Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 11/2002
November 2002

Inhalt
Müggelheimer Spendenaktion "Flut 2002"
Platzwart dringend gesucht!
Herbstfest an der Schule
Rätselraten um die Schnee- und Eisbeseitigung
Treffen der Kichengemeinden
Gospelkonzert in der Dorfkirche
Sturmtief "Jeanett" fegte über Müggelheim
Müggelheimer Chor sucht passenden Namen
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Leserbriefe
Müggeclub
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheim - Erndtebrück: jährliches Treffen der beiden Kirchengemeinden

„Ich bin hingeschüttet wie Wasser”, „Sie haben ihr hartes Herz verschlossen. Sie führen stolze Worte im Mund”, „Ihre Zähne sind Spieße und Pfeile, ein scharfes Schwert ihre Zunge. Sie haben meinen Schritten ein Netzt gelegt und meine Seele gebeugt”, „Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, schießen giftige Worte wie Pfeile, um den Schuldlosen von ihrem Versteck aus zu treffen. Sie schießen auf ihn, plötzlich und ohne Scheu.”

In großen Lettern steht jeder dieser Aussprüche auf einem Blatt. Die kleine Gruppe sitzt im Kreis mit der Aufgabe, sich zu einem dieser Zitate eine Situation auszudenken und sie zu gestalten - als Bild oder als Text.

Gute Partnerschaft: Erndtebrücker und Müggelheimer vor ihrem Wochenenddomizil. Foto: Berk

Erfahrungen werden ausgetauscht. Die Menschen, die dort zusammensitzen, sind aus der Kirchengemeinde Müggelheim und deren Partnergemeinde Erndtebrück. Sie verbringen ein gemeinsames Wochenende im Tagungshaus Nordhelle.

Seit 1980 treffen sich Interessierte aus beiden Gemeinden einmal im Jahr zu einem verlängerten Wochenende. Bis 1989 kamen die Erndtebrücker Jahr für Jahr nach Müggelheim. Seither trifft man sich wechselweise in Erndtebrück oder Müggelheim - oder wie in diesem Jahr gemeinsam in einem Tagungshaus. Die Erndtebrücker haben in das wunderschöne „Haus Nordhelle” bei Meinerzhagen eingeladen.

Nachdem die Teilnehmer aus beiden Gemeinden am Freitag Abend angekommen waren, wurde gegessen, sich bekannt gemacht, eine erste Gesprächsrunde absolviert und später beim gemütlichen Plausch der Abend ausklingen gelassen. Am Sonnabend Vormittag sitzen Müggelheimer und Erndtebrücker in kleinen Gesprächsgruppen beisammen. Da stehen diese Aussprüche auf dem Blatt (siehe oben). Konflikte im Zusammenleben kommen zur Sprache: Mobbing am Arbeitsplatz, Erlebnisse auf Sozial- und Arbeitsämtern, die Erfahrung, von allen geschnitten zu werden, verachtet oder gedemütigt zu werden.

Überrascht stellen die Gesprächspartner fest, wie gering in solchen Konfliktfällen die Unterschiede zwischen ehemals Ost und ehemals West sind.

In einem zweiten Arbeitsschritt wird deutlich, dass die Impulssätze Zitate aus den Psalmen der Bibel sind. Also Sätze aus Gebeten. Die erlittene Kränkung durch Mitmenschen, die Bedrohung, die Aggressivität werden so deutlich, so drastisch, so bildreich vor Gott ausgesprochen, dass wir uns - zweieinhalbtausend Jahre nach der Entstehung der Psalmen - mit unseren eigenen Problemen leicht darin wiedererkennen.

Aber nicht nur das. Die Psalmen haben auch Hoffnungssätze durch die Zeiten transportiert. Diese entdecken die Gesprächsgruppen, als sie nicht nur ein Zitat, sondern den ganzen Psalm vor Augen haben.

In Psalm 22 etwa steht nicht nur die Klage „Ich bin hingeschüttet wie Wasser”, sondern auch die Glaubenszuversicht: „Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört.”

Die Erfahrung des Gottes der die Klage hört und hilft, bedenken die Gesprächsteilnehmer aufmerksam. Sie versuchen eine Gestaltung, die sie später der Gesamtgruppe vorstellen.

So entstehen Bilder - eine Spielszene - eine Pantomime - erzählte Lebensgeschichten. Alle staunen, wieviel Kreativität die alten Texte in ihnen freisetzen.

30 Menschen aus Erndtebrück und Müggelheim haben bei dieser Begegnung (18.-21.10.) mit vielen Gesprächen, Spaziergängen, Ausflügen, Spielen, thematischem Arbeiten und den gemeinsamen Mahlzeiten festgestellt, wie wichtig diese Partnerschaft für beide Gemeinden ist.

Wir glauben, dass solche gezielten Bemühungen der erstrebten Einheit von Ost und West gut tun. Äußerlich ist die Einheit längst besiegelt, dass sie es auch innerlich wird, dazu wollen wir gerne unseren Beitrag leisten.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind zwischen Müggelheimern und Erndtebrückern manche Freundschaften entstanden. Wir freuen uns aber auch immer wieder, wenn neue Gesichter bei den Partnerschaftswochenenden zu sehen sind. Nicht zuletzt kommen sich bei solchen Begegnungen auch die beteiligten Müggelheimer einander näher.

Zum ökumenischen Kirchentag (28. Mai - 1. Juni 2003) haben wir die Erndtebrücker nach Müggelheim eingeladen. Sie haben uns versprochen, zu kommen. Wer daran interessiert ist einen oder mehrere Gäste aufzunehmen, melde sich bitte bei mir (Tel./Fax: 675 81 73). Siegfried Menthel