Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 01/2007
Januar 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Weite Einsatzwege der Köpenicker Polizei
Der Wald und seine Geheimnisse
Auf Pfoten durch den Müggelwald
Müggelheim im Visier der Ahnenforscher
Rückblick: Schönes und Trauriges aus Müggelheim
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Müggelheim im Visier der Ahnenforscher

Arbeit über die Ureinwanderer unseres Dorfes geschrieben

Wer sich mit Auswanderern beschäftigt, stößt vor allem immer wieder auf die vielen Familien, die es nach Amerika verschlagen hat. Doch zwei Ahnenforscher haben sich jetzt einer innerdeutschen Auswanderergruppe zugewandt. „Wer waren die Auswanderer von Odernheim am Glan nach Müggelheim in Brandenburg im Jahr 1747“ ist Titel der Arbeit von Fritz Giese und Martina Rohde. Sie haben die Familienverhältnisse und den Werdegang der 20 „Ureinwohner“ Müggelheims verfolgt. Quasi als Geburtstagsgeschenk zum 260. Jahrestag unseres Dorfes, wird jetzt dem Verbleib der Ursprungs-Einwohner nachgegangen. Hier eine Zusammenfassung der Arbeit.

Die bekannten Auswandererunterlagen erwähnen allerdings nur die Namen der männlichen Erstauswanderer. Frauen und Kinder finden in den Unterlagen keine Erwähnung. Einige Namen der Auswanderer sind auch heute noch in Müggelheim bekannt (teilweise in abgeänderter Schreibweise). Die Nachfahren anderer Ureinwohner sind dagegen schon längst weggezogen, zum Teil bereits kurz nach der Auswanderung, so wie Dietrich Strubel und Jakob Brunner, die kurz nach der Auswanderung wieder zurück nach Odernheim zogen.

Noch einmal ein kurzer Abriss der Geschichte: Im Herbst 1746 hatten etliche Odernheimer Familien ihren Grundbesitz verkauft, um nach Amerika auszuwandern. In dieser Zeit sandte der „Alte Fritz“ Werber aus, um Kolonisten für Arbeiten am Oderbruch zu gewinnen. Die Odernheimer hörten von dem Werber. Zwei Abgesandte namens Friedrich Werger und Veit Port machten sich zu ihm nach Frankfurt auf den Weg. Der wollte die Odernheimer eigentlich gar nicht haben, schickte die beiden Abgesandten aber zum König nach Berlin, der dann die Odernheimer Familien nach Brandenburg einlud. Werger und Port wurden nach ihrer Rückkehr in der Pfalz gefangen genommen, weil die ganze Angelegenheit der Obrigkeit nicht gefiel. Veit Port konnte entfliehen und wenig später machten sich 17 Odernheimer und drei Oberhauser Familien auf nach Müggelheim. Friedrich Werger kam später frei.

Die beiden Ahnenforscher griffen bei der Suche nach Einzelheiten der Personen vor allem auf Kirchenbücher aus Odernheim, Müggelheim und Köpenick zurück. Eine schwierige Suche, da nicht alle Bücher ordentlich geführt wurden, teilweise auch nicht mehr vorhanden waren. Auch die Schreibweise der Namen änderte sich über die Jahrhunderte.

Und das waren die „Gründungsväter“ Müggelheims: Friedrich Werger (Nr.1), Heinrich Wedener (Nr.2), Dietrich Strubel (Nr.3), Johann Peter Werger (Nr.4), Peter Hembt (Nr.5), Adam Catholi (Nr.6), Leonhard Port (Nr.7), Wilhelm Kühn (Nr.8), Jacob Brunner (Nr.9), Veit Port (Nr.10), Friedrich Luther (Nr.11), Paul Marx (Nr.12), Johann Nicolaus Port (Nr.13), Wilhelm Grimm (Nr.14), Johann Philipp Wölffing (Nr.15), Philipp Jacob Rauch (Nr.16), Johann Beyer sen. (Nr.17), Johann Beyer jun. (Nr. 18), Paul Wolff (Nr.19) und Johann Paul Tisch (Nr.20). Die Nummern in Klammern beziehen sich auf die zugeordneten Hausnummern der Angergehöfte.

Familie Hembt kann den kuriosesten Weg aller Auswandererfamilien vorweisen. „Wenn man den Weg zurückverfolgt, kommt man über Schwelm und Flandern nach Hempton in England, von wo die Hembts ursprünglich stammen“, verrät Ahnenforscher Fritz Giese.

Dietrich Strubel, Gehöft Nummer 3, hielt es nicht lange in Müggelheim. Ihn verschlug es bereits 1748 nach Amerika. Am 5. September 1748 landete er mit dem Schiff in Philadelphia.

Johann Peter Werger und seine Ehefrau Elisabeth Catharina Port (Nummer 4) blieben anscheinend kinderlos. Peter Hembt aus Nummer 5 heiratete Ottilie Luther. Sie bekamen vier Kinder, von denen nur der Sohn Johann Peter ein gesegnetes Alter von 80 Jahren erreichte.

Adam Catholi (Nummer 6) stammte ursprünglich wahrscheinlich aus Rehborn. Zusammen mit Anna Christina Fröhlich hatte er fünf Kinder, von denen bis auf eines alle noch in Odernheim geboren wurden.

Leonhard Port (Nummer 7) heiratete bereits in Odernheim Maria Catharina Beyer. Einer der vier Söhne wurde noch in Müggelheim geboren. Doch drei Jahre nach der Auswanderung starb Maria Catharina bereits.

Traurige Berühmtheit erlangte Anna Christina Kalbach, Witwe von Johann Wilhelm Kühn. Sie war der erste Sterbefall in Müggelheim am 6. April 1748. Ihr Sohn Johann Wilhelm war zu diesem Zeitpunkt gerade 14 Jahre alt.

Auch Jacob Brunner gab seine Kolonistenstelle (Nummer 9) kurzfristig wieder auf. Schließlich wurde die Tochter Maria Magdalena bereits wenige Monate nach der Auswanderung in Odernheim geboren. Gemeinsam mit Dietrich Strubel befindet sich der Name der kleinen Familie auf der Passagierliste nach Pennsylvania / USA Und noch ein Odernheimer befand sich mit an Bord: Leonhard Weydner, der Bruder von Heinrich Weydner. Auch letzterer hatte seinen Kolonistenstatus nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Er wurde später durch den Kolonisten Friedrich Faber ersetzt.

Veit Port war mit Friedrich Werger einer der beiden Abgesandten, die die ganze Auswanderung organisiert hatten. Er ist schon recht früh gestorben. Seine Frau Marie Elisabeth Welfing (Wölffling) hat schon kurze Zeit drauf wieder geheiratet - einen Genzler.

Friedrich Luther aus der Nummer 11 kehrte ebenfalls kurz nach der Auswanderung wieder nach Odernheim zurück. Er wurde dann in dem Kolonistendorf durch Martin Gaentzler ersetzt.

Paul Marx und seine Frau Anna Maria Auener wohnten in Nummer 12. Sie brachten am 7. Juli 1747 die ersten echten Müggelheimer auf die Welt - die Zwillinge Johann Paul und Thomas Philipp. Anna Maria war also bereits hochschwanger, als sie sich auf die beschwerliche Reise machte.

In der Nummer 13 lebten Johann Nicolaus Port und Anna Catharina Hoffmann, die zusammen vier Söhne hatten.

Wilhelm Grimm und Anna Elisabeth Rauch lebten in der Nummer 14.

Johann Philipp Wölffing und Magdalena Graf (Greff) bewohnten mit ihren fünf Kindern die Nummer 15. Unklar ist nach den Recherchen von Giese und Rohde, ob Wölffing später zurückgekehrt ist nach Odernheim um seine Familie zu holen, oder erst später aussiedelte als die anderen. Denn sein Sohn Johann Jacob ist noch im September 1747 in Odernheim geboren. Und im Dezember 1747 wurde das Ehepaar zu Taufpaten der Brunner-Tochter in Odernheim.

Der Metzger Philipp Jacob Rauch heiratete seine Elisabeth Catharina Imbsweiler bereits 1728. Mit den sieben Kindern lebten sie im Gehöft Nummer 16.

Johann Jacob Beyer und Maria Elisabeth Imschweiler hatten zwei Söhne und lebten in Nummer 17. Der eine Sohn, Johann Jacob Beyer jun. heiratete bereits 1744 Anna Catharina Kühn in Oberhausen. Von ihren acht Kindern sind immerhin sieben in Müggelheim geboren. Müggelheims großer Sohn, Johann Jacob Baeyer entstammt dieser Linie. Er wurde 1794 in Müggelheim geboren - eine Generation später. Als Geodät setzte er Maßstäbe bei der internationalen Erdvermessung. Dessen Sohn Adolf wiederum wurde als berühmter Chemiker von König Ludwig II. von Bayern in den erblichen Adelsstand erhoben. Dessen Sohn wiederum, Dr. Hans Ritter von Baeyer, wirkte als Professor der Orthopädie in Heidelberg.

Paul Wolff und Charlotte Friederike Hasensteb lebten mit ihren drei Söhnen in der Nummer 19. Bereits 1760 soll das Wolffsche Anwesen auf einen Brunner übergegangen sein, und das, obwohl die Familie dort noch jahrelang lebte und auch in Müggelheim starb.

Johann Paul Tisch und Anna Maira Porth heirateten noch 1746 in Odernheim, bevor sie nach Müggelheim auswanderten und in Nummer 20 lebten. Bis auf die älteste Tochter sind alle sieben Kinder in Müggelheim geboren. Der Name Tisch hat für Müggelheim eine besondere Bedeutung, da der Bruder Johann Peter Tisch, der erst 1749 nach Müggelheim zog, die erste Lehrerstelle dort besetzte und auch die Aufzeichnungen über die Geschichte des Dorfes schrieb.

Wie bereits beschrieben, gab es innerhalb kurzer Zeit einige Wechsel bei den Auswanderern. So kamen bis 1751 drei neue Familien an, die die Rückkehrer ersetzten. Zum einen der Bäcker Friedrich Faber und Anna Margarethe Imschweiler, die in die Nummer 2 einzogen. Sie hatten zusammen neun Kinder, von denen bereits fünf in Meisenheim geboren wurden.

Philipp Beyer (vermutlich der Bruder von Johann Jacob Beyer jun.) und Anna Maria Ehling ersetzten mit ihren fünf Kindern die Familie Brunner in der Nummer 9.

In die Nummer 11 zogen Martin Gaentzler und Anna Catharina Schmidt. Sie ersetzten Friedrich Luther. Von den acht Kindern sind die ersten drei in Siefersheim geboren.

Über das Paar Heinrich Hargesheimer und Maria Margaretha Justporren fanden die Forscher wenig heraus. Vermutlich stammt Hargesheimer aus Lettweiler, wo der Name auch heute noch bekannt ist. Die Familie mit ihren acht Kindern ersetzte Familie Strubel in Nummer 3, hielt sich aber auch nicht lange und zog 1825 nach Friedrichshagen weiter.

Verwandtschaftsbeziehungen gab es reichlich bei den Auswanderern. Auf die beziehungen der Tisch-Brüder wurde bereits hingewiesen, auch die Beyers sind klar. Leonhard und Johann Nicolaus Port und ihre Schwestern Anna Margarethe Porth (verheiratete Tisch) und Elisabeth Catahrina Port (verheiratete Strubel) waren Vettern und Kusinen von Veit Port. Johann Philipp Wölffing, Anna Maria Welfing (verheiratete Brunner) und Maria Elisabeth Welfing (verheiratete Porth) waren Geschwister.

Zur 150 Jahrfeier Müggelheims waren noch etliche der ursprünglichen Namen vertreten: Marx, Genzler, Höltz, Grimm, Hembt, Rauch, Leopold, Catholy, Beyer - einige davon sogar mehrfach. Und noch heute sind etliche der Namen im Dorf vorhanden. Übrigens: Auch die Autoren Martina Rohde und Fritz Giese gehören zu den Nachfahren der Müggelheimer Gründungsväter.

Alle Angaben, die hier wiedergegeben werden, beruhen auf der Arbeit der beiden Ahnenforscher und es wird keine Gewähr für die Richtigkeit übernommen. Zusammengefasst von Simone Jacobius