Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 7/2009
Juli 2009
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelheim in Feierlaune
Bäume fällen auf Zeit
BBI: Vergeben Sie nicht die letzte Chance
Chromblitzende Karossen auf Tour
Große Diskussion: Hunde und Nachbarschaft
Impressionen vom diesjährigen Angerfest
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20 Jahre Ökumenische Versammlung Dresden

Feierliche Andacht in Köpenick

von Dr. Horst König

Am 30. April jährte sich zum 20. Mal der Tag, an dem in der Dresdner Kreuzkirche die dritte Tagung der Ökumenischen Versammlung der Christen und Kirchen in der DDR für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu Ende ging. Aus diesem Anlass hatte das Ökumenische Büro Treptow-Köpenick zu einer Andacht in die Köpenicker Schlosskirche eingeladen. Als Gast war Dr. Jürgen Fischbeck erschienen, er gehörte 1989 zu den Mitbegründern der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ und war ebenso wie Dr. Klaus Wazlawik Delegierter der Ökumenischen Versammlung. Sie beide berichteten über ihre Erfahrungen.

Bereits 1987 hatte sich der Vorbereitungskreis der Ökumenischen Versammlung, die im Rahmen des weltweiten Konziliaren Prozesses der Kirchen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung durchgeführt werden sollte, mit einem Aufruf „Eine Hoffnung lernt gehen“ an die Gemeinden gewandt, um Vorschläge zur Versammlung zu sammeln.

In Müggelheim griff Pfarrer Menthel diese Empfehlung auf, eine kleine Gruppe Müggelheimer beschloss, Vorschläge speziell zum Themenkreis „Ökonomie und Ökologie“ auszuarbeiten. Damit war der Umweltkreis geboren, der in der Zeit der Wende eng mit „Demokratie Jetzt“ zusammengearbeitet hat. Dr. Fischbeck war sehr erfreut zu erfahren, dass der Umweltkreis im Gegensatz zu vielen Initiativen aus der Zeit der Wende noch immer existiert.

Beide Redner wiesen eindringlich darauf hin, dass die 12 Ergebnistexte der Ökumenischen Versammlung, die maßgeblich zur friedlichen Revolution im Herbst 1989 beigetragen haben, noch immer aktuell sind.

Aus Kapitel 1 - Grundlegung sei zitiert: „Die Menschheit ist eine Überlebensgemeinschaft geworden, die ‚auf Gedeih und Verderb‘ ihr gemeinsames Überleben in und mit der Biosphäre organisieren muss. (…) Tiefgehende Wandlungs- und Lernprozesse liegen vor uns: von der Vergötzung des Wirtschaftswachstums und der Wirtschaftsmacht zur Solidarität mit den Armen und zur Umverteilung von Macht; von der Friedenssicherung durch Androhung und Ausübung von Gewalt zur Friedensordnung durch Vertrauensbildung, Zusammenarbeit und Abrüstung; von der Gewalt- und Willkürherrschaft über die Natur zur Solidarität und Kooperation mit ihr.“ Weiter in Kapitel 1 ist zu lesen: „Die Schöpfungsdarstellung in der Bibel und in den Schöpfungspsalmen entwerfen das Bild einer heilen Schöpfungsgemeinschaft in wohlgeordneten Lebensräumen. Diese biblische Sicht findet Entsprechung im heutigen ökologischen Denken“. Diese Entsprechung findet sich wieder in der Agenda 21 der UNO-Konferenz von Rio de Janeiro 1992.

Die Wende von 1989/90 hat viele der in den Ergebnistexten beschriebenen Probleme nicht gelöst. Es existiert nach wie vor kein nachhaltiges Wirtschaftssystem, der Wachstumszwang der Wirtschaft steht im Widerspruch zur Aufgabe der Bewahrung der Schöpfung. Die Aufgabe, eine Alternative zum real existierenden kapitalistischen System zu entwickeln, hat sich die „Akademie für Solidarische Ökonomie“ gestellt. Dr. Fischbeck führte dazu aus: Diese Akademie wurde im Juni 2008 gegründet in der Erkenntnis, dass die Ziele des Konziliaren Prozesses im bestehenden Wirtschaftssystem des globalisierten Kapitalismus nicht erreicht werden können. Es ist die Hauptaufgabe der Akademie, der These von der Alternativlosigkeit des bestehenden Systems entgegenzutreten und zu zeigen, es gibt eine Alternative, sie heißt „Solidarische Ökonomie“. Die Akademie will zeigen, dass es in der Praxis längst Ansätze und Modelle solidarischer Ökonomie gibt, die darauf warten, sich zu entwickeln, um ein neues gerechteres Wirtschaftssystem hervorzubringen.

Nach weiteren Berichten zu Aufgaben bei der Fortführung des Konziliaren Prozesses schloss eine Diskussion die Andacht ab, die mit einer Psalmbetrachtung des Pfarrers der reformierten Schlosskirchengemeinde begonnen hatte.