Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 4/2008
Mai 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Radfahrer leben gefährlich
Mit Zauneidechsen auf du und du
Großer Frühjahrsputz in Wäldern und Wiesen
Müggelheim wird barrierefrei
Anhörung zum BBI endete mit Eklat
Wie der Wald gepflegt werden soll
Leben wie im Mittelalter
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
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Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote





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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Für Frühjahrsmüdigkeit keine Zeit

von Marianne Schäfer

Frühling lässt sein blaues Band flattern durch die Lüfte---. Na endlich kann ich nur sagen. Im Gegensatz zum extrem warmen April im vergangenen Jahr, war es diesmal zu nass und zu kühl. Ich hoffe, dass nun der Grundwasserspiegel endlich wieder auf dem normalen Stand ist. Anderseits stellte ich fest, bis auf einige wenige Tage war das Wetter gerade gut für größere Gartenarbeiten, jedenfalls besser als wenn große Hitze das Arbeiten erschwert hätte.

In meinem Garten musste einiges neu konzipiert werden, weil die riesigen Bambusbüsche gerodet wurden. Lange brauchte ich nicht zu grübeln, wie die freien Gartenstellen neu bepflanzt werden sollen. Ich wollte mehr Rosen in meinem Garten. Zunächst sollten einige Historische Rosen umgepflanzt werden. Das roden war eine schwere Arbeit, da die Wurzeln nicht zu sehr beschädigt werden dürfen. Ich bin beinahe verzweifelt. Dann hat mir ein netter Mann spontan geholfen. Ich war ihm sehr dankbar. Weiter ging die Arbeit. Gute Erde in den zukünftig neuen Standort einmischen und die Rosen pflanzen. Die frei gewordenen Stellen durch andere Pflanzen auch neu gestalten. Wieder Erdarbeiten für die nächste Rabatte. Hier kamen die bestellten Strauchrosen hin und in den Schattenbereich kam eine Hortensie. Bei so einer großen Pflanzaktion müssen viele Pflanzen wandern. Der Gartenteich und das ganze Umfeld wurden auch überarbeitet und nun freue ich mich, dass ich so viel geschafft habe.

Das Wetter begann auch besser zu werden und nun sitze ich auf meinem kleinen Gartenbänkchen und genieße den Frühling. Die Meisenmännchen besingen ihr Revier. Amseln sammeln zum Nestbau feuchte, modrige Erde vom Teichrand und die Ringeltauben rufen ihr dumpfes „Dudu huhu“. Langsam gehe ich durch meinen kleinen Garten, immer gibt es noch etwas zu korrigieren, aber ich sehe auch kritisch die Gartenpartien an, sei es über den kleinen Teich mit den Granitsteinen und dem ruhigen, dunklen Wasser, dann die kleine Rasenfläche mit ihrer dunklen Buxusbordüre, welche dem blühenden Geranke von Rosen und Stauden einen festen Rahmen gibt.

Manchmal sitze ich auf dem Rand des kleinen Tröpfelbrunnens. Mir fallen die Worte eines Mönches ein, welcher sagte: „Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen.“ Das hier ist mein kleines Paradies, mit all seinen Pflanzen, Fröschen, Schnecken, Vögeln und Käferchen. Ruhe kehrt ein und die Gedanken können wandern.

Ich komme darauf, dass es überwiegend Frauen sind, welche die Gartenarbeit bewältigen. Mir fällt Hildegard von Bingen ein, welche schon als Kind gerne im Garten gearbeitet hat. Dann die vielen Bauersfrauen, welche neben der schweren Arbeit in Stall, Feld und Haus und dann noch in den Garten gingen und dort das Gemüse und Beerenobst und die bunten Blumen pflegten und die Ernte in die Küche brachten. Diese Art der Gartengestaltung ist seit jeher bekannt und durchaus empfehlenswert. Es ist ja bewiesen, das Frauen, besonders ältere, weniger Muskelkraft haben. Und trotzdem schaffen sie die schwere Arbeit.

Das Nachdenken darüber ist es wert, denn es ist nicht die Pflicht die sie immer wieder und oft bis ins hohe Alter antreibt. Aber es gibt auch Männer, welche gerne im Garten arbeiten. Als Beispiel denke ich an Karl Foerster, welcher auch schon als Kind mit aller Interesse sein Kinderbeet pflegte. Dann der bekannte Schriftsteller Hermann Hesse, welcher seine verschiedenen Gärten sehr liebte und wunderbare, ja phantastische Beobachtungen bei seinen Lieblingsblumen, den Schwertlilien machte. Er liebte den Blick in die Tiefe der seidigen Blütenschlünde, bewunderte die Wölbungen der Blütendome und wanderte mit den Augen entlang der goldenen Blütenstäube bis tief ins Innere der Schönen.

Träumen und sich vergessen, das kann man im eigenen Garten. Ist das der Lohn für die schwere Arbeit? Das kann schon sein! Geduld muß man haben, bis die Schönen blühen und dann mit allen Sinnen alles wahrnehmen. Den süßen Duft, die zarte Transparenz der Blütenblätter die hübsche Anordnung der Staubgefäße um die Narbe, zu der die Blütenblattfarbe zart und hell verläuft. Die Eleganz des Stieles, welcher die Blüte trägt und das passende grüne Laub. Freuen muß man sich über jedes Kunstwerk der Natur. Ich gehe gerne morgens durch den Garten. Die frische Luft, der Morgentau glitzert im Gras und alle Blumen stehen durch die Frische stark und aufrecht. Ich höre am Sonntagmorgen die Glocken, je nach Windrichtung aus Erkner, oder Grünau, oder Köpenick. Tief und feierlich tönen die Glocken und so nebenbei weiß ich, von wo der Wind kommt. Erst später rufen unser Kirchenglocken zur Andacht. Ich bin immer froh, das so früh noch nicht so viele Autos unterwegs sind. Den Morgen und den Abend genieße ich in meinem Garten am liebsten.

Eins ist noch erstaunlich. Wenn die schwere Arbeit erfolgreich abgeschlossen ist und man eine Nacht darüber geschlafen hat, ist es vergessen. Übrig bleibt die Freude, das alles so ist , wie es werden sollte. So ganz neben bei sei gesagt: Gartenarbeit ist gesund, für Leib und Seele!