Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 5/2009
Mai 2009
Müggelheimer Bote

Inhalt
Saisonstart mit Hindernissen
Biber hat jetzt auch in Köpenick Einzug gehalten
Eine Stadt wird 800
Enten: Bitte nicht füttern!!
Die Sorgen der Schule
Weitere Meldungen
MehrWert für Müggelheim
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Polizeibericht
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Archiv
Müggelheim im Internet
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Müggelheimer Bote





Realisation:
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Eine Stadt wird 800

Ausgewählte Geschichtsdaten

1614
Gründung der Köpenicker Bäckerinnung
1631
1. Mai: (Dreißigjähriger Krieg) König Gustav Adolf von Schweden bezieht sein Hauptquartier im Schloss Köpenick.
1677
Abriss des alten Renaissance-Schlosses und Neubau des heutigen Barock-Schlosses nach Plänen des Niederländers Rutger van Langevelt.
1683
7. Sept.: Der Apotheker Johann Georg Neugebauer erhält die Erlaubnis zur Eröffnung einer „Amts- und Stadtapotheke”
1685
29. Oktober: Das „Edikt von Potsdam” des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg holt die in Frankreich verfolgten Protestanten (Hugenotten) nach Brandenburg. 26 Familien davon siedeln in Köpenick und begründen das Textilhandwerk.
1703
Es entsteht der kleine barocke Vorgängerbau des heutigen Rathauses von 1905.
1711
16. Oktober: Zwischen Berlin und Frankfurt/O. wird eine Postlinie eingeführt, die zwei mal wöchentlich verkehrt und in Köpenick Station macht.
1718
31. März: Mit dem „Edikt wegen Abstellung des Voll-Saufens” soll im Land Brandenburg gegen den übermäßigen Alkoholkonsum vorgegangen werden.
1730
28. Okt.: Im Wappensaal des Köpenicker Schlosses tritt das königliche Kriegsgericht zusammen, um gegen Kronprinz Friedrich II. und seinen Freund Leutnant von Katte wegen ihrer geplanten England-Flucht zu verhandeln. Auf Geheiß des Königs wurde die verhängte Haftstrafe gegen Katte in die Todesstrafe gewandelt und in Küstrin vollstreckt. Bei der Hinrichtung durch Enthaupten musste der Kronprinz zusehen und wurde angeblich ohnmächtig.
1734
9. Dezember: Während einer Jagd des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, im Köpenicker Forst wurden 800 Wildschweine erlegt. Diese Zahl verdeutlicht den hohen Wildbestand der damaligen Zeit in den Köpenicker Wäldern. Der Soldatenkönig war ein begeisterter Jäger.
1744
26. Februar: Der Landjäger Friedrich Wilhelm Bock erhält das Vorwerk Haselwinkel (heute Hessenwinkel) als Erbverschreibung zum Geschenk.
1747
1. Juni: Datum der Erbverschreibung für 20 Familien aus Odernheim/Pfalz und dem Nachbarort Oberhausen zur Ansiedlung auf dem „Köpenickschen Werder” als Gründungsurkunde des Dorfes Müggelheim. König Friedrich II. soll dem Ort den Namen gegeben haben. Die Müggelheimer feiern jährlich an diesem Tag ihr „Angerfest” zum Gedenken ihrer Ortsgründung.


Köpenicks lange Industrietradition

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Industriealisierung in Köpenick. Durch die günstige Lage an den Wasserwegen von Spree und Dahme und vor allem nach der Inbetriebnahme der Eisenbahnverbindung Berlin-Frankfurt (Oder) am 23. Oktober 1842 mit einem Bahnhof in Köpenick siedelten sich auf dem noch freien Bauland größere und kleinere Unternehmen an. Denn ebenso wie der Transport der Fertigerzeugnisse war der Antransport der Rohstoffe und Materialien von großer Bedeutung und dafür waren der Schiffsverkehr und die Bahnschiene die Voraussetzungen.

Welche Bedeutung der Bahnhof Köpenick bekam, zeigt die rasante Entwicklung der rollenden Transportmittel: Verfügte die Eisenbahn 1845 noch über 27 Lokomotiven und 324 Waggons, so waren es 1869 bereits 246 Lokomotiven und 5 046 Waggons.

Köpenick war nie eine Ackerbürgerstadt, wie sie für die Mark Brandenburg typisch ist. Die günstige Lage am Zusammenfluss von Spree und Dahme hat den Handel befördert und durch den Ausbau von Kanälen Verbindungen zu weiten Handelsplätzen möglich gemacht. Die Nähe zu Berlin spielte eine Rolle, denn alle Schiffe für die aufblühende Residenzstadt mussten an Köpenick vorbei. Diese Schiffe brachten nicht nur Nachrichten mit, sie gaben auch Arbeit für verschiedene Berufe. Die Schiffer brauchten Verpflegung und möglicherweise auch mal Reparaturleistungen. Schmiede, Schneider, Bäcker, Fleischer, sie alle hatten Vorteile durch die Wasserstraße.

Ein herausragendes Gewerbe war, wegen der großen Wasserflächen die Köpenick umgeben, das Fischereiwesen. Die Fischer hatten sich schon frühzeitig (1573 !) zu einer starken Innung zusammengeschlossen.

Mit der Ansiedlung der Hugenotten in der Freiheit blühte das Textilgewerbe auf. Den Beinamen „Berliner Waschküche” bekam Köpenick im 19. Jahrhundert, als zunächst mehrere kleine Unternehmer sich darauf spezialisierten, Waschaufträge aus der aufblühenden Hauptstadt Berlin zu übernehmen und später sich Großbetriebe wie Spindler oder Landrock in Köpenick nieder ließen.

Als „Mutter” des Wäschereigewerbes wird Henriette Lustig bezeichnet, die als erste Lohnwäscherei übernahm und die Wäsche mit einem Hundegespann an ihre Kunden in Berlin auslieferte. Elektroindustrie und Schiffbau wurden zum Ausgang des 19. Jahrhunderts die größten Arbeitgeber in Köpenick.