Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 07/2007
Juli 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Parkplatzmangel größtes Ärgernis
Aktuelles vom BVBB
Benzinpreise steigen unermüdlich
85 Jahre Freiwillige Feuerwehr
Angerfest: Gelungenes Geburtstagsfest
Müggelheimer Künstler im Porträt
Ärger um geplante Spreequerung
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
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Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote





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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Im Urlaub

Von Marianne Schäfer

Schon Ende Mai begann die große Rosenblüte. In vielen Gärten sah ich die schönsten Rosenbüsche in wunderbaren Farben. Ausgerechnet jetzt gab es viele Gewitter mit starken Regengüssen. Trotzdem hielten sie Stand und es blühten immer mehr Sorten auf. Einen Trost gab es, an den Dornen bewehrten Trieben krochen die schleimigen Schnecken nicht hoch. Es gibt nur wenige Pflanzen, welche von den gefräßigen „Schleimern“ verschont werden. Nur konsequentes Absammeln ermöglicht es den restlichen Pflanzen, wenn auch lädiert, zu überleben.

Die Rosenblüte neigte sich dem Ende zu, da ergab es sich für mich ganz plötzlich, für eine knappe Woche auf meine geliebte Insel Hiddensee zu fahren. Schon die Fährfahrt von Stralsund aus ist Urlaub. Die frische Luft, das Glitzern des Wassers und das langsam immer näher sichtbare „Söte Lännekin“ lässt alle Gedanken an Zuhause verfliegen. Dann war ich angekommen und alles war vertraut wie immer. Ich lief durch den Ort Kloster, einige Geschäfte hatten noch auf, mehrere Kremser, gezogen von kräftigen Pferden hatten kaum noch Fahrgäste. Für heute ist Feierabend, gleich geht’s auf die grünen Wiesen, wo die Pferde wiehernd von den anderen begrüßt wurden.

Am nächsten Morgen die erste Wanderung in Richtung Grieben. Noch liegen die Hügel, die Wiesen im morgendlichen Dunst. Die Ried gedeckten kleinen Häuser von Grieben scheinen sich zu ducken. Beim Näherkommen sehe ich, dass in jedem Garten prächtige Rosenbüsche blühen. Am Straßenrand blühen kunterbunt hohe, zart violett-farbene Malven, Natterkopf und Ochsenzunge blühen in so leuchtendem Blau, sie müssen bewundert werden. Daneben zarte gelbe Dolden des Habichtskraut, weiße Schafgarbe und roter Mohn. Auf dem Rückweg pflücke ich mir einem kleinen Strauß. Ich gehe an den alten, kapitalen Weiden vorbei. Etliche von ihnen sind auseinander gebrochen. Geborsten und gesplittert sind die dicken Stämme. Blühende Hollunderbüsche stehen ebenfalls am Weg. Die Landschaft wird flacher und ich kann den alten und den neuen Bessin sehen, welche sich immer weiter in die See ausbreiten. Hohes Schilf begrenzt jetzt den Weg. Rechts könnte man jetzt von der Betonplattenstraße zum Bessin abbiegen. Beide Landarme sind Vogelrast- und Brutgebiete, und als solche zu Naturschutzgebieten ernannt. Nur auf dem alten Bessin kann man etwa zwei Kilometer bis zu einem Beobachtungsturm wandern.

Auf der anderen Seite der Betonstraße schwingen sich die Hügel des Dornbusch in die Höhe. Der Swantivit hat zwei hohe, steile Spitzen und noch weiter westlich leuchtet jetzt im Sonnenschein der große Leuchtturm vom Dornbusch herüber. Er steht auf der größten Anhöhe. Sein Fuß ist umkränzt von Weißdornbüschen. Ich wandere auf schmalen Wegen auf den Leuchtturm zu. Da steht auf der Wiese ein wunderschöner Rosenbusch. Klares Rosa der weit geöffneten Blüten leuchtet gegen den zart blauen Himmel. Dabei denke ich an die Geschichte von Hiddensee. In grauer Vorzeit war das Inselchen schon besiedelt. Der Mischwald wurde zur Gewinnung von Bauholz und Brennholz genutzt.1628 wurde auf Befehl von Wallenstein, um den Dänischen Truppen die Möglichkeit zu nehmen, Holz für Schiffsbau und dgl. zu haben, der gesamte Baumbestand gefällt. Öd und leer war nun das arme Inselchen. Nur auf der Höhe hatte ein Rosenbusch überlebt. Nach ihn wurde die Höhe mit all seinen Hügelchen und der darunter liegenden Steilküste benannt: „Der Dornbusch“.

Inzwischen hat der Dornbusch viele Nachkommen über die ganze Insel verteilt. Erst 1870 wurde wieder damit begonnen aufzuforsten. Ich sitze allein auf einer Bank, spiele ein bisschen auf meiner Mundharmonika, lausche dem Klang nach und meine Gedanken wandern. Da gab es doch einen uralten Rosenstock - ich glaube es war am Hildesheimer Dom und damit war eine wundersame Geschichte verbunden. Aber urkundlich wurde der Rosenstock im 11. Jahrhundert erwähnt. Es ist eine sogenannte Hundsrose - bot. Rosa canina. Als der Bischof Hezilo das abgebrannte Gotteshaus wieder aufbauen ließ, hatte die alte, damals schon sagenumwobene Rose die Feuersbrunst überlebt. Sie wurde besonders geschont bei dem nun folgenden Bauarbeiten. Der tausendjährige Rosenstock von Hildesheim grünt und blüht noch immer. Er wird liebevoll und fachgerecht gepflegt und sein Wurzelbereich an der Apsis ist durch ein Eisenzäunchen geschützt.

An anderen Tagen fuhr ich mit dem Fahrrad bis nach Neuendorf. Zuvor, durch Vitte radelnd, habe ich große und gesunde Rosenbüsche an den weiß gekalkten Häusern gesehen. Zu dem alten, total mit sorgsam geschnittenen Efeu bewachsenen Haus, ebenfalls riedgedeckt, sehe ich besonders aufmerksam hin. Hier wohnt die über 90 jährige Inselfotografin, Frau Ebelt. Sie macht wohl gerade ihr Mittagsschläfchen, schade, sie freut sich immer wenn jemand sich mit ihr unterhält. Dann in Neuendorf, das Dorf in dem kaum ein Grundstück einen Zaun hat und immer irgendwo Wäsche lustig im Wind auf der Leine flattert, blüht es auch wunderschön.

Dicht am Hafen auf den Wiesen blühen tausende Mohnblumen und an den Häusern wieder die Rosenpracht in gelb und orange. Von Süd-West zieht eine riesige Wolkenwand auf. Zuvor war schon eine kleine Husche herunter gekommen, welche ich beim Mittagessen in einer Gaststätte gut überstanden hatte. Aber nun, es war faszinierend was sich da am Himmel aufbauschte, dicke quellende Wolkentürme, die oberen hell, die im Vordergrund Violett dunkel, drohend. Also nichts wie weg. Viele Urlauber dachten genau so. Wir sausten mit den Rädern die Straße entlang, durch die Pfützen des vorherigen Regens, aber schon kamen die ersten dicken Tropfen. Da, noch um die Kurve herum, da ist die Gaststätte Heiderose. Keiner hatte die Zeit das Rad anzuschließen, nur rein in den Gastraum. Aber es gab noch schöne sonnige Tage auf dem „söten Lännekin“. Dies war mein 20. Urlaub auf Hiddensee, aber sicherlich reise ich bald wieder dorthin.