Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 04/2000  
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Polizei fordert alle zu mehr Nachbarschaftshilfe auf

Anwohner sehen Waldidylle durch Produktionslärm gestört

Die Feuerwehrmänner von morgen

Schönefeld: Auslegung der Planungsunterlagen ab 15. Mai

Prüfung der Gesundheitsverträglichkeit durch medizinische Experten des BVBB

"Einfamilienhausbauten sind in Köpenick schon zuückgegangen"

Fest, Frohsinn und Folklore: der Müggelheimer Sommer im Überblick

Kompost wurde zum Sauen-Kessel

Zehn Jahre Heimatverein - ein Rückblick

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Köpenick präsentierete sich auf weltgrößter Tourismusmesse

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Geschichten aus dem Müggelwald

© 2000 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 01.04.2000

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Geschichten aus dem Müggelwald

Die zertrümmerte Osterhasenwerkstatt

„Hilfe, Hilfe!” Ein jämmerlicher Schrei hallte durch den Müggelwald. „So helft uns doch!” Der Sturm, der durch den Müggelwald raste, übertönte den Schrei und verschluckte ihn. Ein fürchterliches Brausen, Toben und Heulen war zu hören.

Alle Menschen waren in ihren Häusern verschwunden. Die Tiere hatten sich in ihren Höhlen, Kuhlen und Nestern versteckt. Niemand war weit und breit zu sehen.

Was war geschehen?

Eigentlich war es noch Winter. Aber es war ein Winter zum Fürchten. Ein Winter mit so wenigen Schneeflocken und so wenig Kälte, dass die Kinder nicht einmal fröhliche Winterspiele machen konnten. Ein Winter mit sehr viel Regen und unheimlich starken Stürmen.

Auch die Tiere hatten darunter zu leiden. Alles war durcheinander geraten, denn der Frühling hatte noch keine Lust in den Müggelwald zu kommen. Noch war der Winter hier der Boss. Aber wie es aussah, war er ein schlechter Boss in diesem Jahr. Alles ging drunter und drüber in unserem schönen Müggelwald.

Am Schlimmsten waren die Stürme. Sie fegten über Felder und Wiesen, über die Seen und durch den Wald. Sie waren so stark, dass die Bäume ihre liebe Not hatten stehen zu bleiben. Die Bäume ächzten und krachten und hielten sich mit ihren Wurzeln ganz doll im Waldboden fest. Aber so manch alter, morscher Baum wurde einfach aus dem Boden gerissen und fiel um.

Gerade zu dieser Zeit zwischen dem Ende des Winters und dem Frühlingsanfang war der Osterhase unterwegs. Die Vorbereitungen für das Osterfest waren in vollem Gange. Der Osterhase hatte die Hühnereier auf dem Wochenmarkt in Friedrichshagen bestellt. Dort gab es die Eier, die er für die Kinder aus dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes brauchte.

Er musste noch ein paar Tage warten, dann konnte er sie abholen.

In der Zwischenzeit wurde alles in der Osterhasenwerkstatt vorbereitet. Die Farben und die Pinsel, alles stand bereit.

Und dann war es soweit. Am Morgen machten sich die Osterhasen auf den Weg nach Friedrichshagen um die Hühnereier zu holen.

Viele Osterhasenfrauen hatten sich mit ihren Osterhasenkindern in der Osterhasenwerkstatt versammelt um die Eier zu bemalen. Sie warteten auf die Rückkehr der Osterhasen.

Und während sie warteten begann wieder dieser Sturm. Die Bäume, die um die Osterhasenwerkstatt herumstanden, ächzten und stöhnten. Sie bogen sich und wackelten mit ihren Kronen. Es war schauerlich.

Neben der Osterhasenwerkstatt stand Knorri die uralte, dicke Kiefer. Sie hatte es besonders schwer bei solch einem fürchterlichen Sturm. Sie hielt sich tapfer. Aber irgendwie hatte sie keine Kraft mehr. Sie hatte ein komisches Gefühl, als wenn heute noch etwas Schreckliches passieren würde.

Die Osterhasen waren in der Zwischenzeit vom Friedrichshagener Wochenmarkt zurückgekommen. Die Eier lagen auf dem Tisch, die Farbtöpfe waren aufgebaut, die Pinsel lagen bereit. Es konnte losgehen.

Der Sturm hatte seinen Höhepunkt und plötzlich schrie Knorri, die uralte Kiefer: „Ich kann mich nicht mehr halten, ich falle um. Osterhasen groß und klein, rennt ganz schnell aus eurer Osterhasenmalwerkstatt raus. Schnell, schnell, es passiert ein Unglück.” Mit einem gewaltigen Krachen fiel Knorri auf die Osterhasenmalwerkstatt.

Eine unheimliche Ruhe breitet sich aus. Die Osterhasen standen vor ihrer zertrümmerten Osterhasenmalwerkstatt. Ihnen war nichts passiert.

Als sie sich von ihrem Schrecken erholt hatten, schüttelten sie ihre langen Ohren und dann riefen sie: „Hilfe, Hilfe, so helft uns doch.”

Erst als sich der Sturm gelegt hatte, eilten ihnen die Tiere des Waldes zu Hilfe. Die Wildschweine hatten die schwerste Arbeit. Sie mussten Knorri zur Seite schieben.

Was dann zum Vorschein kam, war entsetzlich. Die Ostereier, die Farben, die Maltische, die Stühle, alles war ein dicker, bunter Brei. Es war nichts mehr zu retten. Die Osterhasenmalwerkstatt war zertrümmert.

Alle waren sehr traurig: „Wie sollen wir das nun den Kindern beibringen?”, jammerten die Osterhasen. „Man müsste den Kindern sagen, dass das Osterfest ins Wasser fällt”, sagte eine Osterhasenfrau. „Stimmt nicht, es fällt nicht ins Wasser, sondern es ist von einem Baum erschlagen worden”, sagte ein Osterhasenkind. „Stimmt auch nicht, das Osterfest ist nicht erschlagen worden, sondern nur die Hühnerostereier. Und außerdem kann der Osterhase auch Schokoladenostereier bringen”, sagte ein alter Hase. „Stimmt das nun?“, fragte ein ganz kleiner Osterhase. Ingrid Zweiniger

Viele weitere Geschichten und Märchen aus dem Müggelwald im Überblick finden Sie im Archiv des Müggelheimer Boten!

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