10 Uhr Familiengottesdienst - Pfarrer Menthel
Sonntag, 28.4., 17 Uhr Musikalischer Abendgottesdienst mit Kathrin Ziegler (Sopran), Klaus Heller (Orgel) - Predigt Pfarrer Menthel
Bibelgesprächskreis
Donnerstag, 25.4., 20 Uhr Kirche Müggelheim über Markus Kapitel 14, Vers 3-9
Gemeindekirchenrat
Dienstag 23.4. 19.30 Uhr
Treff der älteren Generation
Mittwoch 10.4. 14 Uhr bei Frau Damm