Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 04/2002
April 2002

Inhalt
Vandalismus an Wartehäuschen
Hohe Geldstrafen für Gartenabfälle im Wald
Mit Schwung und guter Laune in die Open-Air-Saison
Schönefeld: Landesverfassungsgericht prüft Standortfestlegung
170 Straftaten in Müggelheim
Frühlingswanderung entlang der Müggelspree
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Aus den Vereinen
Kleinanzeigen
Aus Gosen
Kirchenseite
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Müggeclub
Archiv
NEU! Müggelheim im Internet
Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 

170 Straftaten in Müggelheim

Bilanz 2001 - Sicherheitstipps für Senioren

Müggelheim ist nicht gerade das, was man eine kriminelle Hochburg nennen könnte. Aber auf insgesamt 170 Straftaten im Jahr 2001 kam unser Ortsteil auch - so viel, wie in anderen Revieren pro Woche anfallen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung unserer beiden Kontaktbereichsbeamten Bernd Zittlau und Frank Aust wurden Mitte März die Zahlen aufgeschlüsselt.

„Diese 170 Straftaten beziehen sich nur auf die sogenannte Straßenkriminalität. Dinge wie Beleidigungen oder ähnliches fallen nicht darunter“, stellt Bernd Zittlau klar. Für die beiden Polizisten ist eindeutig, dass etliche der Straftaten aus Langeweile heraus entstehen, beispielsweise Graffiti-Schmierereien. Als problematisch sehen sie auch die wachsende Zahl an Spannungsfeldern zwischen Nachbarn. Immer mehr Nachbarschafts-Streitereien würden ihnen vorgetragen.

Spitzenreiter unter den Delikten ist der schwere Diebstahl aus dem Auto heraus gewesen, das heißt, es wurde unter Gewaltanwendung gestohlen (eingeschlagene Fenster o.ä.). Allein davon gab es im vergangenen Jahr 39 Fälle. Ein großer Teil der Diebstähle ereignete sich am Waldfriedhof. „Dort war es schon so, dass sich Zivilbeamte auf die Lauer gelegt haben. Auch wir sind oft vor Ort gewesen“, so Zittlau.

Sechs Regeln für den Ernstfall:
1. Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen
2. Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf
3. Ich beobachte genau und präge mir Täter-Merkmale ein
4. Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110
5. Ich kümmere mich um Opfer
6. Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung

32-mal kam es zu Sachbeschädigungen an Autos. Darunter fallen auch zerstochene Reifen in zwölf Fällen am Restaurant Neu-Helgoland im Dezember. Bereits der nächste Punkt sind Fahrraddiebstähle. 26-mal kam es dazu - Schwerpunkt Schule. Allerdings haben die beiden Kobbs auch festgestellt, dass etwa 10-15 Prozent aller Fahrräder auf dem Schulgelände nicht durch ein Schloss gesichert sind. Also Eltern: aufgepasst!!!

Mit 17 Fällen ist Sachbeschädigung (auch Graffiti) an vierter Stelle. Doch gerade hier schätzen die beiden Polizisten die Dunkelziffer noch um ungleich höher. Zwölfmal kam es zu einem Einbruch in einer Laube, „vergleichsweise wenig für die Anzahl an Wochenendlauben“, so die Meinung der Fachbeamten. An sechster Stelle steht, mit zehn Fällen, der Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Angezeigt wurden Anbau und Genuss von Cannabis, sowie Rezeptfälschung. „Eindeutig keine Rauschgifthochburg“, so Bernd Zittlau.

Sechsmal wurde in Einfamilienhäuser eingebrochen. Besonders dreist ging es dabei bei einer Einbruchserie am Hirseländer Weg zu. Während die Bewohner zur besten Fernsehzeit zwischen 20 und 22 Uhr im Wohnzimmer saßen, stiegen die Einbrecher vorne ein und räumten Taschen und Jacken im Flur leer.

Anfang März diesen Jahres konnte die Polizei einen Dieb fassen. Er hatte es auf Antiquitäten in einem Sommerhaus am Enkenbacher Weg abgesehen. Da er nicht alles tragen konnte, kam er nach einer Stunde zurück - und wurde von den zwischenzeitlich benachrichtigten Zivilbeamten gefasst.

Weiterhin kam es zu fünf Autodiebstählen und fünfmal gefährlicher Körperverletzung. Dreimal kam es zur Brandstiftung, darin ist Neu-Helgoland noch nicht enthalten. Je zwei Fälle gab es von Diebstahl in Gaststätten, aus dem Keller oder vom Boden und in Lebensmittelgeschäften. Zweimal kam es zur räuberischen Erpressung und zwei Fälle von einfachem Diebstahl aus dem Pkw (Wegnehmen durch offenes Fenster o.ä.). Jeweils einmal gab es einen Diebstahl auf einer Baustelle, in einem Büro und von sonstigen Kfz., wie Mopeds. Eine Sachbeschädigung durch Feuer wurde verzeichnet und ein Raub.

„170 Straftaten sind nicht viel, aber wir meinen, es sind 170 zuviel“, so die beiden Kobbs.

Sicherheitstipps für Senioren

Für die anwesenden Senioren gab der ehemalige Kripo-Beamte Manfred Stapf Tipps, wie sie sich vor Übergriffen schützen können. Stapf, inzwischen pensioniert, arbeitet als ehrenamtlicher Berater für Seniorensicherheit. Er sieht es als seine vordringlichste Aufgabe, Straftaten zu verhindern - also vorbeugend tätig zu werden.

Seine Tipps:

- Niemanden einfach ins Haus lassen, die Tür durch eine Kette, besser durch einen Riegel sichern. Vorher durch einen Spion mit Weitwinkel die Situation vor der Tür begucken.

- Ausweise und Geld sollten immer am Körper getragen werden, da Taschen oft ab- oder aufgeschnitten werden. Besonders praktisch seien Hosen mit selbst eingenähten Innentaschen mit Klettverschluss.

- Alles was Lärm macht verjagt potenzielle Diebe. Alarmanlage fürs Haus genauso, wie ein Bodyguard für die Handtasche, der fürchterlich anfängt zu heulen, wenn der bestehende Kontakt zum Körper des Besitzers abreißt.

- Menschen mit schwachen Augen sollten im Flur immer eine starke Lupe griffbereit haben, um gegebenenfalls Ausweise auch lesen zu können. Übrigens: die Kripo hat rote Ausweise im Scheckkartenformat und eine Dienstmarke, die Polizei hat grüne Ausweise. Immer vorzeigen lassen!

- Rauchmelder sprechen bei starker Rauchentwicklung so zeitig an, dass man noch rechtzeitig das Haus verlassen kann. Aber sie sollten, so Stapf, lieber in einem Fachhandel als im Baumarkt gekauft werden.

- Täter suchen immer schwache Opfer. Daher im Falle einer Belästigung den Täter mit lauter und kräftiger Stimme ansprechen. Auf keinen Fall solle man sich ängstlich in eine Ecke verkriechen. Im Notfall dürfe man gerade in den öffentlichen Verkehrsmitteln einfach die Notbremse ziehen.

- Wertgegenstände sollten generell vorsorglich in Farbe fotografiert werden, da die Fotos im Falle eines Diebstahls bei der Sachfahndung helfen.

- Wer verreist, sollte die Nachbarn informieren, den Briefkasten leeren lassen, event. unregelmäßig Licht per Zeitschaltuhr angehen oder jemanden im Haus wohnen lassen.

„Generell gilt: Lieber einmal öfter als einmal zu wenig die Polizei rufen”, appelliert Frank Aust. sip