Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 11/2005
November 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
1. Müggelheimer Kulturwochenende: Kartenverkauf läuft auf vollen Touren
Großflughafen: Bald geht's um die Wurst
Kabarett: "Gute Seiten, schlechte Seiten"
Lenas Traum von einer Delfintherapie
Es weihnachtet in Köpenick
Ausflugstip: Textilmuseum
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2005
Müggelheimer Bote
 
Geschichten aus dem Müggelwald

Die Pfefferkuchen, die Fliege und der Weihnachtsmann

von Ingrid Zweiniger

Der Sommer war noch nicht vorbei, da hatte die Fliege Frieda schon die ersten Pfefferkuchen im Supermarkt entdeckt.

„Irgendetwas stimmt doch hier nicht. Der Osterhase war doch gerade erst bei uns im Supermarkt und hatte sich die Schokoladeneier für die Kinder aus dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes geholt. Ich muss zum Weihnachtsmann in den Märchenwald fliegen, damit er das Weihnachtsfest nicht verpennt.”

Die Fliege Frieda machte sich auf den Weg zum Weihnachtsmann. Als sie im Märchenwald ankam und das Haus des Weihnachtsmannes gefunden hatte, war sie erstaunt. Alles war ruhig. Keine Rentiere, keine Schlitten, keine Weihnachtsmannhelfer - nichts.

Frieda flog um das Haus herum, setzte sich auf einen Baum und ruhte sich erst einmal aus. Der Flug vom Müggelwald in den Märchenwald war anstrengend gewesen, denn die Fliege Frieda hatte ja nur kleine, dünne Flügel und mit diesen Flügeln konnte sie nicht so schnell fliegen wie ein Vogel. Aber sie hatte es geschafft und darauf war sie stolz.

Nach einer Ruhepause auf dem Baum flog sie zum Weihnachtsmannhaus. Sie fand ein kleines Loch und flog hinein. Es war alles dunkel. Plötzlich hörte sie ein lautes Schnarchen. Sie flog durch die Räume und fand den Weihnachtsmann in seinem Bett. Frieda setzte sich auf seine Nase, um ihn wach zu machen. Aber er schnarchte weiter. Sie tanzte auf seiner Nase herum, bis er aufhörte zu schnarchen und wach wurde. Und jetzt musste Frieda aufpassen, denn eine Hand schlug nach ihr und versuchte sie zu verjagen. „Weihnachtsmann, Weihnachtsmann, werde endlich wach. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.”

Der Weihnachtsmann rieb sich die Augen. „Was willst du denn hier? Warum machst du mich jetzt schon wach? Es ist noch nicht Weihnachten. Das weiß ich, denn ich bin noch müde. Und erst wenn ich ausgeschlafen habe, fangen die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest an. Also was ist so wichtig, dass du mich in meinem Schlaf störst?”

„Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und ich bin zu dir gekommen, damit du es nicht verschläfst.”

„Also das stimmt nicht”, sagte der Weihnachtsmann, „wer hat dir denn so einen Blödsinn erzählt?”

„Hat mir keiner erzählt”, sagte Frieda, „ich habe die Pfefferkuchen im Supermarkt gesehen. Und das stimmt doch, wenn die Pfefferkuchen da sind, dann ist auch das Weihnachtsfest da und dann muss der Weihnachtsmann kommen. Oder?”

Der Weihnachtsmann sprang aus seinem Bett. Hatte die Fliege Recht? Hatte er die Zeit verschlafen? Er lief vor die Tür. Aber was war denn das? Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war warm. Das Laub an den Bäumen war noch grün und die Gänseblümchen standen auch noch auf der grünen Wiese. Spätsommer war es und der Weihnachtsmann hatte noch viele Wochen Zeit bis zum Weihnachtsfest. „Komm zu mir, du kleine Fliege. Ich werde dir jetzt was erzählen. Ich bin dir nicht mehr böse, dass du mich wach gemacht hast. Du hast es ja nur gut gemeint, weil du Angst hattest, dass die Kinder ihre Weihnachtsgeschenke nicht bekommen. Stimmt‘s?”

„Ja, das stimmt und ich hatte natürlich auch an die Tiere gedacht, denn du bringst ihnen doch immer etwas in den Wald. Aber nun sag mir mal, warum die Pfefferkuchen schon im Sommer im Supermarkt liegen, wenn du zu dieser Zeit noch schläfst und das Weihnachtsfest gar nicht vorbereiten kannst?”

„Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, dass die Adventszeit nach dem Totensonntag beginnt. Und in der Adventszeit wird das Weihnachtsfest vorbereitet. Da werden Pfefferkuchen, Stollen und Plätzchen gebacken. Da kommen meine Rentiere aus dem Norden und die Säcke mit den Wunschzetteln der Kinder. Und wenn die Kinder Glück haben, dann fallen auch die Schneeflocken vom Himmel. Weißt du Frieda, es gibt Regeln, es gibt Gewohnheiten und es gibt Bräuche. Aber daran halten sich die Chefs von den Supermärkten nicht. Vielleicht muss ich eines Tages schon zur Osterzeit die Pfefferkuchen verschenken und der Osterhase läuft am Weihnachtsabend mit seinen Ostereiern durch den Müggelwald und versteckt sie. Aber ich sage dir, mit mir nicht! Ich bin der Weihnachtsmann und bleibe der Tradition des Weihnachtsfestes treu und zwar in der Winterzeit, so wie es immer war. Und nun fliege wieder zu deinen Pfefferkuchen in den Supermarkt. Frohe Weihnacht!”