Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 3/2006
März 2006
Müggelheimer Bote

Inhalt
Große Waldputz-Aktion am 1. April
Bilanz eines fast "sibirischen" Winters
Müggelheims Wälder im Wandel
Schönefeld: Das zähe Ringen ...
Schönefeld: Die Stunde der Wahrheit naht
Mannomann, der Hauptmann
Neue Firma will nach Müggelheim
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Der Kleiber – Vogel des Jahres 2006

von Marianne Schäfer

Groß ist die Sehnsucht nach dem Frühling in diesem Jahr. Wir suchen nach den ersten Anzeichen, aber die Knospen sind noch fest verschlossen, die Krokusse noch unter den Schneeresten, nur die Meisen, Erlenzeisige und die Grünfinken zwitschern in den wenigen Sonnenstunden, als übten sie für das große Werben. Aber wir haben nun schon März, das klingt schon wie Frühling.

Bald ruft der Grünspecht sein „ Glück-Glück-Glück“ und im Wald läßt der Kleiber sein weit schallendes „ Wie-Wie-Wie“ erklingen. Haben Sie schon mal einen Kleiber beobachtet? Er ist der einzige Vogel der kopfabwärts an den Baumstämmen herab laufen kann. Der etwa Kohlmeisen große Vogel hat eine gedrungene Gestalt. Auffällig ist sein verhältnismäßig langer Schnabel, der durch den schwarzen Augenstreifen noch viel länger wirkt. Sein Schwanz ist kurz und endet glatt wie abgeschnitten, weil er wie bei einem Specht als Stütze beim Klettern benutzt wird. Der Kleiber gehört aber nicht zur Spechtfamilie, sondern zu den Sperlingen. Sein Federkleid ist farblich sehr hübsch. Natürlich besonders bei den Männchen. Die Oberseite ist blaugrau, die Kehle und der Bauch sind weiß und an den Seiten ist er auffällig rötlichgelb. Die Weibchen sind farblich eher kastanienbraun.

Den Kleiber können wir das ganze Jahr in unseren Wäldern beobachten. Er liebt besonders Mischwald, also Laub - und Nadelwald, aber er besiedelt auch Parks, Streuobstwiesen und alte Allee-Bäume. Im Winter kommt er auch teilweise an die Vogelfutterhäuschen und gerade hier hat man die Möglichkeit zu beobachten, wie er ein Samenkorn in den Schnabel nimmt, zu einem nahen rauhrindigen Baum fliegt, um das Samenkorn in den Rindenschuppen eines Baumes zu verkeilen. Dort öffnet er die Samenhülle und kann nun den fetthaltigen Samen verspeisen.

In der warmen Jahreszeit lebt der Kleiber zum Teil auch von Samen, aber besonders von kleinen Insekten, welche er in den Rinden und Astgabeln der Bäume findet. Er nimmt auch Larven und andere Entwicklungsstadien der Insekten. Deshalb ist er auch nützlich.

Im Zeitraum von Ende April bis Anfang Mai sucht sich das Paar eine geeignete Baumhöhle, zur Not nehmen sie auch einen Vogelbrutkasten an. Das Nest ist verhältnismäßig liederlich. Kleine Stückchen Kiefernrinde, trockenes Laub und Fasern werden eingetragen. Ist die Öffnung der Baumhöhle zu groß, verengt der Kleiber den Eingang mit kleinen Lehmkügelchen, welche er mit Speichel verklebt, so weit, dass er gerade hindurch schlüpfen kann. Daher hat er seinen Namen: Kleiber = Kleber.

Das Paar zieht nur eine Brut groß. Das Weibchen legt sechs bis neun Eier in die Bruthöhle und brütet sie alleine aus. Die Fütterung erfolgt aber von beiden Vögeln. Eine Besonderheit ist, dass das Männchen eine eigene Schlafhöhle in der Nähe hat. Aber er ist ganz Kavalier und begleitet sein Weibchen zuvor zu ihrem Nest. Nach 22 bis 24 Tagen fliegen die Jungvögel aus dem Nest und lernen sehr schnell, wie ihre Eltern an Baumstämmen kopfabwärts und -aufwärts zu klettern und dabei in den Vertiefungen nach Nahrung zu suchen.

8 % der europäischen Population der Kleiber lebt in Deutschland, wobei er in Norddeutschland seltener anzutreffen ist. Unseren Forstfachleuten obliegt also die Verantwortung bei der Gestaltung der Wälder auch an die Lebensbedürfnisse dieser hübschen Vögel zu denken. Alt- und Totbäume sind nicht nur für die großen Höhlenbrüter notwendig. Uns allen soll bewusst sein, dass die Nachhaltigkeit im Wald- und Obstbau ein wichtiger Aspekt für den Erhalt allen Lebens ist. Dieses ist ein Anliegen auch des NABU. Ein Grund, aus dem auch der Kleiber zum Vogel des Jahres 2006 ausgerufen wurden.