Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 10/2002
Oktober 2002

Inhalt
Sanierung des Müggelturm-Areals stagniert
Die schönsten Vorgärten wurden ausgezeichnet
Im Flutgebiet vor Ort
Zaunklau auf Werkstein-Areal
Von der Dorfapotheke zum Vorzeigeobjekt
Müggelheim hat anders gewählt
Parforce-Jagd im Zeichen des Wahlkampfes
Rückblick auf das Lokale-Agenda-Fest
Keine private Nutzung von öffentlichen Straßen
Schönefeld: Gesprächspartner unterzeichnen Absichtserklärung
Rettet die Kastanien
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Nachrichten aus Gosen
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Leserbriefe

Zum Artikel „Aufgespießt”, in der September-Ausgabe des Müggelheimer Boten

Warum sollten sich eigentlich die Müggelheimer über die geplante Einrichtung eines weiteren „Supermarktes” am Ortseingang aufregen?

- ein bisher brachliegendes Grundstück wird endlich zum Leben erweckt,

- die Geschäftsführer der vorhandenen Einrichtungen werden angeregt, die Qualität und Attraktivität ihres Warensortiments zu verbessern,

- wenn das Angebot dann so ausreichend und zufriedenstellend ist, dass man nicht mehr nach Gosen fahren muss, können wir zufrieden sein - und die Mehrwertsteuer bleibt auch noch in Berlin,

- hier kaufen ja nicht nur die Müggelheimer sondern auch Durchreisende und Touristen ein,

- ein dritter Supermarkt gleicher Bauart wird sicher nicht Einfluss auf den Dorfcharakter haben.

Der erhaltenswerte Dorfcharakter zeigt sich doch eigentlich erst im Bereich des Dorfangers und hier lässt sich sicher noch einiges verbessern. Der Aufruf an die Eigentümer der Grundstücke, ihre Vorgärten freundlicher zu gestalten, war ja schon ein Anfang. Aber viele graue Fassaden im Bereich des Angers könnten mal einen freundlichen Farbanstrich vertragen.

Wenn man von Köpenick kommt, blickt man auf die Hinweistafel zum Dorfjubiläum auf der Mittelinsel und etwas weiter dann auf ein Gebäude, das von Sprayern verunstaltet wurde. Das verschandelt den Dorfcharakter. Unter der Rubrik „Aufgespießt” sollte man noch folgendes erwähnen: Seit bereits zwei Jahren wird der alte Sportplatz neben der Schule im Auftrag des Bezirksamtes, Abt. Jugend und Sport als Bauherr saniert. Eine supermoderne Sportanlage mit Sozialgebäude, Kunstrasen, Tartanbahn und Flutlichtanlage ist entstanden. Seit einigen Wochen wird der Platz von Jugendlichen die über das verschlossene Tor klettern, zum Fußballspielen benutzt und mitgebrachte Flaschen und Tüten bleiben auf dem Platz liegen.

Meine Frage an die Verantwortlichen: Wann wird endlich die teuere Sportanlage eingeweiht und ein Platzwart benannt, der eine ordentliche Nutzung durch Schule, Vereine und Freizeitsportler unter Kontrolle hat. Oder müssen wir noch bis zum nächste Jahr warten? Reinhold Richter

Zu: „Dritter Supermarkt sorgt für Unruhe im Ort“, September-Ausgabe

Ich wohne jetzt inzwischen über 27 Jahre in Müggelheim und habe schon viele Veränderungen außerhalb des Dorfkerns miterlebt.

Was ich aber letzte Woche (KW 36) bemerkte verschlug mir fast die Sprache.

Rechts neben dem neuen Einkaufszentrum Norma mit den angrenzenden kleineren Geschäften und der Pizzeria, die von den Müggelheimern ja sehr gut angenommen wurde, wurde aufgeräumt und platt gewalzt. Ich überlegte noch so bei mir, was wird denn hier gebaut? Kommen jetzt noch ein paar Reihenhäuser und die wirklich nötige neue Kindertagesstätte hierher? An einem der nächsten Tage fuhr ich dann mit meinem Mann dort vorbei und fragte ihn, was hier gebaut wird und er sagte „weiß nicht - aber dort ist ja seitlich ein Schild“. Ich dachte mich tritt ein Pferd, steht doch da tatsächlich „Hier eröffnet demnächst ein Plus-Geschäft“. Nun sagt mir doch mal, braucht denn Müggelheim noch ein Einkaufszentrum? Reicht denn nicht das, was bisher gebaut wurde? Die Geschäfte machen sich doch gegenseitig kaputt. Am Dorfanger ist doch jetzt schon Totentanz angesagt. Brauchen wir denn wirklich noch einen Lebensmitteldiscounter?

Wer entscheidet denn eigentlich bei uns in Müggelheim über solche Baumaßnahmen? Wessen Land und Boden ist oder war das denn? Wo hat denn der Bebauungsplan gehangen?

Ich kann mich noch sehr gut an die Vorgespräche im Dorfklub erinnern, wo über die Bebauung des Ludwigshöheweg gesprochen wurde und wo die noch nicht gebauten Wohnungen vergeben wurden und wo über ein zusätzliches Lebensmittelgeschäft und eine Kinderkrippe / Kindergarten gesprochen wurde und wo es hieß es ist kein Geld da und überhaupt, es ist ja wirklich nicht nötig usw. Sollte nicht eigentlich auch eine Seniorenanlage herkommen? Die hätte ja bestimmt dort besser Platz gehabt. Warum interessiert sich eigentlich keiner für die Krampenmühle? Ich könnte mir auch dort gut ein Seniorenheim vorstellen.

Warum ist eigentlich keine weitere Kinderkrippe / Kindergarten in Müggelheim nötig? Unsere jungen Mütter oder auch Omas müssen die Kinder nach Köpenick bringen, weil unser Kindergarten und die Krippe keine ausreichenden Plätze haben.

Meine Familie und ich sind jedenfalls entsetzt über diese neue Bauaktivität und wir werden die künftigen Einkaufszentren boykottieren.

Uns reichen unsere kleinen Geschäfte am Dorfanger sowie Superspar in Müggelheim und Real in Gosen. Heidemarie Schreiber

Zu: „Richtkrone über Neu-Helgoland” im Müggelheimer Boten 09/2002

Eine Anmerkung zu Beinlängen von Halbwahrheiten

Anlässlich o.g. Richtfestes ließ uns Herr Bezirksbürgermeister Dr. Ulbricht wissen, wie hoch er die Verdienste von Frau Tabbert um den Erhalt des Köpenicker Traditionsstandortes und den Wiederaufbau der Brandruine Neu-Helgoland doch schätze. Und wie negativ er im Gegensatz dazu den Umgang mit dem bereits vor Jahren abgebrannten und inzwischen liquidierten Wald- und Wassserlokal Marienlust am Fuße des Kleinen Müggelberges beurteile. Gut gebrüllt, Löwe! Und auf das Müggelturmareal, Schmetterlingshorst, Teufelssee (und wer weiß noch wie viele aufgegebene Naherholungsstandorte in Treptow-Köpenick) problemlos zu übertragen.

Nur eines verschwieg Herr Dr. Ulbricht anlässlich des so erfreulichen Ereignisses wohlwissend: Er ganz allein trägt in seiner Funktion als Chef des Grundstücksamtes die Verantwortung dafür: Die Ausflugsgaststätten - besser, was davon übrig blieb - befinden sich sämtlichst in bezirklichem Besitz. Und dem fällt seit nahezu einem Jahrzehnt nichts besseres ein, als sie zu Ruinen verkommen zu lassen. Außer Marienlust - ist, wie gesagt, ja abgebrannt. Und wird vermutlich auch nie wieder errichtet werden können. Ohne sich vorher entsprechende Baurechte (im eigenen Haus) zu sichern, ließ das Grundstücksamt die Brandruine vor zwei Jahren (mit viel Geld) beräumen - und verlor damit den für den Standort existentiellen Bestandsschutz. Vollprofis am Werk!

Da in einem hochsensiblen Trinkwassergewinnungsgebiet gelegen, verweigert die Senatsstadtentwicklungsverwaltung nun kategorisch einen Neubau. Aus und vorbei - dem Bezirksamt sei Dank. Wieder eine zukunftsträchtige, aber eben auch sehr lästige Immobilie weg - was der Chef sich da nur aufregt. Berlin-Treptow-Köpenick hat‘s doch! Naherholung, Wirtschaftskraft, Arbeitsplätze, Standortwerbung, Immobilienwerte und nicht zuletzt ein wenig Ortskultur - was geht so etwas unsere Behörden an? Derartige „Anfängerfehler” sind zum Glück der Gastronomin Dagmar Tabbert nicht passiert: Herzlichen Glückwunsch! Und - aufgemerkt Herr Dr. Ulbricht - auch Halbwahrheiten (. . .) haben kurze Beine. Oft sehr viel kürzere, als sich manch einer das so wünscht. P. Bayer