Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 1/2006
Januar 2006
Müggelheimer Bote

Inhalt
Mehr Wildunfälle auf Müggelheimer Damm
Brummi in Müggelheim
Auf Schnäppchenjagd bei der Holzauktion
Es qualmt in Müggelheim
Zwei- und Vierbeiner auf "Leckerli-Tour"
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Geschichten aus dem Müggelwald

Das Piepchenwunder aus dem Müggelwald

von Ingrid Zweiniger

Vor dem Kamin lag Onkel Susi und schlief. Es war warm und gemütlich. Strolch beobachtete seinen Kater. Was hatte er nur? Er bewegte sich immerzu und brabbelte im Schlaf vor sich hin. Strolch konnte aber nichts verstehen. „Mir reicht es jetzt”, dachte Strolch nach einer Weile, „ich mache den Kater wach. Ich muss wissen, was er träumt.” „Onkel Susi”, rief Strolch nach einer Weile, „der Winterschlaf ist vorbei. Aufstehen. Im Garten warten die Piepchen auf dich. Sie wollen mit dir spielen.”

Onkel Susi räkelte sich. Er machte die Augen auf und sah Strolch verwundert an. „Was hast du eben von den Piepchen gesagt?” „Vergiss es”, sagte Strolch, „Du weißt, dass die Piepchen für dich nur zum Angucken da sind. Nicht zum Spielen, nicht zum Fressen. Hast du das etwa schon wieder vergessen?” „Nein, habe ich nicht.” Onkel Susi rieb sich die Augen. „Strolch, du bist doch mein Freund. Kann ich mit dir sprechen?”

„Klar kannst du das. Also mach dich nicht so breit, dann kann ich mich auch noch vor den Kamin lagen und wir können plaudern.”

„Nein, bevor wir anfangen, will ich dir noch etwas zeigen.” Onkel Susi ging mit zum großen Fenster. Ein wunderschöner weißer Garten war zu sehen. Alles war tief verschneit. „Guck mal Strolch, endlich sind die Schneeflöckchen Weißröckchen im Müggelwald angekommen. Ich freue mich. Obwohl es für mich nicht gerade schön ist, wenn ich bis zum Bauch im Schnee versinke. Aber die Kinder können nun endlich Schlitten fahren, eine Schneeballschlacht machen und ihren Schneemann bauen. Freust du dich auch?” „Klar freue ich mich, ich fresse den Schnee. Er schmeckt mir prima.” Susi war erstaunt. „Bist du dumm, Strolch? Man kann doch keinen Schnee fressen.”

„Doch, kann man. Siehst du doch an mir. Aber nun los, du wolltest mir etwas sagen.”

„Als der Schnee noch nicht lag, da habe ich unter der großen Tanne gesessen und die Piepchen beobachtet. Die sind ja so verfressen, das kannst du dir gar nicht vorstellen.”

„Doch, das weiß ich. Ich laufe ja auch öfter am Vogelhaus vorbei. Aber sag mal Onkel Susi, hast du wieder auf der Lauer gelegen, um ein Piepchen zu fangen?” „Nein, habe ich nicht. Aber ich habe gehört, wie sich die Meisen unterhalten haben. Und weißt du, was die sich erzählt haben?”

„Nein, weiß ich nicht. Nun sag schon, ich bin neugierig.”

„Sie haben gesagt, dass sie Nüsse aus der Hand eines Menschen gefressen haben. Das musst du dir mal vorstellen. Die Piepchen fressen die gehackten Nüsse aus der Hand eines Menschen.” „Das glaube ich dir nicht”, sagte Strolch. Er war sprachlos. Onkel Susi sah den sprachlosen Strolch an. „Das stimmt Strolch. Ich habe es selber gehört. Und nun habe ich einen Vorschlag. Kannst du da nicht mal mit den Menschen sprechen. Ich habe mir nämlich gedacht, wenn wir beide das lernen könnten, dann habe ich immer meine Piepchen, die ich so gerne . . .” „Hör auf, sonst spreche ich mit Frauchen und sie sperrt dich im Winter wieder im Haus ein. Deine Piepchen-Fressträume kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Ich helfe dir dabei nicht.”

Strolch war nach diesem Gespräch böse. Onkel Susi war traurig. Aber trotzdem machte sich Strolch eines Tages auf den Weg. Er wollte dieses kleine Wunder sehen. Er lief durch den Wald und über die Wiesen und als er angekommen war, sah er, wie eine Frau aus ihrem Haus trat. Sie öffnete die Hand. Die Meisen flogen auf die Hand und holten sich die Nüsse. Strolch war begeistert. Das war für ihn das kleine Wunder aus dem großen Müggelwald.