Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 12/2003
Dezember 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schneller zum S-Bahnhof Köpenick
Förderverein treibt Pläne für Ev. Gymnasium voran
Feueralarm in der Schule
Silvester - Bräuche und Historie
Weihnachtsmarkt lockte bei strahlendem Sonnenschein
Sportlergrößen: Karate-Meister Michael Bock
Landrat im "Lieblingskreis" des Kaisers
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbriefe
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 
Sportlergrößen in Müggelheim

Früh übt sich . . .

Der erfolgreiche Karate-Meister Michael Bock

von Gisela Winkelmann

Schon im zarten Kindesalter von vier Jahren begann Michael mit dem Judotraining. Sein Vater war Judomeister und begeisterte seinen Sohn dermaßen für diesen Sport, dass Michael Bock bis heute Kampfsport betreibt. Er hat sich bereits den 5. Dan im Karate und den 5. Dan im Judo erkämpft.

Bis zum erfolgreichen Karatelehrer und -meister war der Weg oft mühevoll. „In der DDR war Karate offiziell verboten und wurde als Schlägersport abgetan. Das bedeutete aber nicht, dass sich der Karatesport keiner Beliebtheit erfreute - er wurde nur illegal betrieben“, erinnert sich der Karate-Meister. Noch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts verboten selbst die Amerikaner die Ausübung dieser fernöstlichen Kampfkünste. Doch bald sahen sie ein, dass sie von der Ausbildung in Judo und Karate mehr profitieren würden, als von deren Verbot. So kam durch die Besetzung Japans, vor allem aber Okinawas, eine erste große Karate-Welle in die Vereinigten Staaten.

Klein-Michael mit 4 Jahren: schon voller Tatendrang

„Einmal im Jahr reise ich in die USA zu Trainingszwecken. Dort treffe ich meinen Großmeister Hidetaka Nishiyama (9. Dan). Er ist der Präsident des traditionellen, internationalen Karateverbandes. An der Sportuniversität in Belgrad bekam ich 1989 ein UN-gefördertes Fernstudium. Hier war mein Lehrer der in Karatekreisen berühmte Dr. Ilja Jorga (8. Dan), der zugleich Begründer des Karatestils Fudokan ist. Mit Jorga verbindet mich noch heute eine herzliche Freundschaft“, so der ehemalige Student des „Sensei“ (Lehrer). Michael Bock ist in Köpenick als Karatelehrer und -prüfer gut bekannt, bereist aber in Sachen Karate die halbe Welt. Asien, Südamerika, die USA und natürlich fast alle Länder Europas. Beruflich hatte er eigentlich die Offizierslaufbahn gewählt. Heute arbeitet er allerdings als Kriminalbeamter - oft bis zu 16 Stunden am Tag. Seit 1999 lebt Bock mit seiner Familie in Müggelheim. Im Souterrain ihres schönen Reihenhauses geben er und seine Frau Sabine Karate-Unterricht. In zehn Gruppen, vom Vorschulkind bis zu den Erwachsenen, erlernen in der kleinen Privatschule 40 Personen wöchentlich die Karate-Kampftechnik von der Pike auf.

Bei einem Glas grünem Tee und dem Blick auf den kleinen, andeutungsweise „japanischen“ Garten, erläutert der Karate-Meister: „In Deutschland habe ich vom nördlichsten Mecklenburg bis nach Bayern 20 Karate-Vereine gegründet. Nur so können die Worte meiner Lehrer weitergetragen werden. Respekt, Achtung und Disziplin sind die Grundregeln beim Karate.“

Seine Schüler sind offensichtlich auch sehr hilfsbereit. So renovieren sie schon hin und wieder mal im Haus, was durch die starke Frequentierung so vieler Personen öfter nötig ist, als üblich. Oder sie kümmern sich um den Garten. Ehefrau Sabine lernte Michael Bock durch den Sport kennen. 1989 wurde geheiratet. Ihre Töchter Anna und Sophia sind dem Kampfsport schon längst zugetan. Die quirlige, vierjährige Sophia steckt allerdings noch in den Anfängen. Und die 12-jährige Anna verkündet verschmitzt: „Mein Papa kann mit den Händen die Luft umdrehen.“

Michael und Sabine Bock 2002 im Trainingslager in den USA.

Bei einem Lehrgang 1991 im schwedischen Malmö wäre dem heute 39-Jährigen allerdings beinahe die Luft weggeblieben. „Nach dem Training kam der Schock: sämtliche Kleidung, Ausweise und Reisegepäck waren aus dem Auto entwendet worden. Barfuß und nur im Karate-Kimono stand ich da. Allerdings wendete sich doch noch alles zum Guten. Ein schwedischer Kapitän nahm mich ohne Papiere auf seinem Schiff von Trelleborg nach Saßnitz mit. Von seiner Kapitänskajüte aus konnte ich alles weitere regeln, wurde gut beköstigt und hatte freie Logis. Das war eine tolle Gastfreundschaft“, erzählt Bock.

Der Karatesport ist erst etwa 100 Jahre alt. Er entwickelte sich sich ursprünglich als waffenlose Selbstverteidigung auf Okinawa. Ein jahrhundertelanges Waffenverbot förderte diesen Sport der ursprünglich „chinesische Hand“, später „leere Hand“, hieß.

Die Geschichte des Wettkampfkarate begann in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als Vergleichskämpfe unter den Hochschulen Japans stattfanden. Zeitgleich verbreitete sich Karate über die ganze Welt. Heute betreiben mehr als 30 Millionen Menschen jeden Alters Karate - allein in Deutschland mehr als 70 000. Der Müggelheimer Karate-Meister Michael Bock steht aktiv und ermutigend in der ersten Reihe.


Michael Bock und seine Erfolge

1998 - 19. EM - Senioren Italien / Caole (Venedig) Start in En-bu, Kata-Einzel und Kata-Team. Platz 7 in En-bu 1998 - INTERNATIONAL TEAM CUP in Vilshofen (Bayern), Start in Kata-Team, 1. Platz
1999 - Yon Dan Prüfung bei Sensei Dr. Ilija Jorga und Verleihung des Titels Renshi 1999 - 7. Europameisterschaft Fudokan in Czechien/ Tanvald, 3. Platz in Kata-Team, 3. Platz in Kumite-Team, 4. Platz in En-bu-Mix, 4. Platz in En-bu Mann / Mann
1999 - Deutsche Meisterschaft in Bayern / Pfarrkirchen, 2. Platz in Enbu, 1. Platz in Kata-Team, 3. Platz Kata-Einzel
1999 - 20. Europameisterschaft der ETKF in Polen/ Warschau, 4. Platz in Enbu Mann / Mann
2000 - 8. Fudokan-Europameisterschaft in Czechien / Prag, 4. Platz in Kata-Team, 3. Platz En-bu Mix, 4. Platz En-bu Mann / Mann
2000 - Deutsche Meisterschaft der TKUD in Berlin, 2. Platz in Kata-Einzel, 1. Platz in Kata-Team, 1. und 2. Platz in En-bu
2000 - Deutsche Meisterschaft der Kampfkünste „Fight to Fight” in Halle 1. Platz in Kata-Einzel 2000 - 21. Europameisterschaft der ETKF in der Ukraine / Kiew, 5. Platz in En-bu Mann / Mann 2000 - Lehrgang in USA / San-Diego bei Sensei Nishiyama Absolvierung der internationalen Trainerlizenz und der internationalen Kampfrichterlizenz in Kata und Kumite B 2000 - 10. Weltmeisterschaft in Italien / Bologna, 7. Platz in En-bu Mann / Mann
2002 - Go Dan-Verleihung durch Sensei Dr. Ilija Jorga