Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 12/2006
Dezember 2006
Müggelheimer Bote

Inhalt
Hausschwamm verzögert Kita-Umbau
Junge Försterin hat Dienst aufgenommen
Tragisches Unglück in Spreewiesen
Überhangliste für drei Kita-Erzieherinnen
Von Netzwerken der Frauen und Flecken der Männer
Das Freilandlabor Kaniswall - immer auf dem neuesten Stand
Weihnachtlich - Buntes zu den Festtagen
Tägliche "Psychohygiene" hält gesund
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
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Heimatverein
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Geschichten aus dem Müggelwald
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Geschichten aus dem Müggelwald

Weihnachten im Schuhkarton

von Ingrid Zweiniger

Der Fuchs rannte durch den Müggelwald. „Habt ihr schon gehört“, brüllte er, „die Menschen wollen Weihnachten im Schuhkarton feiern. Das geht doch gar nicht.“

Die Tiere waren erstaunt. So etwas gibt es doch nicht. Der spinnt doch der Fuchs. Sie rannten hinter ihm her.

„Fuchs, bleib doch mal stehen. Woher weißt du das denn, was du hier so durch den Müggelwald brüllst?“

„Woher ich das weiß? Ich habe es im Radio gehört, als ich an einem Haus vorbeilief. Da sagte das Radio ‘Weihnachten im Schuhkarton’. Und was die im Radio sagen, das stimmt doch, oder?“

Die Tiere überlegten. Irgendwie hatte er Recht, der Fuchs. Sie hatten auch schon von den Menschen gehört, dass das Radio die Wahrheit sagen muss, sonst schalten es die Menschen aus. Trotzdem waren sich die Tiere nicht einig.

Die Wildschweine lachten und freuten sich darüber, dass die Menschen ihre Häuser verlassen sollten, um im Schuhkarton Weihnachten zu feiern. „Das geht doch gar nicht, die passen doch in keinen Schuhkarton“, grunzten die Wildschweine.

Andere Tiere fanden es nicht so lustig. Sie dachten darüber nach.

„Wenn es heißt, Weihnachten im Schuhkarton, dann müssten doch alle, auch die Tiere, im Schuhkarton Weihnachten feiern. Und nun hört auf zu lachen, ihr Wildschweine, für euch ist doch ein Schuhkarton auch viel zu klein. Also lacht nicht die Menschen aus, sondern denkt auch an euch.“ Die Tiere beruhigten sich. Aber die Vorfreude auf das Weihnachtsfest war erst einmal weg. Sie erinnerten sich, wie schön es zu Weihnachten war, wenn sich alle Tiere auf der Wiese im Müggelwald trafen und auf den Weihnachtsmann warteten. Und nun sollten die Tiere vielleicht in einen Schuhkarton krabbeln, um dort ihre Geschenke vom Weihnachtsmann zu bekommen. Das war nicht lustig.

Die Tiere schrien wild durcheinander: „Kann man dem Radio glauben, was es sagt?“ „Wenn es so sein sollte, wo bekommen wir dann den Schuhkarton her?“ „Tiere tragen doch gar keine Schuhe, also sind nur Menschen gemeint.“ „Nein, es ist von Weihnachten die Rede und Weihnachten gehört allen, den Menschen und auch den Tieren.“

Es waren so viele Fragen, die durch den Müggelwald hallten. „Wer kann uns denn nur helfen?“ Plötzlich hatte der Fuchs die Idee: „Wir gehen zum Weihnachtsmann, der muss es wissen.“

Alle Tiere machten sich auf den Weg in den Märchenwald, dorthin, wo der Weihnachtsmann zu Hause war.

Es war wie in jedem Jahr in der Vorweihnachtszeit. Die Rentiere standen auf der Wiese. Die Schlitten waren noch nicht beladen und im Haus waren alle fleißig, der Weihnachtsmann und seine Helfer. Nur die Schneeflocke war noch nicht da. Sie saß auf ihrer Schneewolke und wartete darauf loszufliegen.

Die Tiere stürmten in das Weihnachtsmannhaus. Es roch nach Pfefferkuchen und Weihnachtsplätzchen. Überall standen die Säcke mit den Wunschzetteln der Kinder aus dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes. Viele Geschenke lagen herum und warteten darauf, dass der Weihnachtsmann sie in die Säcke packte. Nur komisch, nirgends gab es einen Schuhkarton.

Der Weihnachtsmann war erstaunt, als er die vielen Tiere in seinem Haus sah. „Was wollt ihr denn hier?“

„Weihnachtsmann, du musst uns helfen. Hast du schon mal gehört von Weihnachten im Schuhkarton? Wir wissen nicht was das ist. Müssen wir jetzt alle, Menschen und Tiere, in einen Schuhkarton krabbeln und dort Weihnachten feiern?“

Ein lautes Lachen schallte durch das Weihnachtsmannhaus. Der Weihnachtsmann fand diese Idee lustig. Menschen und Tiere verlassen ihre Wohnstätten und feiern Weihnachten im Schuhkarton. Als der Weihnachtsmann sich beruhigt hatte, sagte er zu den Tieren: „Die Idee hatten die Menschen. Und zwar Menschen, die auch an Menschen denken, die arm sind. Diese armen Menschen bekommen zu Weihnachten keine Geschenke. Sie können sich keinen Weihnachtsbaum und keine Pfefferkuchen kaufen. Und sie können keine Plätzchen backen. Sie können eben kein Weihnachtsfest feiern. Und nun sollen die Menschen die mehr Geld haben, den armen Menschen einen Schuhkarton voller Weihnachtssachen schenken. Ich habe mir gedacht, ich lege den reichen Menschen einen kleinen Zettel auf ihren Gabentisch, damit sie daran denken, den armen Menschen eine kleine, fröhliche Weihnacht im Schuhkarton zu schenken. In diesem Sinne: Eine fröhliche Weihnacht!“