Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 10/2004
Obtober 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Dorint-Hotel mit neuem Namen und Konzept
Feuer und Flamme beim Schulhoffest
Köpenicker Waldtag am Teufelssee
Stopp dem Fahrraddiebstahl!
Zwischen Kaninchen und Pferden
Endlich! Treptow-Köpenick hat ein Zukunftsprogramm
Happy birthday, Müggelheimer Bote!
Fledermausschreck oder Schreck vor Fledermäusen?
Weitere Meldungen
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Geschichten aus dem Müggelwald

Dürfen Eichhörnchen stehlen?

von Simone Jacobius

Lea sitzt an ihrem Fenster. Draußen rüttelt der Wind an den Bäumen. Sie sehen schon ganz zerzaust aus. Wie riesiges Konfetti fliegen die bunten Blätter inzwischen durch die Luft. Schön sieht es aus. Aber draußen möchte Lea jetzt trotzdem nicht sein. Der Wind geht durch und durch - ausßerdem regnet es immer wieder. Ganz klar, der Herbst hat jetzt Einzug im Müggelwald gehalten.

Plötzlich kracht es fürchterlich. Das Mädchen schreckt hoch. Die Kastanien prasseln von den Bäumen. „Schön”, denkt sie, „dann kann ich ja bald mit Mama Kastanienfiguren bauen. Dann machen wir es uns wieder richtig gemütlich mit Tee und Kerzen in der warmen Stube.” Sie träumt vor sich hin. Doch plötzlich wird ihre Aufmerksamkeit auf ein sich drehendes Wollknäuel gelenkt. Nein, zwei sogar. Zwei Eichhörnchen spielen direkt vor ihrem Fenster Fangen. Immer rund herum um den Baumstamm. Selbst durch das geschlossene Fenster kann sie das aufgeregte Geschnatter der beiden hören. Hoch und runter jagen sie, immer im Kreis um den Stamm herum, wie eine Spirale. Lea wird schon beim Zuschauen ganz schwummerig.

Plötzlich reißt das eine Eichhörnchen sich los. Es macht einen riesigen Satz auf den nebenstehenden Baum - auf einen Zweig, der so dünn ist, dass er sich eigentlich schon nur beim Ansehen biegen müsste. Aber er hält das kleine putzige Tier, das in Windeseile weiterspringt. Von Ast zu Ast, von Baum zu Baum. Lea verrenkt sich schon fast den Hals, um das possierliche Tierchen weiterbeobachten zu können. Nun balanciert es über den Zaun in Nachbars Garten - Nummer zwei immer hinterher. „Aha, da wollen sie also hin”, denkt Lea. Die beiden Eichkater stürzen sich auf den Walnussbaum und pfücken mit ihren Pfötchen jeder eine große runde Nuss. Mit ihrer Beute verschwinden sie von Ast zu Ast rasch im Wald.

„Mama”, ruft Lea aufgeregt,”ich habe eben zwei Eichhörnchen gesehen, die etwas geklaut aben. Dürfen die das?” „Wieso, was denn? Was können denn Eichhörnchen stehlen?” „Na Nüsse, bei unserem Nachbarn”, sagt Lea empört. Ihre Mutter lacht: „Aber Lea, das brauchen die Eichhörnchen doch.

Wovon sollen sie denn sonst leben?” „Na von Tannenzapfen, die gibt es doch reichlich im Wald.” „Ja schon, aber du ernährst dich doch auch nicht nur von einer Sache, beispielsweise von Trockenbrot. Du ist doch auch verschiedene Sachen. Und Eichhörnchen können sich nichts kaufen, die müssen ihr Essen mühsam zusammensammeln. Und gerade jetzt, bevor der Winter kommt, müssen sie ihre Speisekammer noch gut füllen. Schließlich sollen die Vorräten darin ihnen helfen, über den ganzen kalten Winter kommen, in dem sie sonst nichts zu essen finden“, erklärt die Mutter ihrer kleinen Tochter.

Die schaut nachdenklich. „Na gut, dann dürfen die sich auch noch mehr Nüsse aus unseren Gärten holen”, sagt sie schließlich. „Aber Mama, frieren die Eichhörnchen denn nicht im Winter. Die haben doch gar kein kuscheliges Federbett, so wie ich.” „Nein, aber das brauchen sie auch nicht. Eichhörnchen haben ihr warmes Fell und bauen sich ein Haus, einen Kobel, in dem sie die meiste Zeit im Winter schlafen. Da geht es ihnen richtig gut. Dieses Kugelnest ist hoch oben in einem Baumwipfel und kuschelig mit Moos ausgestattet. Nur ab und zu, wenn der Hunger zu groß wird, klettern die Tierchen nach draußen und holen sich etwas aus ihren im Wald verstreuten Vorratskammern”, erklärt die Mutter. „Na dann bin ich ja beruhigt. Darf ich mir denn jetzt auch etwas aus der Vorratskammer holen - nur so, weil der Winter vor der Tür steht?”, fragt Lea verschmitzt und Mutter und Tochter rennen lachend um die Wette zum Schrank. Nun kann der Winter kommen!