Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 7/2009
Juli 2009
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelheim in Feierlaune
Bäume fällen auf Zeit
BBI: Vergeben Sie nicht die letzte Chance
Chromblitzende Karossen auf Tour
Große Diskussion: Hunde und Nachbarschaft
Impressionen vom diesjährigen Angerfest
Weitere Meldungen
MehrWert für Müggelheim
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
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Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius


Vielleicht haben Sie es ja mitbekommen: Im vergangenen Monat haben die Schüler gestreikt, gleich über eine ganze Woche, mit den unterschiedlichsten Aktionen. Natürlich nur die, die im Vorfeld davon wussten. Das waren - leider - nur sehr wenige. Doch woran lag das? An der mangelnden Kommunikation im Vorfeld? Daran, dass viele eine Änderung des deutschen Schulsystems als nicht nötig erachten? Oder daran, dass immer mehr Desinteresse in der Bevölkerung vorherrscht - somit auch beim schulbesuchenden Nachwuchs?

Ich befürchte, letzteres ist die Antwort. So desinteressiert und Ich-bezogen die Erwachsenenwelt sich darstellt, so sind es auch die Schüler. Denn das am deutschen Schulsystem, vor allem am Berliner (das ist das, was ich beurteilen kann), etwas geändert werden muss, steht außer Frage. Nicht erst durch die Pisa-Studien wurde das deutlich. Auch an der immer stärker werdenden Unlust von immer mehr Schülern. Vor allem bei den älteren Jahrgängen, bei denen, die anfangen selber nachzudenken. Wie brachte es ein Oberschüler so schön auf den Punkt: In Berlin herrscht „Bulimie-Lernen”, pauken für die Tests und dann wieder ausspucken - sprich vergessen. Rein und wieder raus, halt nichts fürs Leben. Wo bleibt denn dann der Sinn des Schulbank-Drückens?

Spätestens wenn Schüler im Mathematik-Unterricht auf die Frage nach dem Sinn einer Aufgabe zur Antwort bekommen: „Weiß ich nicht, steht so im Lehrplan, also machen wir es!” weiß man, irgendetwas ist faul im deutschen Schulsystem. Büffeln für den Lehrplan, ohne Spaß, ohne Sinn, ohne Praxisbezug - und das soll die hochgelobte Vorbereitung fürs Leben sein? Na, ich weiß nicht!

Klar, viele Lehrer fühlen sich jetzt auf den Schlips getreten. Und es gibt sicherlich auch einige (in meinen Augen zu wenige), die Theorie und Praxis im Unterricht gekonnt vermitteln. Aber es müssten viel mehr sein. Und wenn man diesen Beruf gewählt hat, dann doch deswegen, um Kinder auf das Leben vorzubereiten, ihnen den Stoff so zu vermitteln, dass sie ihn auch Jahre später noch abrufen können. Und letztlich weiß man dann auch, worauf man sich einlässt: Auf Kinder/Jugendliche, die heute ganz anders sind, als noch vor 20 Jahren; auf teils desolate Familienherkünfte; unkooperative Elternhäuser; eine (zumindest in Berlin) schlechte Bezahlung; mehr Unterrichtsstunden. Doch der Zustand wird nicht besser, wenn man seinen Frust an den Schülern auslässt in Form von Ungerechtigkeiten und lieblos gestaltetem Unterricht.

Übrigens: Auch nach dem Qualitätstest wird den Lehrern der untersuchten Schulen große Fachkenntnis attestiert - aber ein Mangel, diese den Schülern auch entsprechend beizubringen. Motivation zum Lernen ist das A und O. Die Grundlagen dafür, das ist klar, werden im Elternhaus gelegt. Doch ab der 1. Klasse übernehmen dann die Lehrer den Ball. Hier muss also ein Umdenken stattfinden. Zur nächsten Bildungsdemo sollten Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam gehen.