Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 09/2007
September 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Abriss der ASB-Station verschoben
Künstler im Porträt: Luzid
Treu zu Müggelheim: die Pferde
Enttäuschung nach Oldtimer Rallye
Probleme mit dem Körpergewicht
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Geschichten aus dem Müggelwald

Paulchens Schnitzel

von Ingrid Zweiniger

Das kleine Wildschweinbaby hatte einen gruseligen Traum. Die Mama war weg. Ein Auto hatte sie tot gefahren. Weinend wachte das kleine Wildschwein auf. Es schaute sich um. Wo war die Mama?

„Mama, wo bist du? Warum bin ich so allein? Wo sind denn meine vielen Geschwister?” Als sich das kleine Wildschwein beruhigt hatte, kamen so langsam seine Erinnerungen zurück. Ja, es stimmte, der gruselige Traum war Wirklichkeit.

An einem schönen Abend im Frühsommer nahm die Wildschweinmutter ihre Frischlinge, das sind die Wildschweinkinder, um mit ihnen einen langen Spaziergang durch den Müggelwald zu machen.

„Bevor wir losgehen, muss ich euch noch sagen, dass ihr alle schön zusammenbleiben müsst. Keiner darf alleine loslaufen, denn im Wald und auf der Straße lauern Gefahren auf euch.“

„Mama, was sind denn Gefahren? Kann man die fressen?”

Die Wildschweinmutter musste lachen. „Ihr denkt auch nur ans Fressen, meine kleine Bande. Nein, Gefahren kann man nicht fressen, die schmecken nicht. Also passt auf. Eine Gefahr kann ein Jäger sein, weil er euch totschießt, wenn ihr größer seid. Eine Gefahr kann ein Wolf sein, weil er euch auffrisst. Aber zum Glück gibt es im Müggelwald keine Wölfe. Aber eine Gefahr kann auch ein Auto sein, weil es euch tot fährt. Mehr Gefahren fallen mir im Moment nicht ein. Alles klar?”

„Ja Mama, alles klar. Können wir nun losgehen? Wir freuen uns schon auf den Spaziergang.”

Die Rotte machte sich auf den Weg. Es war schön im Müggelwald. Viele Würmer und Käfer gab es im Unterholz, die man fressen konnte. Und auch das Spielen und Rumtoben machte Spaß. Eine schöne Nacht, wenn nicht die Straße gewesen wäre, auf der ein Auto herangebraust kam.

Die Frischlinge erkannten nicht die Gefahr. Sie hatten vergessen, was ihnen die Wildschweinmama gesagt hatte. Sie liefen ohne zu gucken auf die Straße. Um ihre Kinder zu retten, stellte sich die Wildschweinmama vor das Auto und wurde totgefahren.

Genauso war es. Jetzt konnte sich der kleine Frischling wieder daran erinern. „Die Mama ist tot, aber wo sind meine Geschister? Warum bin ich so alleine?” Das kleine Wildschwein lief viele Tage durch den Wald, aber es fand seine Geschwister nicht mehr. „Was soll ich machen? Ich muss mir ein neues Zuhause suchen.”

Eines Tages kam es an einem Haus vorbei. Es hörte ein komisches Geräusch und plötzlich stand ein großes, dickes schwarzes Tier vor dem kleinen Frischling. „Hallo, ich bin Paule”, sagte das große, dicke, schwarze Tier, „und wer bist du?”

„Ich bin ein kleines Wildschwein. Meine Mama ist tot und meine Geschwister sind alle weg. Ich suche ein neues Zuhause.”

Paule sah das kleine Tier an. Es tat ihm leid.

„Wenn du möchtest, dann kannst du bei uns bleiben. Ich bin auch ein Schwein. Allerdings kein Wildschwein, sondern ein Hängebauchschwein. Aber das macht ja nichts, oder?”

„Nein, das macht gar nichts. Ich freue mich riesig, dass ich bei dir bleiben darf. Und außerdem ist es auch egal, wie man aussieht, denn ein Schwein bleibt ein Schwein. Habe ich recht?”

Paule musste lachen. „Du wirst bestimmt mal ein richtig schlaues Wildschwein. Aber nun etwas anderes. Hast du einen Namen?”

„Nein, habe ich nicht”, sagte das kleine Wildschwein.

„Weißt du, als ich dich gesehen habe, musste ich an ein Schnitzel denken. Du siehst aus, wie ein lecker gebratenes Schnitzel. Und deswegen bekommst du den Namen Schnitzel von mir. Einverstanden?”

„Ich bin einverstanden, aber nur, wenn ich jetzt mit dir kuscheln darf.” Beide legten sich ins Gras und Schnitzel fühlte sich sauwohl bei seinem Paule.